Stilkritik "Doktortitel":Hut ab

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Der Doktor ist kein Namensbestandteil und findet sich in Reisepässen deshalb künftig in Datenfeld 14, direkt bei den Ordens- und Künstlernamen. (Foto: Blickwinkel/Imago)

Der Doktortitel wandert in Personalausweisen auf die Rückseite. Warum er dort gut aufgehoben ist.

Von Dr. Wolfgang Janisch, Karlsruhe

Wichtige Nachricht für alle Doktoranden und Doktorandinnen: Der Titel wird auch in Zukunft im Personalausweis und im Pass stehen. Sollte jemand die Doktorarbeit allein wegen der beiden Buchstaben in den Dokumenten auf sich genommen haben: Bitte die angefangene Diss nicht wegwerfen! Der Doktor bleibt!

Die andere Seite der Wahrheit ist freilich, dass der Doktorgrad diskret nach hinten durchgereicht wird, auf die Rückseite des Ausweises sowie auf Seite eins des Reisepasses, Datenfeld 14. Das ist eigentlich kein schlechter Ort, dort werden auch Ordens- und Künstlernamen eingetragen, "Religious name, stage or pen name / Nom de religion ou nom d'artiste". Da kommt bald auch der Doktorgrad hin, "Doctoral degree / Grade de docteur". So steht es im Verordnungsentwurf des Bundesinnenministeriums. Denn das Dr. vor dem Nachnamen schafft Verwirrung an der Grenze, liegt vermutlich am maschinellen Auslesen. Gelten soll das für Dokumente, die vom 1. Mai an beantragt werden.

Womöglich ist das nur ein Zwischenschritt. Die frühen Versuche, die Buchstaben aus den Papieren zu verbannen, reichen gut anderthalb Jahrzehnte zurück. Mal kam der Anstoß aus der CDU, mal von den Grünen. Recht hatten beide, denn genau genommen gehörte der Dr. da nie hin. Bundesverwaltungsgericht und Bundesgerichtshof (BGH) haben schon vor vielen Jahrzehnten geklärt, dass der Doktorgrad nicht Bestandteil des Namens ist. Vor gut zehn Jahren hat der BGH folgerichtig entschieden, dass er auch in Geburten- und Sterberegistern nichts zu suchen hat. Niemand wird promoviert geboren, und ins Grab kann man all die irdischen Verdienste auch nicht mitnehmen. Gut möglich, dass der Doktor irgendwann auch aus Datenfeld 14 gestrichen wird.

Ein Verlust wäre das nicht. Der Titel erfüllt seinen Zweck in akademisch geprägten Zusammenhängen, aber auch als Signal für bestimmte Fähigkeiten, zum Beispiel als Zahnarzt. Man schreibt ihn auf Visitenkarten oder auf die Website. Aber ist der Dr. wirklich so grundlegend verschieden vom Flaschner, der mit dem Meistertitel seine Kompetenz für sanitärtechnische Fragen untermauert? Also: Schreibt den Flaschnermeister in den Perso. Oder streicht den Doktor.

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