SZ-Kolumne "Bester Dinge":Selig sind, die Bewerbungen schreiben

(Foto: N/A)

Wie der Pfarrer einer norditalienischen Gemeinde einen neuen Mesner suchte und sich vor Anfragen kaum retten konnte.

Von Martin Zips

Zu den ungelösten Rätseln der Menschheit zählt, dass der angesehene Beruf des Mesners da und dort auch Messner, Messmer oder Mesmer heißt. Allerdings kann es sich hierbei auch um einen Küster, Kirchendiener oder Kirchwart handeln, eine Art Hausmeister also, mit wichtigen Aufgaben zwischen Orgel und Sakristei. In Cortina d'Ampezzo hat sich gerade der Mesner Giovanni Suani verabschiedet. In dem Wintersportort, in dem die Kirchenglocken mit derselben Melodie läuten wie Big Ben, heißt der Mesner übrigens Sakristan.

Als in Cortina d'Ampezzo die Komödie "Der rosarote Panther" gedreht wurde, Anfang der 1960er-Jahre, da hatte hier gerade Giovannis Vater als Sakristan begonnen. Am Ende waren es insgesamt fast 60 Jahre, in denen die Suanis die Kerzen anzündeten, den Weihrauch richteten und heiliges Brot in den Tabernakel stellten.

Hundert Bewerbungen

Als Giovanni ging, stellte der Pfarrer eine Stellenausschreibung ins Netz. Und, von wegen Kirchenkrise: Am Ende waren es hundert Menschen, die unbedingt in seiner Gemeinde als Sakristan, Kirchendiener oder Küster anfangen wollten. So viele, dass Don Ivano, so heißt der Pfarrer, über die italienischen Medien bat, sich keinesfalls mehr zu bewerben. Er komme sonst nicht hinterher.

Ob das alles an einer neuen Frömmigkeit liegt? An der Schönheit des Ortes? Am "Rosaroten Panther"? Wahrscheinlich liegt es einfach am heiligen Philippus, dem die Kirche in Cortina d'Ampezzo geweiht ist. Auch er wurde einst ja Zeuge einer wunderbaren Brotvermehrung. Obwohl, vielleicht war's gar keine Brotvermehrung. Vielleicht war's nur ein Mesner.

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