Hochwasser:Niedersachsen bekommt Hilfe von der Bundeswehr

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In Neustadt am Rübenberge (Niedersachsen) ragt eine Brücke aus dem Hochwasser der Kleinen Leine heraus. (Foto: Moritz Frankenberg/dpa)

Im Norden hat sich die Hochwasserlage kaum entspannt, aber örtlich verschoben. Auch für NRW gibt es noch keine Entwarnung. Aus Sachsen und Thüringen kommen hingegen gute Nachrichten.

Kaum Entwarnung in den Hochwassergebieten: In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen blieb die Lage auch am Freitag angespannt, in Sachsen ist die Hochwassergefahr hingegen größtenteils gebannt. Niedersachsen bekomme nun Unterstützung von der Bundeswehr, der Bundespolizei sowie von anderen Bundesländern, sagte Landesbranddirektor Dieter Rohrberg bei einer Pressekonferenz am Vormittag: etwa in Form von Transporthubschraubern. Diese habe man etwa in der Nähe von Deichen stationiert.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sagte weitere Regenfälle voraus. "Es kommt bis Samstag noch mal ein ordentlicher Schwung rein, allerdings regnet es nicht mehr in so großen Mengen", sagte der Meteorologe Christian Herold vom DWD. Danach schwäche es ein wenig ab. Die größten Regenmengen werden am Freitag und Samstag laut Herold im Norden von Nordrhein-Westfalen erwartet. Im Norden, im Raum Bremen und Hamburg, erwartet der Meteorologe weniger Niederschläge.

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Die Lage in Niedersachsen ist angespannt. Zwar hätten sich Befürchtungen einer Sturmflut bislang nicht bestätigt und die Hochwassersituation sei regional unterschiedlich - für ganz Niedersachsen könne aber noch keine Entwarnung gegeben werden, sagte Landesbranddirektor Rohrberg. Demnach verschiebt sich die Lage örtlich etwas vom Harz in Richtung der Landkreise Celle und Oldenburg.

Das Hochwasser sorgt an zahlreichen Orten in Niedersachsen weiter für hohe Pegelstände. Das geht aus einem Lagebild des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) von Freitagmorgen hervor. Der um 7 Uhr gemessene Pegelstand überstieg in zahlreichen Gebieten die höchste Meldestufe. Das betraf mehrere Orte an der Weser, Aller und Leine. Flussabwärts der Weser würden die Pegelstände noch weiter ansteigen. Insbesondere im unteren Verlauf der Mittelweser könne daher noch nicht von einer Entspannung gesprochen werden.

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Mit je einem Hubschrauber waren die Bundespolizei und die Marine im Hochwasser-Einsatz bei Oldenburg. Der Bundespolizeihelikopter bringe besonders große Sandsäcke zu den Deichen, um diese zu sichern, sagte ein Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr. Der Marinehubschrauber sei aufgestiegen, um sich ein Lagebild zu verschaffen, sagte ein Sprecher des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr. Mit einem Notfallplan bereitete sich der Serengeti-Park Hodenhagen auf weitere Evakuierungen von Tieren vor. Sorgen bereite vor allem das von Wasser umschlossene Haus der Antilopen und Giraffen, sagte eine Sprecherin des Tierparks. "Diese Tiere müssten für eine Evakuierung narkotisiert werden, das ist ein großes Risiko."

"Die Lage bleibt auch über den Jahreswechsel sehr angespannt", sagte NLWKN-Direktorin Anne Rickmeyer. Die Dauerregensituation halte bereits seit über einer Woche an - durch den hohen Niederschlag in den Wochen zuvor seien die Böden bereits relativ gesättigt gewesen. In Zukunft müsse man die Deiche nicht nur an den Küsten, sondern auch an Flüssen erhöhen, sagte Umweltminister Christian Meyer bei der Pressekonferenz der niedersächsischen Landesregierung. Die Mittel für den Küstenschutz habe man in diesem Jahr bereits aufgestockt. Man merke die Folgen des menschengemachten Klimawandels, so Meyer: "Es ist wichtig, dass wir aus diesen Krisen lernen." Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte am Donnerstag gesagt, ein Hochwasser dieses Ausmaßes habe es zuvor nicht gegeben.

Für Nordrhein-Westfalen gab das Umweltministerium trotz stagnierender oder sinkender Pegelstände ebenfalls keine Entwarnung. "Wir haben nach wie vor eine große Hochwasserlage", sagte NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) in Düsseldorf. Bisher seien die Folgen überschaubar geblieben, keine Opfer zu beklagen. An den Talsperren drohe keine Dammbruchgefahr, auch kein unkontrollierter Überlauf. Die Hochwasserschutzanlagen hätten gehalten. Nach wie vor war am Niederrhein ein kleiner Ortsteil von Kleve vom Wasser umschlossen - und wurde so vor ein paar Tagen zur Insel. Ein Fährboot sorgte dafür, dass die Bewohnerinnen und Bewohner von Schenkenschanz über den Rhein gelangten. Im Kreis Soest ging der sorgenvolle Blick des Krisenstabs auf die Lippe, deren Pegelstand auf hohem Niveau verharrte. Vor allem für die Gemeinde Lippetal wurden vorsorglich mehrere Tausend Sandsäcke gefüllt.

Lage in Sachsen und Thüringen entspannt sich

In Sachsen erreichte das Elbe-Hochwasser am Freitag seinen Höchststand. Dabei blieb der maximale Wasserstand niedriger als zunächst prognostiziert. Für die anderen Flüsse in Sachsen sei die Hochwassergefahr aber mittlerweile komplett gebannt, teilte das Landesumweltamt mit. Die Stadt Dresden begann mit dem Abbau eines Flutschutztores. In der Landeshauptstadt stieg der Wasserstand der Elbe auf 5,95 Meter - und blieb damit unter der Sechs-Meter-Marke, ab der die zweithöchste Alarmstufe 3 ausgerufen worden wäre. Normal sind zwei Meter. Auch flussabwärts in Riesa werde der Richtwert für die Alarmstufe 3 nicht erreicht.

In Thüringen brachte die Öffnung eines Helme-Deichs dem Ort Mönchpfiffel-Nikolausrieth im Kyffhäuserkreis Erleichterung in der Hochwassersituation. Die seit dem Donnerstag kritische Lage in dem 300-Einwohner-Dorf direkt an der Grenze zu Sachsen-Anhalt habe sich entspannt, sagte ein Sprecher des Landratsamtes am Freitag. Der Deich in der Nähe des Ortes war am Donnerstagabend kontrolliert geöffnet worden, um das Wasser aus dem Fluss auf Felder abzuleiten.

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