Vor dem Friseur sind alle gleich, hat der österreichische Schriftsteller Karl Kraus einst geschrieben. Stimmt schon, denn wenn am 1. März die Friseurläden wieder öffnen, dann heißt das erst mal: gleichermaßen verzottelt. Wer sich noch nicht entschieden hat für einen neuen Haarschnitt, dem sei ein Blick ins Geschichtsbuch empfohlen. Alles, was Vintage ist, ist ja immer irgendwann auch wieder total geeignet für den modernen Hipster, was dieser Vergleich mit aktuellen Frisurentrends beweist.

Könnte also eine gute Idee sein, sich so verwegen zu frisieren wie Ned Kelly. Dass der australische Gangster (1855-1880) heute folkloristisch durchaus auch verklärt wird, als Held zahlreicher Bücher und Filme, hat jedenfalls ganz sicher mit diesem prächtigen Bart zu tun. Und bisschen David Beckham, bisschen Marco Reus steckt ja auch noch in den Haaren.

Oder Hermann Rorschach, die coole Socke! Welcher Frisurenkatalog würde heute ohne einen wie ihn auskommen? Beinahe Majestätsbeleidigung, dass der Schweizer Psychiater (1884-1922) heute für so was Oberflächliches steht wie innere Werte: Persönlichkeit, Rorschachtest, solche Sachen.

Und sorry, Kim Kardashian und Kendall Jenner, auf den Wet-Hair-Look gibt's kein Patent. Museumsfotos zeigen: Eine Dame mit philippinisch-chinesischen Wurzeln trug ihn schon 1875, und zwar äußerst elegant. Da können auch US-Reality-TV-Darstellerinnen kaum mithalten.

Sehr sympathisch auch das Vogelnest, dessen Trendpotenzial schon der junge Charlie Chaplin erkannt zu haben scheint. Wilde Mähne, das steht für Kreativität, Genialität und sicher auch Humor. Eine Frisur für Freigeister. Und für alle, die wegen des Andrangs auf einen Friseurtermin noch ein bisschen warten müssen.