Flugzeugabsturz vor den Komoren:Mädchen überlebt Unglück

Lesezeit: 3 min

Eine 14-Jährige hat den Absturz eines Airbus vor den Komoren überlebt, wie Rettungskräfte berichten. Indes mehren sich die Stimmen, nach denen die Unglücksmaschine zahlreiche Mängel hatte.

Arne Perras

Nur ein Kind soll überlebt haben. Mit einer Rettungsweste trieb es im Meer. Anfangs wollte das keiner glauben, es klang ja auch wie ein Wunder.

Angehörige der Vermissten geben Reportern Auskunft. (Foto: Foto: dpa)

Und die Berichte über diese Rettung waren widersprüchlich. Weltweit sprachen Radio- und TV-Sender erst von einem fünfjährigen Jungen und beriefen sich dabei auf den Roten Halbmond. Andere Medien berichteten später von einem Dementi der Hilfskräfte. Kein kleiner Junge, sondern ein 14-jähriges Mädchen sei nahezu unverletzt aus dem Wasser gezogen worden, hätten das Rote Kreuz sowie ein Regierungssprecher auf den Komoren gemeldet, hieß es nun.

Trotz der langen Unsicherheit klammerten sich viele an diese Nachricht, die die einzige gute war, an diesem Unglückstag. Denn die Chancen, weitere Überlebende des Flugzeug-Absturzes aus dem Indischen Ozean zu ziehen, galten am Dienstagabend als sehr gering.

Airbus 310, Flug IY626: Unterwegs von Sanaa im Jemen nach Moroni auf den Komoren, die teilweise französisches Verwaltungsgebiet sind. Morgens um halb drei Uhr Ortszeit sollte das Flugzeug landen, doch kurz davor verschwand es von den Radarschirmen.

Wieder ein Airbus

Es stürzte vor der Landung in Moroni ins Meer. Und wieder ist es ein Airbus. Wie am 1. Juni, als ein A330 auf dem Flug von Brasilien nach Frankreich mit 228 Menschen an Bord in den Atlantik stürzte. Niemand überlebte damals, die Ursache des Absturzes ist bis heute unklar. Nun, vor den Komoren, ist zumindest eine 14-Jährige mit dem Leben davon gekommen. Für die anderen 141 Passagiere und 11 Crew-Mitglieder gibt es kaum noch Hoffnung.

An Bord der 19 Jahre alten Maschine, die für die Jemenitische Fluggesellschaft Yemenia Air im Einsatz war, befanden sich viele Franzosen und Komorer. Französische Experten unterstützen die Untersuchung des Unglücks, Militärflugzeuge, Schnellboote und Taucher sind im Einsatz. Auch Airbus schickte ein Team an die Unglückstelle, um bei der Aufklärung zu helfen. Zunächst gab es keine Angaben zur möglichen Ursache des Absturzes.

"Die Wetterbedingungen waren hart", sagte ein Vertreter der Airline. "Starker Wind und hohe See". Wrackteile, Ölspuren und einige Leichen wurden nahe der Komoreninsel Njazidja gesichtet, etwa 300 Kilometer nordwestlich von Madagaskar. Einem Regierungssprecher in Moroni zufolge hatte eine Augenzeugin in der Nacht beobachtet, wie das Flugzeug brennend ins Meer gestürzt war.

Vor 13 Jahren gab es schon einen Absturz

Vier Tote konnten am nächsten Morgen geborgen werden, doch die Arbeiten auf dem Meer wurden durch schlechtes Wetter in der Region erheblich behindert. Im Jahr 1996 war schon einmal ein großes Passagierflugzeug vor den Komoren abgestürzt, eine Boeing 767 mit 175 Menschen an Bord. Sie gehörte einer äthiopischen Airline und war entführt worden, damals überlebten immerhin 50 Insassen den Crash.

Viele Passagiere des jüngsten Unglücksfluges waren aus Paris und Marseille mit einem Airbus A 330 in den Jemen geflogen, bevor sie in Sanaa zwischenlandeten und die Maschine wechselten. Zur letzten Etappe des Fluges starteten sie dann mit dem Airbus A310.

Yemenia Airline fliegt etwa 30 Ziele in Europa, Afrika und Asien an, die Fluggesellschaft verfügte zuletzt über zehn Maschinen, darunter vier Airbus A310-300. Die Airline steht zwar nicht auf der Schwarzen Liste der EU, sie stand aber unter genauerer Beobachtung, wie es von der Regierung in Paris hieß.

Der französische Verkehrsstaatssekretär Dominique Bussereau erklärte, dass schon 2007 bei der Unglücksmaschine schwere Mängel entdeckt worden seien. In Kürze sollte die Airline von Experten der EU überprüft werden, hieß es. Der jemenitische Transportminister bekräftige hingegen, dass die Maschine erst im Mai in Sanaa genauestens untersucht worden sei - durch Experten von Airbus. Alles habe "internationalen Standards" entsprochen, sagt Khaled Ibrahim al-Wazeer.

EU-Verkehrskommissar Antonio Tajani forderte nach dem jüngsten Unglück, dass künftig eine weltweite Schwarze Liste für Airlines mit Sicherheitsmängeln gelten müsse. "Die Europäische Schwarze Liste funktioniert recht gut in Europa" so Tajani. Aber: "Wir können nicht kontrollieren was außerhalb der EU passiert."

Die Airline Yemenia, die auch europäische Flughäfen ansteuert, soll nun von EU-Experten neu überprüft werden. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unter Berufung auf EU-Vertreter in Brüssel, dass die Airline seit 2007 innerhalb der EU schon 24 Mal inspiziert worden sei. Die Ergebnisse dieser Checks hätten sich stetig "verbessert".

Damit entging die Fluggesellschaft offenbar der Schwarzen Liste. Seit der Untersuchung in Frankreich war der jemenitische Airbus zwar innerhalb der EU nicht mehr unterwegs, wohl aber auf außereuropäischen Flügen. In Marseille, wo viele Absturzopfer wohnten und 80.000 Komorer leben, gab es wütende Proteste über die Fluglinie und ihre "Schrottmaschinen".

© SZ vom 1.7.2009/vw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Airbus-Absturz vor den Komoren
:Todesflug IY 626

Ein 19 Jahre alter Airbus A310 der staatlichen jemenitischen Fluggesellschaft Yemenia sürzt in den Indischen Ozean. Mehr als 150 Menschen sterben, nur ein kleines Kind soll überlebt haben. Die Bilder

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: