Ehe-Aus von Giorgia Meloni:Io sono Single

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Georgia Meloni und Ex-Lebensgefährte Andrea Giambruno hatten sich offenbar schon länger entfremdet. (Foto: M. Kappeler; R. Monaldo/dpa)

Die italienische Ministerpräsidentin trennt sich von ihrem umstrittenen Lebenspartner und wird offiziell zur alleinerziehenden Mutter.

Von Marc Beise, Rom

Ein Thema mehr für die bunten Blätter und ein Problem weniger für die politisch interessierte Öffentlichkeit in Italien: Die erste Frau des Landes trennt sich offiziell von ihrem langjährigen Lebensgefährten. Nicht länger muss die Nation darüber nachdenken, ob die absonderlichen Aussagen, die der Fernsehjournalist Andrea Giambruno regelmäßig raushaut, auch die Meinung seiner Partnerin sind, die bisher zu fast allem schwieg.

Nicht aber Andrea Giambruno, 42. Der leugnete wahlweise den Klimawandel, hetzte gegen Migranten und ätzte über rechthaberische Deutsche. Vor allem aber entpuppte sich Giambruno als ziemlicher Macho, der mit seinen sexistischen Äußerungen dem früheren US-Präsidenten Donald Trump in keiner Weise nachsteht. So sagte er zum Beispiel öffentlich, Frauen seien selbst schuld, wenn sie betrunken vergewaltigt würden. Bekannt geworden sind auch Szenen aus dem Redaktionsalltag im Fernsehen, weil versehentlich das Mikro noch offen war, und Giambruno Kolleginnen und weibliche Gäste billig anmachte.

Meloni, 46, hat ihren Lebenspartner gelegentlich verteidigt. Am Freitag schrieb sie auf der Plattform X (früher Twitter): "Meine Beziehung zu Andrea Giambruno, die fast zehn Jahre dauerte, endet hier. Ich danke ihm für die wunderbaren Jahre, dass wir Schwierigkeiten zusammen durchgestanden haben, und dafür, dass er mir das Wichtigste in meinem Leben geschenkt hat, nämlich unsere Tochter Ginevra. Unsere Wege haben sich schon lange getrennt, und es ist an der Zeit, davon Abschied zu nehmen."

Damit ist eine Beziehung zu Ende, die zumindest für Meloni furios begonnen hatte. Nach eigener Aussage hatte sich die damals junge und unerfahrene Oppositionspolitikerin in den gut aussehenden Mann verliebt, von dem sie selbst sagte: "Er ist schön wie die Sonne" und der sich bei einem Fernsehauftritt in den Kulissen aufmerksam um sie gekümmert hatte. Auch als sie vor einem Jahr nach einem überraschend klaren Wahlsieg ins Amt der Ministerpräsidentin gewählt wurde, war Giambruno offiziell noch an ihrer Seite und wurde gelegentlich als "First Gentleman" bezeichnet. Selbst im diesjährigen Sommerurlaub mit der Großfamilie in Apulien war er noch zu sehen.

Meloni liebt die Opferrolle

Dabei war es schon länger auffällig, dass sich Meloni eher als alleinerziehende Mutter stilisierte, die ihr Kind sogar auf Auslandsreisen mitnahm, um ihrer Mutterrolle gerecht zu werden. Bekannt wurde das von ihr bei X eingestellte Bild, das sie mit der Tochter in enger Umarmung am Flugzeugfenster zeigt, auf dem Weg zu US-Präsident Biden. Text: "Ich und du stellen uns der Welt, Hand in Hand."

Meloni wäre nicht Meloni, wenn sie nicht im Moment der Trennung die Deutungshoheit über die Ereignisse für sich beanspruchen würde. "Ich werde verteidigen, was wir waren", schrieb sie, "ich werde unsere Freundschaft verteidigen, und ich werde um jeden Preis ein siebenjähriges Mädchen verteidigen, das seine Mutter liebt und seinen Vater liebt, wie ich meinen nicht lieben konnte." In ihrer 2021 erschienenen Autobiographie "Io sono Giorgia" schildert Meloni, wie sehr sie darunter litt, dass ihr Vater ihre Mutter verlassen hatte und nach Spanien gezogen war - und dass sein Nichtinteresse an ihr das entscheidende Schlüsselerlebnis war auf ihrem Weg allein nach oben.

Und auch das "PS" der auf X geposteten Nachricht ist typisch für Meloni, die die Opferrolle liebt: "Alle, die gehofft haben, mich zu schwächen, indem sie mein Privatleben zum Thema machen, sollen wissen, dass egal wie sehr der Tropfen hofft, den Stein auszuhöhlen, der Stein Stein bleibt und der Tropfen nur Wasser ist."

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