Brandenburg:Staatsschutz ermittelt nach rassistischen Übergriffen auf Klassenfahrt

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Bei einer Klassenfahrt nach Heidesee im südbrandenburgischen Landkreis Dahme-Spreewald sind Berliner Schüler fremdenfeindlich bedroht und beleidigt worden. (Foto: Michael Bahlo/dpa)

In der Gemeinde Heidesee werden Schüler aus Berlin fremdenfeindlich angegangen und bedroht. Die Lehrer brechen den Ausflug sofort ab. Viele Kinder stehen unter Schock.

Nach rassistischen Beleidigungen gegen Schülerinnen und Schüler aus Berlin während eines Ausflugs in Südbrandenburg ermittelt der Staatsschutz wegen Volksverhetzung und Bedrohung. Von 28 Personen seien die Identitäten festgestellt worden, sagte eine Polizeisprecherin. Ob es sich bei allen um Tatverdächtige handele, sei noch unklar.

Die Berliner Schülerinnen und Schüler, die größtenteils einen Migrationshintergrund haben, waren in einer Ferienanlage in Heidesee südöstlich der Hauptstadt untergebracht, als sie in der Nacht zum Sonntag von anderen Gästen rassistisch beleidigt wurden. Eine Gruppe, die laut Polizei aus der Region kam, feierte in derselben Ferienanlage am Frauensee Geburtstag. Aus dieser Gruppe heraus sei die Schulklasse "fremdenfeindlich" beschimpft und bedroht worden, sagte die Polizeisprecherin.

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Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) äußerte sich bestürzt. "Mit solchen Übergriffen will ich mich und dürfen wir uns nicht abfinden", erklärte sie in einer Pressemitteilung. Nun gelte es zunächst, den Schülerinnen und Schülern die beste Hilfe zu geben. "Noch heute werden wir in der Schule Termine zur psychologischen Aufarbeitung des Geschehens für die Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern anbieten", so Günther-Wunsch.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke verurteilte den rassistischen Vorfall ebenfalls als "abstoßend" und "erschreckend". "Wir werden Rechtsextremismus in Brandenburg nicht dulden, wir werden Rassismus in Brandenburg nicht dulden, das ist die klare Botschaft", sagte Woidke dem RBB am Montag. Dafür würden alle Möglichkeiten genutzt, die eine starke Demokratie biete. Zunächst müssten aber die Ermittlungsbehörden ihre Arbeit machen, nach Ergebnissen könne man dann weitere Schlussfolgerungen ziehen.

Die Betreiber der Ferienanlage in Heidesee veröffentlichten am Montag ebenfalls eine Stellungnahme, laut der man die polizeilichen Ermittlungen "vollumfänglich unterstützen" wolle. Der Frau, die sich mit den rassistischen Personen in der Anlage eingebucht hatte, habe man inzwischen Hausverbot erteilt. "Wir verurteilen jegliche Form von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus auf das Schärfste", so Nora Runneck, Geschäftsführerin der Einrichtung.

"Viele Kinder stehen unter Schock"

Einige der Betroffenen seien erkennbar muslimischen Glaubens und hätten Kopftücher getragen. Eine körperliche Auseinandersetzung konnte die Polizei nach eigenen Angaben verhindern. Die Klasse fuhr den Angaben zufolge noch in der Nacht nach Berlin zurück. Die Polizei begleitete die Abreise. Ein Lehrer hatte nach der Auseinandersetzung in der Anlage die Eltern der Schüler informiert.

Einem Bericht der B.Z. zufolge sind die Schülerinnen und Schüler 15 und 16 Jahre alt. Unter Berufung auf einen Vater eines Schülers berichtete die Zeitung, die Eltern hätten ihre Kinder gegen 3.00 Uhr aus der Unterkunft abholen müssen. "Viele Kinder stehen unter Schock. Sie kannten diese Ausländerfeindlichkeit aus Berlin nicht", sagte der Vater der Zeitung.

Der Vorsitzende des Berliner Landes-Eltern-Ausschusses, Norman Heise, sagte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), durch die Abreise der Schulklasse sei "schlimmeres verhindert" worden. Gleichzeitig bedauere er, "dass die Opfer des Vorfalls abreisen mussten und nicht die Aggressoren". Die Befragung der Schülerinnen und Schüler zum Geschehen werde einige Zeit in Anspruch nehmen, sagte die Sprecherin der Polizei. Polizisten hatten bereits in der Nacht des Vorfalls erste Zeugen befragt.

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