Es ist ein mühselig anzusehendes Schauspiel: Im Kampf um die weitere Aufklärung im Epstein-Missbrauchsskandal liefern sich der britische Prinz Andrew und die Ermittlungsbehörden einen medialen Schlagabtausch, der sich inzwischen bereits über Monate zieht.
Das US-Justizministerium will den 60-jährigen Sohn von Königin Elizabeth II. schon länger befragen. Es geht um die enge Beziehung Andrews zu dem in Untersuchungshaft verstorbenen Multimillionär Jeffrey Epstein, der Dutzende minderjährige Mädchen missbraucht und zur Prostitution gezwungen haben soll. Und es geht um eines der Opfer, Virginia Giuffre, die dem Prinzen vorwirft, er selbst habe sie mehrfach missbraucht. Andrew bestreitet das.
Fall Epstein:"Das ist nicht irgendeine schäbige Sexgeschichte"
Die US-Amerikanerin Virginia Giuffre erneuert in einem BBC-Interview ihre Vorwürfe gegen Prinz Andrew. Und wendet sich mit emotionalen Worten an das britische Volk.
Dreimal soll er Unterstützung angeboten haben, die US-Ermittler sprechen von "null Kooperation"
Der Herzog von York hatte sich in einem missglückten Fernsehinterview um Kopf und Kragen geredet und versichert, er wolle mit den Behörden zusammenarbeiten. Ausgesagt hat er den US-Ermittlern gegenüber aber bislang nichts. Dafür lässt er jetzt öffentlichkeitswirksam seine Anwälte verkünden: An den Vorwürfen, der Prinz würde bei der Aufklärung nicht kooperieren, sei ja gar nichts dran. Der Prinz habe dem US-Justizministerium mindestens drei Mal in diesem Jahr seine Unterstützung als Zeuge angeboten, hieß es in einem ungewöhnlich scharf formulierten Schreiben an die Ermittler in den USA.
Als Grund dafür, dass es trotz all des Aufklärungswillen des Prinzen noch nicht zur Aussage gekommen sei, gaben die Anwälte an, dass die Ermittler Absprachen über Vertraulichkeit gebrochen hätten.
Der New Yorker Staatsanwalt Geoffrey Berman wies im Gegenzug die Vorwüfe der Anwälte zurück. Prinz Andrew habe bislang nicht nur die Bitten um eine Befragung immer wieder abgelehnt, sondern auch vor rund vier Monaten über dieselben Anwälte ausrichten lassen, dass er für eine Befragung nicht zur Verfügung stehe. "Wenn Prinz Andrew wirklich ernsthaft an einer Kooperation mit der laufenden Ermittlung interessiert ist, dann stehen unser Türen offen, und wir erwarten eine Mitteilung darüber, wann wir ihn erwarten dürfen."
Je länger der Kampf dauert, um so weniger ist Andrew glaubhaft
Schon im Januar hatte Berman den Prinzen kritisiert. Damals sprach er von "Null Kooperation" und davon, dass der Prinz eine "Mauer des Schweigens" aufgebaut habe.
Derweil streben die USA nach den Worten von Justizminister William Barr im Missbrauchsskandal keine Auslieferung des britischen Prinzen Andrew an. "Die Frage ist nicht, ob er ausgeliefert werden soll", sagte Barr am Montag dem Sender Fox News. "Ich denke, es geht nur um die Frage, dass er einige Beweise liefern soll." Mehr wolle er dazu nicht sagen.
Zuletzt hat Opfer-Anwältin Gloria Allred Prinz Andrew aufgefordert, unter Eid "einfach nur die Wahrheit zu sagen". Der 60-Jährige sei derzeit kaum glaubwürdig, sagte Allred am Dienstag dem Sender BBC. Sie vertritt einige Frauen im Skandal um den US-Geschäftsmann Jeffrey Epstein. "Die Opfer haben ein Recht auf die Wahrheit. Dies alles ist sehr schmerzhaft für sie", so Allred.