USA:Attentäter von Charleston schuldig gesprochen

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Dylann Roof, hier wenige Tage nach der Tat 2015, ist schuldig gesprochen worden, in Charleston neun Menschen getötet zu haben. (Foto: AP)
  • Ein Geschworenengericht in den USA hat Dylann Roof schuldig gesprochen, neun Menschen aus Hass getötet zu haben.
  • Der Weiße hatte 2015 in einer Kirche um sich geschossen und schwarze Gläubige ermordet, er bezeichnet sich selbst als Rassist.
  • Die Jury entscheidet im Januar, ob Roof lebenslänglich ins Gefängnis muss oder hingerichtet werden soll.

Ein Bundesgericht im US-Bundesstaat South Carolina hat den Todesschützen von Charleston, Dylann Roof, schuldig gesprochen. Die Geschworenen befanden den 22-Jährigen nach knapp zweistündiger Beratung am Donnerstag in allen 33 Anklagepunkten schuldig, darunter Hassverbrechen und Behinderung der Religionsausübung.

Roof hatte im Juni 2015 während einer Bibelstunde auf schwarze Gläubige geschossen. Er hatte sich selbst als Rassist bezeichnet. In einem vor FBI-Beamten abgelegten Geständnis hatte Roof erklärt, er habe sich die Emanuel African Methodist Episcopal-Kirche für die Tat ausgesucht, weil sie die älteste schwarze Kirche im Süden der USA sei. Die neun Gläubigen habe er getötet, weil schwarze Männer weiße Frauen vergewaltigten und sich gegenseitig töteten. Seine Tat sei dagegen viel "unbedeutender", heißt es in einem Video mit dem Geständnis, das während des Prozesses vorgespielt worden war.

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Staatsanwalt Jay Richardson zufolge feuerte Roof mehr als 70 Mal auf seine Opfer. In seinem Eröffnungsplädoyer erinnerte Richardson an die Opfer. Er beschrieb die kaltblütige Vorgehensweise Roofs: "Er hat sich entschieden, neun gute und unschuldige Frauen und Männer hinzurichten, aus gefühllosem Hass auf ihre Hautfarbe."

Im Prozess schilderten Überlebende die Tat in bewegenden Worten. Als Bilder der Tat gezeigt wurden, brachen Mitglieder der Jury laut Medienberichten in Tränen aus. Das Video einer Sicherheitskamera zeigt Roof beim Betreten und Verlassen der Kirche. Er betrat die Kirche und feuerte mit seiner Waffe, einer Glock Pistole, auf die wehrlosen Gläubigen.

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In der Schlussphase des Verfahrens will sich der Angeklagte selbst verteidigen

Verteidiger David Bruck deutete hingegen an, dass Roof psychisch krank sein könnte. Seine rassistischen Überzeugungen habe dieser "direkt aus dem Internet in sein Gehirn heruntergeladen". Alle seine Taten seien "bloße Nachahmung".Während des Prozesses waren Roofs Anwälte mit ihrem Vorstoß gescheitert, zwei Experten zum psychischen Zustand ihres Mandaten aussagen zu lassen. In der Schlussphase des Verfahrens, in der es um seine Strafe gehen wird, will sich der Angeklagte selbst verteidigen.

Die Tat löste über die USA hinaus Entsetzen aus. Sie bewegte US-Präsident Barack Obama dazu, bei einer Gedenkfeier für die Opfer das bekannte Lied "Amazing Grace" anzustimmen.

Über das Strafmaß entscheiden die Geschworenen erst Anfang Januar. Infrage kommen eine lebenslange Haft oder die Todesstrafe, die die US-Regierung gefordert hat. Den Schuldspruch nahm der Angeklagte äußerlich regungslos zur Kenntnis.

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