Wetterbilanz:"Jahrhundertregen" im Juli

ID 356 Katastrophale Unwetter in Bayern am Montagabend. Die Unwetterserie reißt in Südbayern einfach nicht ab. Eine gefä

Die Unwetterserie reißt in Südbayern einfach nicht ab. In der Gegend um Weyarn sorgten Gewitter diese Woche für unzählige Feuerwehreinsätze.

(Foto: Bernd März/imago)

Die Wassermassen lösten Mitte Juli eine Katastrophe aus. Der Monat war etwas zu warm, aber vor allem viel zu nass, berichtet nun der Deutsche Wetterdienst. Es gab aber regionale Ausnahmen.

Von Christoph von Eichhorn

Starkregen, enorme Niederschlagsmengen, Sturzfluten. Die Wassermassen lösten in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen Mitte Juli eine Katastrophe aus. Mehr als 180 Menschen sind tot, viele Überlebende stehen vor dem Nichts. In Bayern reißt die Unwetterserie nicht ab, immer wieder kommt es örtlich zu Überschwemmungen. Nun hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) seine vorläufige Bilanz des Monats Juli vorgestellt.

Der Juli war demnach deutlich zu nass, etwas zu warm und sonnenscheinarm. Mit 18,3 Grad Celsius lag der Temperaturdurchschnitt um 1,4 Grad über dem langjährigen Mittelwert von 1961 bis 1990. Damit war der Monat insgesamt kühler und weniger sommerlicher als der Juni. Dazu trugen natürlich die großen Regenmengen bei.

Im Juli fielen bundesweit im Mittel 110 Liter pro Quadratmeter, 40 Prozent mehr als im langjährigen Durchschnitt. Tief Bernd sorgte in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen laut DWD für "Jahrhundertregen", mehr als 100 Liter fielen hier ab dem 14. Juli in 24 Stunden pro Quadratmeter. Den Spitzenwert erreichte Wipperfürth-Gardeweg (Oberbergischer Kreis) mit 162,4 Liter pro Quadratmeter. Bereits in den Wochen zuvor hatte es im Westen Deutschlands langanhaltend geregnet, sodass der Boden kaum noch Feuchtigkeit aufnehmen konnte und die Wassermassen Flüsse wie die Ahr über die Ufer treten ließen. Der größte Monatsniederschlag fiel jedoch mit 350 Liter pro Quadratmeter im Berchtesgadener Land, ebenfalls verursacht von Tief Bernd.

Zunahme von Starkregen, Abnahme von Tagen mit schwachem Regen

Klimaforscher konnten bei vergangenen Extremwetter-Ereignissen bereits aufzeigen, dass die Erderwärmung ihr Auftreten wahrscheinlicher gemacht hat. Starkregenereignisse wie im Mai und Juni 2016 in Frankreich, die zu Überschwemmungen an der Seine und Loire führten, treten durch den Klimawandel beispielsweise etwa doppelt so häufig auf. Für die Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands gibt es noch keine solche "Attributionsstudie". Der physikalische Zusammenhang ist jedoch klar: Pro Grad Temperaturerhöhung kann die Atmosphäre rund sieben Prozent mehr Wasser aufnehmen. "Diese durch Erwärmung zusätzliche Feuchte führt daher in der langfristigen Tendenz zu höheren Niederschlagsmengen, insbesondere bei Starkregen", erklärte der Klimaphysiker Sebastian Sippel von der ETH Zürich angesichts der jüngsten Regenfälle.

"Schon vor über 30 Jahren haben Klimamodelle vorhergesagt, dass Extremniederschläge häufiger werden, während Tage mit schwachem Regen seltener werden", so Stefan Rahmstorf, Leiter des Forschungsbereiches Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). "Die Zunahme der Starkregen und Abnahme von Tagen mit schwachem Regen ist inzwischen auch in den Messdaten gut nachgewiesen, vor allem in den mittleren nördlichen Breiten, zu denen auch Deutschland gehört."

Insgesamt war das Wetter in Deutschland im Juli zweigeteilt: Während Süden und Westen zu nass waren, herrschten vor allem im Osten Deutschlands sommerliche Verhältnisse. Berlin zählte sechs Tage mit mehr als 30 Grad. In Brandenburg war es an bis zu 24 Tagen wärmer als 25 Grad Celsius. Große Teile Ostdeutschlands sind laut Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ zudem nach wie vor von einer Dürre betroffen, vor allem die tieferen Bodenschichten führen deutlich zu wenig Wasser.

Der Juli knüpft damit an den Juni an, der ebenfalls zu warm und zu nass war. Mit einer Durchschnittstemperatur von 19 Grad war der diesjährige Juni der drittwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Der Frühling - Meteorologen zählen hierzu die Monate März, April und Mai - war hingegen deutlich zu kühl gewesen, auch die Regenmenge lag unter dem Soll.

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