SZ-Kolumne "Bester Dinge":Wiedersehen nach 76 Jahren

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(Foto: Foto via Handout / Matteo Incerti / AFP)

Wie ein altes Foto einen US-Veteranen mit drei Italienern zusammenbringt, die er 1944 beinahe erschossen hätte.

Von Moritz Geier

Zu den besonders schönen Geschenken gehört es, einem Menschen ein Erlebnis zu ermöglichen. Und ein Erlebnis, dachte sich Rachelle Adler Donley, war genau das, was ihr Vater so dringend nötig hatte. Martin Adler, 96, wohnt in einer Seniorensiedlung in Florida, seit März habe er seine Wohnung kaum verlassen können, sagte Rachelle Adler Donley der New York Times. "Ich habe nach Wegen gesucht, ihn aufzumuntern."

Sie erinnerte sich an ein Lieblingsfoto ihres Vaters, aufgenommen 1944 im norditalienischen Dorf Monterenzio. Martin Adler, US-Soldat des 339. Infanterieregiments, ist darauf mit drei Kindern zu sehen, er trägt einen Stahlhelm und ein herrlich erleichtertes Lächeln im Gesicht. Im November postete die Tochter das Foto im Internet. "Versuche diese Kinder aus Italien zu finden", schrieb sie dazu. "Mein Papa Martin Adler, 96, wäre überglücklich."

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"Das bist ja du!"

Ein italienischer Autor wurde darauf aufmerksam, dann Lokaljournalisten, Fernsehsender. Und schließlich auch Bruno Naldi, 83, und seine Schwestern Mafalda, 81, und Giuliana, 79, aus Castel San Pietro Terme nahe Bologna. "Das bist ja du!", sagten sie zu sich.

Das US-Militär ging damals, 1944, von Tür zu Tür, auf der Suche nach deutschen Soldaten. In einem Haus stieß Martin Adler auf einen großen Korb, der sich bewegte. Der Infanterist brüllte, bereit zum Feuern, als plötzlich eine schreiende Frau dazwischen rannte. Im Korb waren ihre Kinder Bruno, Mafalda und Giuliana. So entstand das Foto, ein Bild der Erleichterung. Per Videotelefonat haben sie sich jetzt wieder getroffen. Und nicht nur für Adler war das Wiedersehen, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Erlebnis.

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