Hurrikan "Irma" ist über den US-Bundesstaat Florida hereingebrochen. Der Wirbelsturm überschwemmte Straßen, zerstörte Häuser, in Millionen Haushalten fiel der Strom aus. Wie groß die Schäden sind, ist noch nicht absehbar.
"Irma" hatte sich aktuell zwar abgeschwächt, doch der Sturm sei weiterhin lebensgefährlich und bringe heftige Fluten und schwere Regenfälle mit sich, warnte das Hurrikanzentrum.Von Florida soll "Irma" in Richtung Georgia ziehen.
Nach Angaben der Weltwetterorganisation in Genf hat "Irma" bislang mindestens zwei Rekorde gebrochen: Er war weltweit der am längsten wütende Hurrikan - 37 Stunden mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 300 Kilometern in der Stunde. Bezogen auf den Atlantik, war er auch der schwerste Hurrikan seit Beginn der Wetteraufzeichungen.
Das bekamen zuvor vor allem Kuba und mehrere kleinere Karibikinseln zu spüren, über die "Irma" in den vergangenen Tagen hinweggefegt war und schwere Verwüstungen angerichtet hatte. Mindestens 40 Menschen starben. Ein Protokoll.
Mittwoch, 6. September, zwei Uhr nachts in Barbuda
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Mit Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 300 Stundenkilometern trifft der Wirbelsturm mit der Ausdehnung von der Größe Frankreichs auf die kleine Karibikinsel. 1700 Menschen leben auf Barbuda. "Irma" zerstört 90 Prozent der Häuser und tötet einen Menschen.
"Was wir erlebt haben, ist etwas, das man in Horror-Filmen sieht - nicht etwas, das man wirklich erwartet, zu erleben", sagt später die Verwaltungschefin von Barbuda, Knacyntar Nedd, dem Lokalsender ABC TV. Menschen hätten sich mit Seilen an ihren Dächern festgebunden, damit sie nicht wegfliegen. Angesichts des heraufziehenden nächsten Hurrikans "José" ruft die Regierung die Bewohner auf, Barbuda zu verlassen und auf der Nachbarinsel Antigua Schutz zu suchen. Ein Appell, dem viele Bewohner Folge leisten: Sie fliehen aus Angst vor dem nächsten Sturm auf Fähren und Fischerbooten oder mit dem Flugzeug.
Premierminister Gaston Browne sagt, Barbuda sei praktisch unbewohnbar geworden. Er bezeichnete die Insel als "Trümmerhaufen". "Es ist herzzerreißend. Die ganze Insel steht unter Wasser." Etwa 60 Prozent der 1400 Bewohner seien nun ohne Obdach. So sah es auf Barbuda aus, als "Irma" weitergezogen war:
Die von Barbuda Geflüchteten werden auf Antigua in Stadien und Kulturzentren untergebracht. Und die Bewohner Antiguas öffnen ihre Türen für die Flüchtlinge der Nachbarinsel. Am Samstag dann ein kleiner Hoffnungsschimmer: US-Meteorologen sagen, "Jose" habe sich abgeschwächt und werde die Inseln voraussichtlich nicht direkt treffen.
Mittwoch, 6. September, 14 Uhr auf den Britischen Jungferninseln
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Sechs Menschen sterben, wie Gouverneur Gus Jaspert in einer vom britischen Sender BBC verbreiteten Audionachricht bestätigt. Bewohner von Tortola, einer der Hauptinseln der Britischen Jungferninseln, berichten von einem Desaster. Alle Häuser in ihrer Umgebung seien beschädigt oder zerstört worden, erzählen Emily und Michael Kilhoury der BBC. In ihrem eigentlich gut gesicherten Haus seien die Türen weggeflogen. "Der Lärm war unglaublich." Im Hafen von Tortola werden Dutzende Yachten ineinander geschoben.
Die britische Regierung erhöht ihre Hilfe für die verwüsteten Gebiete auf 32 Millionen Pfund (etwa 35 Millionen Euro). Per Flugzeug werden Hilfsgüter ins Katastrophengebiet geflogen.
Donnerstag, 7. September, zwei Uhr nachts Ortszeit auf den Turks- und Caicosinseln
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Als "Irma" gegen zwei Uhr in der Früh als Hurrikan der höchsten Kategorie fünf auf den Turks- und Caicosinseln vor Kubas Ostküste ankommt, trifft der Sturm die Menschen in dem britischen Überseegebiet körperlich. Ein Zeuge wird später der BBC berichten, wie er und andere den Druckabfall förmlich im Brustkorb spüren konnten. "Irma" überflutet Straßen, deckt Dächer ab und sorgt in weiten Gebieten für Stromausfälle. Die Menschen haben Probleme, vor den anschwellenden Fluten Schutz zu suchen. Der höchste Punkt der Insel sei gerade einmal 50 Meter hoch, berichtet der Gouverneur dem britischen Fernsehen.
Knapp 35 000 Menschen wohnen auf der gut 950 Quadratkilometer großen Inselgruppe. Sie haben sich auf das Schlimmste vorbereitet. Berichte über Todesopfer gibt es zunächst nicht. Der Sturm verursacht aber Schäden von geschätzten 500 Millionen US-Dollar. Auf den Inseln und in Großbritannien wächst die Kritik, das Überseegebiet sei nicht ausreichend geschützt worden.
Das bitterarme Haiti kommt entgegen erster Befürchtungen vergleichsweise glimpflich davon. Im Norden des Landes gibt es Überschwemmungen, ein Mensch gilt als vermisst. "Die größte Gefahr sind nun Krankheiten. Wir werden die Menschen in der Region mit sauberem Trinkwasser versorgen", sagt die Vize-Länderdirektorin der Hilfsorganisation Care, Laura Sewell.
In Haiti leiden die Menschen noch immer unter den Auswirkungen des Erdbebens von 2010 und Hurrikan "Matthew" 2016. Viele Haitianer leben in provisorischen Unterkünften. Jeder Tropensturm wirft sie zurück. Hilfsorganisationen haben sich deshalb schon vor "Irma" in Stellung gebracht.
Samstag, 9. September, zwei Uhr nachts Ortszeit in Kuba
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Gegen zwei Uhr am Samstagmorgen funkt eine Wetterstation auf dem Camagüey-Archipel ihre letzten Messdaten ans kubanische Festland. Windgeschwindigkeiten von 200 Kilometern in der Stunde registrieren die Geräte, kurz danach zerstört "Irma" die gesamte Station. Kurzzeitig wird der Wirbelsturm, nachdem er zuvor an Kraft verloren hatte, wieder auf Stufe fünf hochgestuft. Damit ist "Irma" der erste Hurrikan seit 80 Jahren mit dieser Stärke für die Kubaner. Als Hurrikan der Stufe vier bewegt er sich am Samstagvormittag kubanischer Zeit an der Nordküste des Inselstaates entlang.
Samstag, 9. September, acht Uhr morgens Ortszeit in Kuba
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Auf Fernsehbildern sind hohe Wellen, Starkregen, umgestürzte Bäume und beschädigte Gebäude zu sehen. Etwa eine Million Menschen, darunter etwa 10 000 ausländische Touristen, werden in Sicherheit gebracht. Die Kommunikation mit zahlreichen Orten ist unterbrochen. "Hier ist alles furchtbar", sagt die 42-jährige Krankenschwester Gisela Fernandez aus Chaparra in der Provinz Las Tunas. Strommasten und Bäume seien umgestürzt, zahlreiche Dächer abgedeckt. Mindestens zehn Menschen sind ums Leben gekommen.
Sonntag, 10. September, zehn Uhr morgens Ortszeit auf den Florida Keys
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Als Irma über die Südspitze Floridas peitscht, ist die Inselkette nahezu menschenleer. Die Partymeile Duval Street in Key West und der Ocean Drive in South Beach etwa gleichen einem Geisterort. Einwohner und Touristen sind in den Tagen vorher vor dem gefährlichen Sturm geflüchtet. "Betet, betet für alle in Florida", hatte Gouverneur Rick Scott kurz vorher im US-Fernsehen gesagt. Millionen Haushalte sind ohne Strom.
Schon am Nachmittag ist der Sturm abgeschwächt, aber nicht weniger gefährlich - wie Fernsehbilder eindrucksvoll beweisen. In Miami ist "Land unter". Teilweise bis zu einem Meter hoch sind die Straßen überflutet, Autos versinken in den Straßen. Mindestens zwei Baukräne können der Kraft des Sturms nicht standhalten. Bei vom Wetter mit verursachten Verkehrsunfällen sterben mindestens drei Menschen. Wie groß die Schäden tatsächlich sind, wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen.
Montag, 11. September, acht Uhr morgens Ortszeit in Florida
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Am Montag hat sich Irma erst mal beruhigt. Das Nationale Hurrikanzentrum hat ihn zu einem Tropensturm herabgestuft, derzeit ist er noch mit etwa 110 Stundenkilometern über dem Norden Floridas unterwegs. Über Festland schwächen sich Hurrikane ab, weil sie keine neue Energie mehr ziehen können. Die niedrigere Einstufung gilt vor allem für Windgeschwindigkeiten, der Sturm bleibt aber allein wegen der Wassermaßen weiter gefährlich.
In Florida sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen, mehr als fünf Millionen Haushalte sind ohne Strom - das sind fast 60 Prozent des gesamten Bundesstaates. Nach Angaben des größten Stromversorgers in Florida, FPL, wird es Wochen dauern, die Leitungen und Anlagen zu reparieren. Noch immer harren mehr als 200 000 Menschen in Notunterkünften aus. In den Florida Keys im Süden des Staates wurden mehr als drei Meter hohen Wellen verzeichnet.
Der Sturm zieht jetzt weiter in Richtung Norden auf den Bundesstaat Georgia zu.