SZ-Kolumne "Bester Dinge":So wild nach einem Erdbeerfund

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(Foto: N/A)

Die Menschheit ist abgestumpft gegenüber immer neuen Rekorden. Es braucht schon eine 300 Gramm schwere Erdbeere, um eine israelische Gemeinde zu verzücken.

Von Marcel Laskus

Als sie begriffen, welch Wunder da vor ihren Augen auf dem Acker lag, musste es schnell gehen, das stand fest. Also trennten die Brüder Chahi und Yedid Ariel die gigantische Erdbeere eilig vom Stängel und legten sie auf die Waage, noch bevor sie matschig war. Vier Jahrzehnte baute die Familie nun schon im israelischen Kadima-Zoran Erdbeeren der Sorte "Ilan" an; aber die Zucht eines Exemplars dieser Größe - 287 Gramm schwer, 18 Zentimeter lang und 34 Zentimeter im Umfang - das gelang ihnen nun zum ersten Mal. Sie waren stolz auf ihren Fund.

Nur was kann man anfangen mit solchem Stolz in einer Zeit, in der Alexander der Große schon 2345 Jahre tot ist und Effizienz und Bescheidenheit als Tugenden gelten, nicht aber Gigantismus? Sie reichten die Erdbeere trotzdem beim Guinnessbuch der Rekorde ein.

Das Guinness-Konsortium nahm sich Zeit, und so zogen die Monate ins Land, die Grund zum Zweifeln gaben. Immerhin gilt Großes wie etwa ein Fernsehgerät mit 80 Zoll Bildschirmdiagonale als eine Sache für Angeber. Hochhäuser versperren den Ausblick. Und gerade bei Obst und Gemüse ist ein überdurchschnittlicher Umfang eher ein Alarmsignal: Bio wird das sicher nicht sein, eher achtunddreißigfach genetisch modifiziert.

Doch die Brüder Ariel harrten aus, bis ein Jahr später die Entscheidung der Kommission feststand: Die Erdbeere, die sie auf ihrem Acker fanden, sie ist tatsächlich knapp 50 Gramm schwerer als der bisherige Rekordhalter aus Japan und damit die allergrößte der Welt. "Wir bekommen jede Menge Zuspruch aus der Gemeinschaft", sagte Yedid Ariel dem Portal Ynet. Nur ob die Riesenerdbeere schmeckt, weiß keiner: Sie liegt im Gefrierfach.

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