Mehrere Passagieren klagten, die Besatzung habe für die Rettungsaktionen nicht richtig ausgebildet gewirkt. Die Evakuierung sei viel zu spät eingeleitet worden und chaotisch gewesen.
Rettungskräfte bringen die 29-jährige Südkoreanerin an Land. Zusammen mit ihrem gleichaltrigen Ehemann hatte sie die Havarie der Costa Concordia in einer Schiffskabine überlebt.
(Foto: REUTERS)Nach Angaben des Veranstalters Costa Kreuzfahrten sind an Bord der Costa Concordia wahrscheinlich keine Deutschen mehr. Zwischen 40 und 50 der 560 deutschen Passagiere seien vermutlich noch in Italien. Zu sechs von ihnen habe das Unternehmen keinen Kontakt. Die Rückreise organisiere Costa unter anderem zusammen mit dem Auswärtigen Amt. Genaue Angaben zu der Herkunft der Reisende werde das Unternehmen nicht veröffentlichen.
Kapitän Francesco Schettino wurde festgenommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und Herbeiführung eines Schiffbruchs. Auch gegen den ersten Offizier der Costa Concordia wurde Untersuchungshaft angeordnet. Genau wie dem Kapitän werde ihm vorgeworfen, das Schiff verlassen zu haben, bevor alle Passagiere gerettet worden seien.
Der Staatsanwalt der Region Grosseto, Francesco Verusio, erklärte vor Journalisten, der Kapitän habe sich zudem mit dem Luxusliner "sehr ungeschickt" der Insel Giglio genähert und einen Felsen gerammt, der sich in die linke Seite des Schiffs gebohrt habe. Dadurch sei das Schiff auf die Seite gekippt, innerhalb von "zwei, drei Minuten" sei eine riesige Menge Wasser durch den 70 bis 100 Meter langen Riss eingedrungen.
Der genaue Unfallhergang ist jedoch nach wie vor unklar. Ersten Ermittlungen zufolge hatte die Besatzung einen Stromausfall gemeldet, bevor das Schiff vom Kurs abkam. Die Passagiere befanden sich zu der Zeit beim Abendessen. Der Kapitän habe daraufhin die Evakuierung angeordnet. Widersprüchliche Angaben zum Ablauf der Havarie konnte auch die Reederei Costa Crociere in Genua bislang nicht aufklären. Zu viele Fragen seien noch nicht zu beantworten, teilte sie.
Die Costa Concordia befand sich nach Angaben der Reederei auf einer achttägigen Kreuzfahrt vom italienischen Civitavecchia über Savona, Marseille, Barcelona, Palma de Mallorca, nach Cagliari und Palermo.
Die italienische Küstenwache befürchtet indes, dass das Kreuzfahrtschiff vollständig sinken könnte. Derzeit befinde sich die Costa Concordia an einer etwa 30 Meter tiefen Stelle, könne aber in tieferes Gewässer abrutschen, so ein Sprecher. Die Präfektur in Grosseto teilte mit, sie lasse prüfen, wie die 2400 Tonnen Treibstoff in den Tanks des Schiffes gesichert werden könnten, um eine größere Umweltverschmutzung zu vermeiden.
Für Informationen hat das Kreuzfahrtunternehmen Costa eine Hotline mit der Rufnummer 040/570121314 eingerichtet. Auf seiner Webseite sprach das Unternehmen von einer "Tragödie", die ersten Gedanken seien den Opfern gewidmet.