Die Museen des Reinhold Messner:Den Ort bestimmt der Geldgeber

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Messner hat den Ort nicht ausgewählt. Auch die Architektin Zaha Hadid nicht. Das hat der Verband Skirama Kronplatz getan, der auch die Baukosten von knapp drei Millionen Euro komplett bezahlt hat. Doch als Messner das Angebot bekam, hier ein Museum einzurichten, hat er offenbar nicht gezögert. Es ist sein sechstes, sein letztes, wie er betont - das hat er aber auch schon bei seinem fünften gesagt. "Die Krone meiner Museen" nennt er das Gebäude.

Aber wie passt das alles zusammen? Zaha Hadid ist die Königin im internationalen Wettbewerb um die spektakulärsten Gebäude. Seit Jahren verteilt sie ihre Bauten großzügig über den Globus. Um was es sich dabei handelt - Museum, Universität, Opernhaus - ist dabei weniger gut zu erkennen als ihre dynamisch geschwungene Handschrift. Genau die lässt Marketing-Broschüren glänzen und Bürgermeisteraugen gleich mit, verspricht sie doch hohe Besucherzahlen. Auf der Baustelle am Kronplatz war die irakisch-britische Architektin kein einziges Mal. Und obwohl das Museum so gut wie fertig ist, wird es wohl nicht zu Messners Geburtstag eröffnen können. Hadid ist da in China. Während des Baus reicht ihre Unterschrift, doch für die Eröffnung muss sie leibhaftig anwesend sein. Dann werden die Fotos geschossen, die es braucht, um die Werbetrommel zu drehen.

Messner lebt autark

Das Schloss Juval ist das genaue Gegenteil von Show-Architektur. Behutsam hat Messner im alten Gemäuer ein Museum eingerichtet, das die Öffentlichkeit im Frühjahr und Herbst besuchen kann. Der herrliche Bauernhof unterhalb des Schlosses, der ihm ebenfalls gehört, produziert alles, was er und seine Familie zum Leben brauchen, wenn sie hier im Sommer wohnen. Jeder kann sehen: Der Mann ist autark. "Und was Nachhaltigkeit angeht, lass ich mir von keinem etwas sagen", schießt Messner auf die Frage zurück, ob ein Museum auf dem Kronplatz denn zu seinem Leben, seinen Überzeugungen passe.

Reinhold Messner ist ein phantastischer Erzähler, seine großen Hände wühlen sich durch die Luft, während er davon spricht, wie ihn ein vererbter Hammer des 1913 verunglückten Paul Preuß - ein jüdischer Bergsteiger, den die Nazis aus ihrer Alpengeschichte tilgten - überhaupt auf die Idee gebracht hat, Museen zu gründen. Doch so hastig er assoziativ von einem Thema zum nächsten springt, so schnell nimmt er auch die Angriffsposition ein. Hat er Angst, sich mit dem Projekt auf dem Kronplatz zu verkaufen? Nein! Auf einem unverbauten Berg hätte er dem Projekt nie zugestimmt, versichert er mit ruhiger Stimme, aber dennoch leicht erregt. Für das Museum wurde kein Kubikmeter Erde verhoben. Wasser und Strom gab es dort oben längst. Und überhaupt: "Ich mache genau das Gegenteil von dem, was die anderen machen!"

Das ist seine Grundhaltung: sich abgrenzen. Wer länger mit Reinhold Messner spricht, erlebt jemanden, der für sich selbst ein klares Wertesystem entwickelt hat, der genau zu wissen glaubt, was richtig und was falsch ist. Didaktische Ansprüche im Museum? "Halte ich für Unsinn." Heldengeschichte? "Kein Hero ist interessant, ich dreh das alles um." Öffentlicher Anspruch von Museen? "Ich mach das alles für mich. So wie ich früher auf die Berge gegangen bin." Die klassische Solotour also auch im Museum, nur dass man hier seine Fährte aufnehmen kann, anders als quer durch die Wüste Gobi oder in der Antarktis.

Leicht macht es Reinhold Messner dem Besucher auch in seiner Heimat nicht. Kein Museum, das nicht über steile Serpentinen erklommen werden muss, fast immer thronen sie auf einem Felsen. Der Blick nach draußen ist damit vorbestimmt, hinaus auf die schroffen Zacken der Dolomiten, die schöner nicht sein könnten. Runter in enge Täler, deren alte Höfe ihre Dächer tief nach unten gezogen haben, zum Schutz vor dem Wetter hier, vielleicht auch vor etwas anderem. Die Kruzifixe an den Hauswänden sind jedenfalls größer als anderswo.

Was also erzählen Messners Ausstellungshäuser über ihn? Schon allein die Zahl ist ja erstaunlich. Es dürfte kaum eine Privatperson geben, die fünf Museen betreibt. Er finanziert sie, er ist die treibende Kraft dahinter. Er ist aber auch der Magnet, der all die Besucher, überwiegend Touristen, anlockt. Der Heldenstatus zieht. Schon haben zwei Skigebiete gefragt, ob Messner nicht auch bei ihnen ein Museum eröffnen will. Will er nicht. Corones soll sein letztes sein. Er sieht in seinen Häusern Satelliten, die um das größte Museum kreisen. Doch vor allem kreisen sie um ihn selbst, nicht nur jetzt, da alle Häuser Sonderschauen zu seinem 70. Geburtstag zeigen.

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