Ausstellung:Ganz in deiner Hand

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In ihren Filmen nähert sich die deutsch-iranische Künstlerin Yalda Afsah auf ungewöhnliche Weise dem Verhältnis zwischen Mensch und Tier an. Nun sind ihre Arbeiten im Münchner Kunstverein zu sehen.

Von Evelyn Vogel

Es geht um Dressur und Unterwerfung, Disziplin und Dominanz. Um das Verhältnis zwischen Mensch und Tier - wobei kein Zweifel gelassen wird, wer hier über wen dominiert, wer unterworfen wird. Und doch schwingen in manchen dieser Gesten auch noch andere Aspekte mit: Liebe, Vertrautheit, Respekt.

Es ist ein ungewöhnliches Feld, dem sich die deutsch-iranische Künstlerin Yalda Afsah mit ihren Filmen widmet. Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Tier und Mensch rückt sie in den Mittelpunkt ihrer Arbeiten, die auf den ersten Blick ganz klar scheinen. Aber nicht nur verändert der Mensch das Tier, indem er es nach seinem Willen formt. Die Dressur wie auch das dressierte Tier mit seinem veränderten Verhalten löst etwas in den Menschen aus.

Was und wie zeigt die 1983 in Berlin geborene Filmemacherin nun im Münchner Kunstverein, wo unter dem Titel "Every word was once an animal" Arbeiten aus den zurückliegenden fünf Jahren zu sehen sind. Darunter "Centaur", in dem Pferdedressur im Mittelpunkt steht, "Tourneur", der einer Gruppe von Stierkämpfern in Südfrankreich gewidmet ist und der aktuelle Film "SSRC", in dem es um eine sehr besondere Gruppe von Taubenzüchtern im Süden von Los Angeles geht. Es sind keine Dokumentarfilme, sondern Werke, die beinahe wie Feldforschungsversuche mit einem besonderen ästhetischen Anspruch anmuten. Durch ungewöhnliche Bildausschnitte und Kamerafahrten wird die Nähe der Körper von Mensch und Tier festgehalten, ihre Beziehung hinterfragt.

Yalda Afsah studierte an der Universität der Künste Berlin (UdK), an der Burg Giebichenstein - Kunsthochschule in Halle sowie dem California Institute of the Arts. Ihre Filme wurden sowohl auf Filmfestivals wie dem in Locarno, beim New York Film Festival und den Internationalen Kurzfilmtagen Winterthur gezeigt als auch bei Institutionen der Bildenden Kunst wie dem Institute of Contemporary Arts (ICA) London, dem Neuen Berliner Kunstverein und der Manifesta 13 in Marseille. In München war 2021 ein hoch interessantes filmisches Werk von Yalda Afsah (in Zusammenarbeit mit Ginan Seidl) über die Möglichkeit des Geschlechterwandels in der afghanischen Gesellschaft in der Galerie der Künstler des BBK im Rahmen der mit dem DG-Kunstraum und der Platform veranstalteten Reihe "#gender shift" zu sehen, das neugierig machte, mehr von dieser Künstlerin kennenzulernen.

Nun ist es also soweit. Und wieder einmal beweist der Kunstverein sein Gespür für interessante Künstlerinnen und Künstler und hat Yalda Afsah die erste institutionelle Einzelausstellung ausgerichtet. Entstanden ist sie in Kooperation mit der Grazer Halle für Kunst Steiermark, wo die Ausstellung von Juni bis September zu sehen sein wird.

Yalda Afsah: Every word was once an animal, Kunstverein München , im Hofgarten / Galeriestraße 4, 15. Jan. bis 3. April, Eröffnung: Freitag, 14. Januar, 12-22 Uhr

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