Das, was die Leiterin eines Kindergartens in Bochum-Höntrop am Montag im Keller des Gebäudes in einer Spielzeugkiste fand, sieht auf den ersten Blick aus wie die Reste einer Netzstrumpfhose. Da in Bochumer Kindergärten Netzstrümpfe aber höchstens mal als Karnevalsverkleidung zum Einsatz kommen und das, was da in der Kiste lag, eine verdächtig runde Form hatte, alarmierte die Erzieherin vorsichtshalber die Feuerwehr. Ihre Vermutung: Bei den Überresten in der Spielzeugkiste handelt es sich um die abgestreifte Haut einer Schlange.
Der Verdacht bestätigte sich. Noch am Montag rückten Feuerwehrleute an, zogen auch zwei Schlangenexperten hinzu. 1,30 bis 1,50 Meter, so hieß es zunächst, könnte das Reptil groß sein. "Inzwischen gehen wir eher von 1,50 Meter bis vielleicht sogar zwei Meter aus", sagt Markus Wendelberger, der Sprecher der Bochumer Feuerwehr.
Inzwischen weiß man, "mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit", wie Wendelberger sagt, um was für eine Art es sich handelt. Eine Teppichpython nämlich, eine Würgeschlange wie der Feuerwehrsprecher sagt. Bei der Bestimmung der Schlangenart habe die Schwarmintelligenz in der Schlangen-Community geholfen. Die Schlangenexperten in Bochum hätten nämlich Zugang zu einem Online-Portal, in das sie auch Bilder hochladen können, die dann von Schlangenexpertinnen und -experten weltweit begutachtet werden. "In dem Forum war die einhellige Meinung, das kann nur eine Teppichpython sein", sagt Wendelberger.
Woher die Schlange kommt, ist bisher unklar. Der Kindergarten an der Emilstraße befindet sich in einem einstöckigen Gemeindehaus, zu dem auch ein Jugendzentrum gehört. Derzeit herrscht wegen der Corona-Krise Notbetrieb, nur sechs Kinder waren deshalb am Montag anwesend. Nachdem die Schlangenhaut gefunden wurde, wurden sie umgehend abgeholt und müssen jetzt vorübergehend anderweitig betreut werden. Erst wenn Feuerwehr und Schlangenexperten Entwarnung geben, dürfen die Kinder und die fünf Erzieherinnen und Erzieher wieder ins Gebäude.
Roland Byner, einer der Schlangenexperten, war vor gut einem Jahr auch schon in Herne im Einsatz, wo in einem Wohnhaus eine Kobra ausgebüxt war und erst nach zwei Wochen eingefangen werden konnte. Zwei der wichtigsten Fahndungsinstrumente bei der Suche nach Schlangen sind Mehl und Klebeband. So jetzt auch im Kindergarten in Bochum. Das Mehl wurde in den Räumen verstreut, um nachvollziehen zu können, in welche Richtung die Schlange möglicherweise kriecht. Mit dem Klebeband hat die Feuerwehr alle Türen und Fenster im Keller abgedichtet, um zu verhindern, dass die Schlange flüchten kann. Noch am Montag sei der Keller komplett ausgeräumt worden, sogar Teile der Deckenverkleidung habe die Feuerwehr herausgerissen, sagt Wendelberger. "Wir vermuten inzwischen, dass sie nicht mehr im Keller ist".
Bleibt das Erdgeschoss. Dort müssen nun alle Gruppenräume und Büros penibel durchkämmt werden. Der Feuerwehrsprecher rechnet damit, dass die Suche nach der Schlange durchaus ein paar Tage dauern kann.