Klimawandel und Garten:Die Wüste lebt

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Der Garten kann wochenlange Durststrecken besser überstehen, wenn er anders geplant und gepflegt wird. (Foto: imago stock&people/imago/Manfred Ruckszio)

Dieser März wird voraussichtlich der sonnigste und trockenste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Was tun, damit der Klimawandel nicht den Garten kaputtmacht?

Von Titus Arnu

Sonnenschein, Saharasand, Steppenklima: Der Frühling wirkt bisher eher wüstenhaft als lieblich. Anstatt das berühmte blaue Band flattern zu lassen und "süße, wohlbekannte Düfte" zu verströmen, wie es bei Eduard Mörike heißt, verhält sich die Natur, als hätte sie einen sehr trockenen Humor. Es ist warm und sonnig, seit Wochen hat es nicht mehr geregnet. An Bäumen und Büschen knistern noch die vertrockneten Blätter vom Herbst, Hunde wirbeln Staub auf, wenn sie durch den Garten rennen - und viele Pflanzen scheinen verzweifelt zu rufen: "Wasser, Wasser, ich brauche Wasser!"

Seit Anfang März sind im bundesweiten Schnitt nur 5,7 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, meldet der Deutsche Wetterdienst. Wahrscheinlich bricht dieser Monat mal wieder Rekorde, ähnlich trocken war laut Wetteraufzeichnungen nur der März 1929 mit etwa zehn Liter Regen pro Quadratmeter. Im langjährigen Mittel fallen in Deutschland zu dieser Jahreszeit knapp 60 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Besonders trocken ist es dieses Jahr im Südwesten, in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg - dort blieben einige Messstationen ganz ohne Niederschlag.

Auch für Privatgärten hat die Trockenheit Folgen, der Klimawandel macht sich längst auch hier bemerkbar. Ein Anruf bei Alexander Koch. Er arbeitet als Gartenarchitekt in Pähl bei Starnberg. Derzeit herrsche ein "Wüstenklima", sagt er. Gerade im März brauchen viele Pflanzen aber besonders viel Feuchtigkeit, weil sie austreiben und das Wachstum beginnt. "Die Böden tauen auf, die schon kräftige Sonne am Tag fördert die Verdunstung", erklärt Koch, "immergrüne Gehölze, Stauden, Gräser, Farne brauchen jetzt Wasser." Genau wie junge Bäume und die Aussaat im Hochbeet. Koch rät dazu, kräftig zu bewässern, damit sich die Feuchtigkeit im Boden verteilt. Sinnvoll dafür sind Brunnen und Zisternen, weil sie möglichst viel Regenwasser speichern.

Das Problem ist, dass der typische deutsche Garten ein ziemlicher Säufer ist

Oder man stellt sich gleich auf das Wüstenklima ein und baut um. Der Garten kann wochenlange Durststrecken nämlich besser überstehen, wenn er anders geplant und gepflegt wird. Das Problem ist, dass der typische deutsche Garten ein ziemlicher Säufer ist. Immergrüne Pflanzen wie Kirschlorbeer, Thuja und Buchsbaum sind sehr beliebt, weil sie auch im Winter die Blicke der Nachbarn abhalten. Dazu wollen die meisten Hobbygärtner und -gärtnerinnen einen möglichst großen Rasen. Beides verbraucht aber viel Wasser, auch im Frühjahr. Die Alternative: Auf einheimische Gehölze setzen, die mit Trockenheit klarkommen, Eibe, Weißdorn oder Lorbeer zum Beispiel.

Blühender Weißdorn in Freiburg. Das einheimische Gehölz kommt mit Trockenheit gut klar. (Foto: Arnulf Hettrich via www.imago-images.de/imago images/Arnulf Hettrich)

Grundsätzlich sei es sinnvoll, den Garten nach dem Vorbild der Natur anzulegen und möglichst diverse, standortangepasste Pflanzen zu verwenden, rät die Naturschutzorganisation Nabu. Gut funktionieren auch Pflanzen aus dem mediterranen Raum, aus der amerikanischen Prärie und asiatischen Steppen. Sie halten monatelange Dürre ebenso aus wie Minustemperaturen. Auf Hortensien und Rhododendren muss man aber nicht komplett verzichten, findet Gartendesigner Koch, wenn man sie im Schatten oder Halbschatten pflanzt und richtig düngt. Alternativ kann man Stauden verwenden, die nicht so viel Wasser brauchen, Bergminze zum Beispiel oder Lavendel. Die sind pflegeleicht und locken Insekten an.

Noch anspruchsloser sind Stein- und Schottergärten mit Steppensalbei, Kamille und Berberitze. An der Unterseite der Steine sammelt sich Kondenswasser, die Pflanzen holen sich mit ihren Wurzeln ausreichend Flüssigkeit - ein genialer Trick der Natur. Doch an der Ästhetik von Schottergärten scheiden sich die Geister, vielerorts sind sie inzwischen verboten, vor allem wegen der Flächenversiegelung. Ökologisch sinnvoller sind weniger Steine und mehr offener Boden.

Manchmal reicht auch einfach abwarten, im Zweifelsfall hilft sich die Natur dann selbst

Zudem hilft es, ein paar einfache Tricks zu beachten: Das Laub im Herbst liegen lassen etwa - das schützt den Boden vor Austrocknung. Die richtigen Bäume sorgen dann für genügend Schatten. Ginkgo, Wacholder und bestimmte Kiefern kommen auch mit längeren Trockenphasen gut klar.

Manche Bäume stört die Trockenheit wenig. Ginkos zum Beispiel. (Foto: Harald Biebel/PantherMedia / Harald Biebel)

Lars Kasper hat sich mit seiner " Baumschule für Klimawandelgehölze" auf dieses Thema spezialisiert. Der Gärtner züchtet hitzeresistente Bäume wie die Libanon-Zeder oder den Maulbeerbaum. Der letzten Eiszeit fielen in Europa viele Gehölze zum Opfer, heißt es auf seiner Homepage. "Nun, da sich das Klima wieder ändert und wir wieder besonders harte Trocken- und Hitzewellen erleiden, benötigen wir wieder einige dieser Pflanzen."

Alexander Koch hat noch einen anderen Tipp für Hobbygärtner: Er wünscht sich mehr Gelassenheit im Garten, die Geduld ist die größte Tugend des Gärtners, besagt ein chinesisches Sprichwort, die meisten Pflanzen kommen auch gut mit längeren Durststrecken zurecht. "Nach dem Prinzip des intelligenten Faulen einfach mal abwarten", rät Koch, "die Natur hilft sich im Zweifelsfall selbst." Dafür sorgt auch das Wetter. So wüstenartig der März auch war: Das nächste Nordatlantik-Tief kommt bestimmt. Für Anfang April hat der Deutsche Wetterdienst Regen und Schnee vorausgesagt.

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