Wetter:Brasilien leidet unter Extremhitze

Lesezeit: 2 min

Temperaturen von gefühlt 58 Grad, da bleibt nur eine Abkühlung in einem Wasserbrunnen im Madureira-Park in Rio de Janeiro. (Foto: Bruna Prado/dpa)

Die gefühlte Temperatur liegt bei 58 Grad, dabei hat der Sommer noch gar nicht begonnen: Die heftige Hitzewelle wird vermutlich am Freitag ihren Höhepunkt erreichen. Schon jetzt sind die Auswirkungen verheerend.

Wer in diesen Tagen in Brasilien in der Nähe eines der zahlreichen Strände wohnt, kann sich glücklich schätzen. Denn bereits vor Beginn des Sommers auf der Südhalbkugel leiden weite Teile Brasiliens unter einer heftigen Hitzewelle. Diese wird voraussichtlich zwischen Donnerstag und Freitag ihren Höhepunkt erreichen.

Ein bisschen Erfrischung suchen zahlreiche Brasilianer am Strand. (Foto: Tomaz Silva/dpa)

In der Millionenmetropole Rio de Janeiro stieg die gefühlte Temperatur am Dienstag auf 58,5 Grad, wie die staatliche Nachrichtenagentur Agencia Brasil berichtete. Auch in anderen Regionen vor allem im Zentrum und Süden des Landes wurden Temperaturen von deutlich über 40 Grad Celsius gemessen. Bereits am Mittwoch ächzten die Brasilianer unter hohen Temperaturen, die nächsten Tage soll es kaum anders werden.

Die gefühlte Temperatur beschreibt das Empfinden eines Menschen, das neben der eigentlichen Lufttemperatur etwa auch von der Luftfeuchtigkeit und dem Wind abhängt. "Ich ging um 4.30 Uhr schlafen, schlief dann etwa 40 Minuten, wachte wieder auf und duschte kalt", sagte ein Mann dem Nachrichtenportal G1.

Das Nationale Meteorologische Institut stufte die Lage in 15 Bundesstaaten und dem Bundesbezirk rund um die Hauptstadt Brasília als sehr gefährlich ein. Es bestehe die Gefahr von Dehydrierung, Kopfschmerzen, Übelkeit und Kreislaufproblemen. Ein zweijähriges Kind starb, nachdem es in São Paulo in einem Schultransporter in der Hitze vergessen worden war, wie die brasilianische Zeitung Folha de São Paulo berichtete.

Der Energieverbrauch ist nach Angaben des nationalen Stromnetzbetreibers auf ein Rekordniveau angestiegen. In 18 Städten des Bundesstaats Rio de Janeiro fiel der Strom aus. Im Bundesstaat Minas Gerais wurden innerhalb von drei Tagen etwa 500 tote Fische in einer Lagune der Hauptstadt gefunden. Die Todesfälle hingen mit den Auswirkungen der steigenden Temperaturen zusammen, berichtete die Zeitung Folha de São Paulo unter Berufung auf die Stadtverwaltung.

Kaimane liegen am Ufer des fast ausgetrockneten Flusses Bento Gomes im Pantanal-Feuchtgebiet in der Nähe von Pocone im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso. (Foto: Andre Penner/dpa)

Doch nicht nur der Süden und das Zentrum des Landes leiden derzeit unter der Hitze und Dürre. Das Amazonasgebiet erlebt die schlimmste Trockenheit seit Beginn der Aufzeichnungen vor 120 Jahren. Die Pegel einiger der wichtigsten Flüsse sanken zuletzt in noch nie da gewesenem Maße. Die Auswirkungen sind gravierend mit Folgen für die Bevölkerung an den Flüssen, die regionale Wirtschaft sowie die Flora und Fauna. Die aktuelle Hitzewelle steht nach Einschätzung von Experten im Zusammenhang mit dem Wetterphänomen El Niño und der globalen Erwärmung. "Eine Hitzewelle im Frühjahr ist nicht ungewöhnlich. Aber in den letzten Monaten gab es bereits vier Hitzewellen, ohne dass wir schon das Ende der Saison erreicht haben. Die globale Erwärmung hat die Wellen intensiver und häufiger werden lassen", sagte der Klimatologe José Marengo vom Forschungsinstitut Cemaden dem Nachrichtenportal G1.

Es sei unbestreitbar, dass die Temperaturen fast überall auf der Erde immer höher werden, sagte Ricardo de Camargo, Meteorologe am Institut der Universität von São Paulo, der Agencia Brasil zufolge. So war der Oktober 2023 weltweit laut Daten des Weltklimarats IPCC der wärmste seit 125 000 Jahren. Die Prognosen deuten darauf hin, dass "Extremereignisse häufiger, gewöhnlicher und mit größerer Heftigkeit auftreten werden", sagte Camargo.

Um genau diese Themen wird es auch bei der nächsten Weltklimakonferenz COP28 in Dubai Ende November gehen. Auf der UN-Konferenz diskutieren Vertreterinnen und Vertreter von etwa 200 Staaten jährlich unter anderem darüber, wie das international vereinbarte 1,5-Grad-Ziel noch erreicht und schlimmste Folgen der Klimakrise abgewendet werden können. Mit den aktuell von Staaten vorgelegten Klimaschutzplänen ist die Welt laut einer Analyse der Vereinten Nationen allerdings weit davon entfernt, die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen.

© SZ/dpa/lot - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Klimakrise
:Der SZ-Klimamonitor

Wie wir Menschen die Erde zerstören - und wie wir sie noch retten können. Die wichtigsten Daten und Hintergründe zur größten Krise der Welt.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: