Erdbeben in Taiwan:Mehr als 60 Menschen in Tunneln verschüttet - zwei Deutsche befreit

Lesezeit: 2 min

Ein Gebäude in Hualien im Osten Taiwans steht nach dem Erdbeben schief. (Foto: -/AFP)

Ein Beben der Stärke 7,4 erschüttert den Osten Taiwans. Es gibt Tote und Verletzte. Auch Deutsche waren in einem Tunnel eingeschlossen. Sie sind inzwischen aber wieder frei.

Die ostasiatische Inselrepublik Taiwan ist von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Nach offiziellen Angaben sind mindestens neun Menschen ums Leben gekommen und mehr als 900 verletzt worden. Mindestens 137 Menschen seien in Tunneln oder Gebäuden eingeschlossen. Allein etwa 60 Menschen sollen sich im Chongde-Tunnel, der im Taroko-Nationalpark liegt, befinden. In einem anderen Tunnel waren zwischenzeitlich auch zwei deutsche Staatsbürger eingeschlossen. Sie seien inzwischen aber befreit worden, teilte die Feuerwehr mit. Zum Zustand der beiden machte die Behörde zunächst keine Angaben.

Das Auswärtige Amt hat zudem nach eigenen Angaben Kontakt zu einer weiteren Reisegruppe mit Deutschen. Es handle sich um eine Gruppe mit 19 Menschen, die ursprünglich als vermisst galten, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Mittwoch in Berlin. 18 davon seien Deutsche, und ihnen gehe es den Umständen entsprechend gut, hieß es.

SZ PlusGeowissenschaften
:Wenn die Erde bebt und bebt und bebt

Auch Erdbeben können in Schwärmen auftreten, wie aktuell in Neuseeland. Das Phänomen stellt Geologen vor Rätsel.

Von Benjamin von Brackel

Das Beben trat am Mittwochmorgen wenige Kilometer vor der Ostküste nahe der Provinz Hualien, einer dünn besiedelten Bergregion im Osten des Landes, auf. Die Wetterbehörde registrierte in einer Tiefe von 15,5 Kilometern eine Bebenstärke von 7,2. Die Erdbebenwarte in den USA gab eine Stärke von 7,4 in dem Gebiet an.

Der Nationalpark, in dem sich der Tunnel mit den Dutzenden eingeschlossenen Menschen befindet, liegt nördlich der Stadt Hualien. Dort richtete das Beben schwere Schäden an. Das taiwanische Fernsehen zeigte Bilder von zusammengestürzten Gebäuden in Hualien unweit des Epizentrums des Bebens. Auf Fotos war zu sehen, wie ein mehrstöckiges Haus einsackte und in Schieflage geriet. Im nördlich gelegenen Neu-Taipeh stürzte ein Lagerhaus ein und verletzte dabei drei Menschen, wie mehrere Medien berichteten.

Laut Augenzeugen war das Beben auch in Taiwans Hauptstadt Taipeh deutlich zu spüren. Viele Haushalte waren zeitweise ohne Strom. Die beiden Atomkraftwerke des Landes sind offenbar nicht beeinträchtigt.

Zuletzt wurde Taiwan im September 1999 von einem Beben der Stärke 7,3 getroffen. Damals kamen mehr als 2400 Menschen ums Leben. Taiwan liegt in einer erdbebengefährdeten Zone auf der Grenze der eurasischen Platte und der philippinischen Meeresplatte.

Japan und die Philippinen haben Tsunami-Warnungen Stunden nach dem schweren Erdbeben im benachbarten Taiwan wieder aufgehoben. Zuvor hatten kleinere Flutwellen die zum südjapanischen Urlauberparadies Okinawa gehörenden Inseln Yonaguni, Ishigaki und Miyako erreicht, wie die Meteorologische Behörde bekannt gab. Auch die Philippinen hoben am Vormittag nach mehreren Stunden eine Tsunami-Warnung für mehrere Provinzen wieder auf.

China bietet Taiwan Hilfe an

Nach Angaben der chinesischen Staatsmedien und von Augenzeugen war das Beben auch in verschiedenen Städten auf dem chinesischen Festland zu spüren, darunter auch in Shanghai.

China hat Taiwan nach dem schweren Erdbeben Unterstützung angeboten. Die Behörden in China seien über die Lage sehr besorgt, sagte die Sprecherin des chinesischen Büros für Taiwan-Angelegenheiten, Zhu Fenglian, in Peking. Das "Festland" beobachte die Situation und sei bereit, Katastrophenhilfe anzubieten.

Ob Taiwan die Hilfe Chinas annehmen wird, blieb zunächst offen. Zwischen den beiden Staaten gibt es immer wieder Spannungen, weil Peking die Insel zum Gebiet Chinas zählt, obwohl in Taiwan seit Jahrzehnten eine unabhängige und demokratisch gewählte Regierung an der Macht ist.

© SZ/dpa/Reuters/lala/hij/saul - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGeopolitik
:Gefährliche Seemanöver

Beim Besuch auf den Philippinen wirft US-Außenminister Blinken Peking Provokationen im Südchinesischen Meer vor. China kontert mit scharfer Kritik. Über das Risiko einer Eskalation in Südostasien.

Von David Pfeifer und Lea Sahay

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: