SZ-Kolumne "Bester Dinge":Da lässt die Maus keinen Faden aus

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Fleißiger nachtaktiver Helfer: Ein Waliser freut sich über eine Maus, die keinen Dreck macht, sondern Dreck wegräumt. (Foto: BBC)

Ein Mann aus Wales wundert sich, warum sein abends meist unordentlich hinterlassener Schuppen am Morgen so sauber ist. Bis er eine Nachtsichtkamera installiert.

Von Paul Lütge

Oft braucht es nur zwei, drei Klicks, vielleicht einen Swipe auf Tiktok, ein gut gesetztes Like auf Instagram, und zack: Schon bekommt man ein Video von einem Baby-Capybara zu sehen, das zu Michael Jacksons "Thriller" tanzt. Oder einen Igel, der sich den Bauch massieren lässt und minutenlang grinst. Nirgendwo hüpfen und tanzen so viele lustige Tiere wie im Internet.

Das ist oft unterhaltend, na klar, vielleicht lacht man kurz, verschickt das Video an Freunde. Aber ein Mehrwert bleibt da nicht wirklich, weder für Zuschauer noch für das Tier - und auch nicht für den Filmenden. Denn selbst wenn Letzterer ein Tier vor der Kamera hätte, das den Moonwalk im Handstand machen könnte - Millionen Klicks, Hunderttausende Likes - und danach geht der Alltag weiter: aufstehen, arbeiten, kochen, den Schuppen im Garten aufräumen.

Womit wir zu Rodney Holbrook kommen, einem pensionierten Postbeamten aus Wales. Der 75-Jährige wunderte sich tagelang, dass die Dinge in seinem Schuppen, die er abends dort liegen gelassen hatte, am Morgen auf mysteriöse Weise wieder aufgeräumt waren. Er stellte eine Nachtsichtkamera auf und entdeckte seine neue, hilfsbereite Mitbewohnerin: eine Maus, die Wäscheklammern, Korken, Muttern und Schrauben zusammensammelt und in einen Karton legt. Jede Nacht. Kein Gegenstand scheint sie zu stören. Sie wurde sogar schon dabei gefilmt, wie sie Kabelbinder zum Topf trug.

Endlich mal ein Video also, das sich nachhaltig lohnt. Millionen Klicks, Hunderttausende Likes, klar, das auch. Aber vor allem: Holbrook macht sich jetzt nicht mehr die Mühe aufzuräumen. "Ich lasse die Sachen aus der Kiste und sie sind am Morgen wieder an ihrem Platz", sagte er der BBC. Seine Helferin taufte er: die walisische Ordnungsmaus. Das Tierchen, so der Rentner, "würde auch meine Frau wegputzen, wenn ich sie da drin lassen würde".

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