"El Chapo" entkommt
Der mexikanische Drogenboss Joaquín Guzmán Loera, bekannt unter dem Namen "El Chapo", ist zum zweiten Mal aus einem Gefängnis in Mexiko ausgebrochen. Der ehemalige Chef des Sinaloa-Kartells war am Samstagabend aus dem Hochsicherheitsgefängnis Altiplano, etwa 90 Kilometer westlich von Mexiko-Stadt, verschwunden.
Flucht durch Tunnel
Guzmán, der wegen seiner geringen Körpergröße von kaum 1,60 Metern "El Chapo", der Kurze, genannt wird, sei durch einen von seiner Zelle aus sorgfältig konstruierten 1500 Meter langen Tunnel geflüchtet, sagte ein Sicherheitsbeauftragter. Der Tunnel habe Stufen, er werde belüftet, hieß es weiter. Polzisten entdeckten außerdem ein Motorrad, mit dem offenbar Erde abtransportiert worden war.
Wie die Sicherheitskommission mitteilte, war Guzmán zuletzt in der Nähe der Duschräume in der Haftanstalt gesehen worden.
Weiträumige Suche
Die Behörden lösten nach seinem Ausbruch eigenen Angaben zufolge Großalarm aus. Die Suche nach dem Drogenbaron laufe auf Hochtouren, hieß es. Der Verkehr auf den Straßen der Region werde kontrolliert, die Flüge vom nahegelegenen Flughafen Toluca seien ausgesetzt worden.
Zweite Flucht
Es ist nicht Guzmáns erster Ausbruch aus einem Gefängnis: Im Jahr 2001 war er aus der streng bewachten Haftanstalt Puente Grande von Jalisco geflohen, wo er eine lange Haftstrafe verbüßen sollte. Doch ihm gelang eine spektakuläre Flucht - offenbar mit Hilfe von Regierungsfunktionären.
Erst 13 Jahre später, im Februar 2014, konnte er im Nordwesten des Landes gefasst werden. Bei der Suche nach ihm hatten Sicherheitskräfte Häuser entdeckt, in denen sich "El Chapo" einst aufgehalten hatte; sie hatten stahlverstärkte Türen und vielverzweigte Tunnelsysteme, durch die der Drogenbaron im Ernstfall hätte flüchten können.
Mächtigster Rauschgifthändler der Welt
Joaquín Guzmán Loera galt lange als mächtigster Rauschgifthändler der Welt. Sein Vermögen betrug geschätzt mehr als eine halbe Milliarde Dollar, wie das Magazin Forbes schrieb - und ihn auf der Liste der weltweit mächtigsten Menschen führte.
Guzmán war stets bekannt dafür, Einheimische und Behörden zu schmieren, die ihn dann vor Razzien warnten. Bei der US-Rauschgiftbehörde steht er noch immer auf der Liste der meistgesuchten Kriminellen. Lange Zeit war er der stille CEO des Sinaloa-Kartells, eine der einflussreichsten Verbrecherorganisationen der Erde.
Sinaloa-Kartell
Das Sinaloa-Kartell kontrolliert weite Teile des Drogengeschäfts in Mexiko und schmuggelt einen Großteil des in den USA konsumierten Kokains. Mit konkurrierenden Banden liefert es sich einen blutigen Krieg um die Kontrolle des Rauschgifthandels in die USA. Dabei wurden seit Ende 2006 nach jüngsten Angaben mehr als 80 000 Menschen getötet.