Niedersachsen:Ermittlungsgruppe soll Verschwinden des sechsjährigen Arian klären

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Tagelang waren auch zahlreiche ehrenamtliche Einsatzkräfte der Feuerwehr auf der Suche nach Arian. (Foto: Philipp Schulze/dpa)

Die Ermittler stellen die groß angelegte Suchaktion am Dienstag ein. Das Kind aus Bremervörde ist seit mehr als einer Woche verschwunden.

Die Ermittler stellen die aktive Suche nach dem sechs Jahre alten Arian aus Bremervörde im Norden Niedersachsens am Dienstag ein. "Wir werden ab morgen hier nicht mehr vor Ort sein", sagte ein Sprecher der Polizei am frühen Montagabend. Eine Ermittlungsgruppe werde aber weiter an dem Fall dranbleiben. "Es gilt herauszufinden, wo Arian geblieben ist, was aus ihm geworden ist", sagte ein Sprecher der Polizei. "Man kann diese hohen Suchmaßnahmen nicht permanent aufrechterhalten." Seit dem 22. April hatten Hunderte Einsatzkräfte und Freiwillige nach dem autistischen Jungen gesucht.

Die Einsatzkräfte durchkämmten dabei nach eigenen Angaben 5300 Hektar zu Land, zu Wasser und aus der Luft. Täglich waren bis zu 1200 Menschen beteiligt, darunter auch viele Spezialkräfte mit Hunden, Pferden, Helikoptern, Drohnen, Booten und Tauchequipment. "Wir wollten alles Menschenmögliche tun, um Arian zu finden", sagte der Polizeisprecher.

Zunächst war die Suche nach dem Jungen aus Bremervörde-Elm am Montag fortgesetzt worden. "Wir suchen weiter Tag und Nacht", kündigte die Polizei an. Der Sechsjährige hatte sein Elternhaus vor einer Woche unbemerkt verlassen. Es wird vermutet, dass der autistische Junge nicht auf Zurufe reagiert. Nach zuletzt mehreren kalten Nächten hatte die Polizei von einer sehr ernsten Lage gesprochen.

Das Suchgebiet, das sich bisher auf das Umfeld von Elm konzentrierte, war am Sonntag ausgeweitet worden. Die bislang größte Suchaktion mit einem Einsatz von 1200 Kräften blieb aber erfolglos. Die Helfer bildeten eine 1,5 Kilometer breite Menschenkette und durchstreiften das Gebiet vom Norden her in Richtung Elm. Man konzentriere sich auf einen Bereich, in dem man in den vergangenen Tagen zahlreiche Spuren gefunden habe, die möglicherweise zu Arian gehören, sagte eine Polizeisprecherin. Ziel sei es, "lückenlos alles noch einmal umzudrehen".

Einsatzkräfte von Feuerwehr, Bundeswehr und Polizei seien am Sonntag mit GPS-Trackern ausgestattet gewesen, damit sie trotz der großen Entfernung auf einer Höhe bleiben. Zusätzlich zu den Einsatzkräften seien weiter Boote, Drohnen und Suchhunde unterwegs. Technisches Hilfswerk (THW) und Feuerwehr durchsuchten Gräben und darin befindliche Rohre.

Eltern richten sich an Helfer

Vor dem Wochenende hatten Arians Eltern über die Facebook-Seite der Polizei einen Appell an die Helfer gerichtet, in dem sie erklärten, wie ihrem Sohn geholfen werden könne. "Wir glauben, dass Arian sich auf den Weg gemacht hat, um ein großes Abenteuer zu erleben", hieß es darin. Er könnte sich demnach nicht nur in Elm, sondern auch in die umliegenden Gemeinden bewegt und dort versteckt haben. Sie dankten allen für die Hilfe bei der Suche.

Eine private Überwachungskamera hatte aufgezeichnet, wie der Sechsjährige nach seinem Verschwinden in ein angrenzendes Waldstück lief. Er war mit einem Pullover, aber ohne Jacke, nur leicht bekleidet. Seitdem durchsuchen Hunderte Einsatzkräfte den Heimatort des Sechsjährigen und die nähere Umgebung.

Feuerwehrleute suchten den Fluss Oste ab, Taucher den Grund verschiedener Tümpel im Gebiet. Auch Drohnen, ein Hubschrauber und ein Tornado-Flugzeug waren im Einsatz, um mit Wärmebildkameras Ausschau zu halten. Nachts waren nach Angaben einer Sprecherin des Landeskommandos Niedersachsen der Bundeswehr etwa 60 Soldaten mit Nachtsichtgeräten im Einsatz.

Ohne Zurufe, ohne Lieder

Es war ausgerechnet Arians Autismus, die den Einsatzkräften Anlass zur Hoffnung gab. Ein Arzt habe ihnen erklärt, so der Polizeisprecher, dass der Junge aufgrund dieser Entwicklungsstörung ein eingeschränktes Schmerzempfinden habe und keinen Ekel empfinde. Deshalb bestehe die Hoffnung, dass er seinen Durst mit Wasser aus einem Tümpel löschen und Hunger mit Kräutern und Pflanzen bekämpfen könne.

Die Einsatzkräfte hatten zunächst versucht, den autistischen Jungen mit Kinderliedern, Luftballons und Feuerwerken anzulocken - ohne Erfolg. Seit der Nacht zum Samstag wurde wieder still nach dem Jungen gesucht. Die Polizei geht weiterhin nicht von einer Straftat aus. Es gebe keine Hinweise auf einen Kriminalfall. Auch einen etwaigen Wolfsangriff, in der Gegend gibt es Wölfe, schloss ein Sprecher aus.

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