Historischer Hurrikan:"Irene" erreicht die USA - Hunderttausende ohne Strom

Lesezeit: 2 min

Der mit Bangen erwartete Wirbelsturm "Irene" ist an der US-Ostküste auf Land getroffen: Der gewaltige Hurrikan mit einem Ausmaß von der Größe Europas erreichte den Staat North Carolina, von dort soll er in Richtung Norden weiterziehen. Im Laufe des Samstags wird die Millionenstadt New York erstmals in ihrer Geschichte zum Teil evakuiert, mehrere Bundesstaaten haben den Notstand erklärt. US-Präsident Barack Obama brach vorzeitig seinen Urlaub ab - und spricht von einem "historischen Hurrikan".

Der gefürchtete Hurrikan Irene ist an der US-Ostküste auf Land getroffen: Nach seinem Zerstörungszug durch die Karibik erreichte der Hurrikan der Kategorie 1 am Samstag die US-Ostküste im Staat North Carolina. Erste Ausläufer des Wirbelsturms brachten heftige Winde, Starkregen und hohe Brandungswellen. Die Stromversorgung von mehr als 200.000 Einwohnern in North Carolina und einigen Zehntausend in Virginia wurde unterbrochen, wie die Betreiber Progress Energy und Dominion Resources mitteilten.

Sandsäcke liegen in New York für etwaige Überschwemmungen wegen Hurrikan Irene bereit. (Foto: REUTERS)

Fernsehbilder zeigten in der Nacht zum Samstag bereits eine kräftig aufgepeitschte See vor der Küste. Mindestens zehn Bundestaaten an der Ostküste erklärten vorsorglich den Notstand, mehr als 100.000 Mitglieder der Nationalgarde hielten sich für Katastropheneinsätze bereit. Laut dem US-Sender CNN könnten 65 Millionen Menschen von dem Sturm betroffen sein. Vielerorts kam es zu Hamsterkäufen, in Supermärkten wurde Mineralwasser knapp. Präsident Barack Obama brach wegen der befürchteten Katastrophe seinen Urlaub ab und kehrte mit seiner Familie nach Washington zurück.

In New York, wo Irene am Sonntag erwartet wird, ordnete Bürgermeister Michael Bloomberg die Evakuierung tieferliegender Gegenden an. Es sei das erste Mal, dass die Stadt zu derartigen Zwangsevakuierungen greift. Doch gehe es "um Leben oder Tod". Betroffen sind etwa 300.000 Menschen. Sie müssen am Samstag vor 17 Uhr (23 Uhr MESZ) ihre Häuser verlassen haben.

Tausende Flüge gestrichen

Gleichzeitig werden ab Samstagmittag (Ortszeit) die Flughäfen von New York geschlossen. Es könnten keine Flugzeuge mehr am John-F.-Kennedy-Flughafen, La Guardia und Newark landen, teilte die zuständige Behörde auf ihrer Internetseite mit. Starts seien jedoch weiterhin erlaubt. US-Fluggesellschaften haben bereits fast 7000 Flüge über das Wochenende gestrichen und verlegen Maschinen in andere Regionen.

Außerdem soll der öffentliche Nahverkehr der Stadt eingestellt werden, weil eine Überflutung der U-Bahn-Schächte und Tunnel befürchtet wird. Außer den U-Bahnen und Bussen der Stadt sind auch die Nahverkehrszüge nach Long Island und in den Norden der Stadt betroffen. Konzerte und Broadway-Musical wurden abgesagt. In Washington wurde die Einweihung eines Denkmals für den schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King verschoben.

Meteorologen erwarten, dass Irene von North Carolina weiter nach Norden in Richtung New York und die Neuengland-Staaten zieht. Der Wirbelsturm von der ungefähren Größe Europas bewegte sich in der Nacht zum Samstag (MESZ) mit einer Geschwindigkeit von rund 20 Stundenkilometer nordwärts. Im Zentrum des Sturms wurden Windgeschwindigkeiten von um die 160 Stundenkilometer gemessen.

Im Laufe der Nacht schwächte sich der Sturm leicht ab, das Hurrikanzentrum in Miami stufte ihn von der Kategorie 2 auf die Kategorie 1 herunter. Entwarnung gab es aber nicht: Der Sturm bleibe extrem gefährlich, betonten die Experten. Die Windgeschwindigkeiten im Zentrum des Sturms seien lediglich von 160 auf etwa 150 Kilometer pro Stunde zurückgegangen.

Irene sorgt auch an der Wall Street für Unruhe

Barack Obama sprach vor seiner Abreise von der Prominenteninsel Martha's Vineyard (US-Staat Massachusetts), für die ebenfalls eine Hurrikanwarnung herausgegeben wurde, von einem voraussichtlich "historischen Hurrikan". Der Sturm werde wahrscheinlich "extrem gefährlich und kostspielig", sagte der Präsident. Die Behörden warnten vor großflächigen Stromausfällen und Überschwemmungen entlang der Atlantikküste. In beliebten Badeorten wurden die Gäste aufgefordert, sich unverzüglich in Sicherheit zu bringen. Strandpromenaden waren verwaist. Restaurantbesitzer klagten kurz vor Ende der Sommersaison über massive Einnahmeausfälle.

Es wird erwartet, dass der auch das Börsengeschehen an der Wall Street bestimmen wird. Wo sonst die europäische Schuldenkrise und Rezessionsängste scharf beobachtet wurden, studierten Börsianer Satellitenbilder. Erst im Laufe des Wochenendes wollen die US-Börsenbetreiber Nasdaq und Nyse entscheiden, ob der Handel am Montag pünktlich beginnen kann. Die Börse befindet sich im Financial District, der von Sturmböen und Überflutungen betroffen sein könnte.

Die erwarteten Millionenschäden treffen vor allem vor allem die Versicherer - bereits am Freitag fielen die Kurse der US-Versicherer Allstate und Travelers im Handelsverlauf auf Zwei-Jahres-Tiefs.

© sueddeutsche.de/dpa/dapd/Reuters/aho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Tropensturm "Irene"
:Menschenleere Metropole

Tropensturm "Irene" ist mit schweren Regenschauern die US-Ostküste heraufgezogen und in New York angekommen. Mindestens 15 Menschen kamen ums Leben. Das öffentliche Leben in der Großstadt kommt zum Erliegen. Nicht ganz.

In Bildern.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: