"Wüstenblume. Das Musical":"Musik ändert alles"

Lesezeit: 1 min

Sie haben das Musical " Wüstenblume" in München vorgestellt: Waris Dirie (li.), Autorin des gleichnamigen Buches, und die Musical-Darstellerin Kerry Jean. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Waris Diries weltbekannte Lebensgeschichte kommt ans Deutsche Theater nach München. Wie macht sich der Stoff rund um weibliche Genitalverstümmelung als Musical?

Von Julian Gülker

Ihre Geschichte sei keine Leidensgeschichte, sagt Waris Dirie. Zwar habe man ihren Körper verletzt, aber nicht viel "von ihr selbst" genommen: nicht ihren Mut, nicht ihre Liebe, nicht ihre Stärke. Film und Buch mit dem Titel "Wüstenblume" haben den Lebensweg des somalischen Models weltbekannt gemacht, 2020 folgte ein Musical mit Uraufführung in St. Gallen. Vom 4. bis zum 15. Oktober kommt es als exklusives Gastspiel an das Deutsche Theater nach München.

Was kann das Musical, was Film und Buch nicht können? Und überhaupt: Wie lässt sich die Geschichte der Frau unterhaltsam erzählen, die als Mädchen Opfer von Genitalverstümmelung wurde, sich aus der afrikanischen Wüste zum Supermodel und Bondgirl gekämpft hat? "Musik ändert alles", so Dirie, das Musical sei mehr "Fun". "Die Gefühle werden deutlicher, tiefer", sagt auch Uwe Fahrenkrog-Petersen, der Komponist des Stücks. Um auch die ihm kulturell fremde Musik möglichst authentisch zu halten, hat er intensiv mit afrikanischen Musikern zusammengearbeitet, etwa dem renommierten Bdlovu Youth Choir.

Das Musical führt durch Waris Diries Leben, ist aber mehr "Fun". (Foto: Andreas J. Ettler)

Das Stück führt durch Diries Lebensstationen: Durch die Wüste ihrer Kindheit, das bunte Afrika, das London der 80er-Jahre bis in das Fashion- und Glamourbusiness. Für Hauptdarstellerin Kerry Jean eine Reise, an deren Ende sie immer "emotional fertig" sei. Kaum verwunderlich angesichts des Stoffs, der Schluss des Stücks kommt dann überraschend - Dirie besingt die Frauenrechte vor den Vereinten Nationen. Die Botschaft ist klar: Wenn ein Mädchen aus der Wüste die Welt bewegen kann, kannst du das auch. Ein Unterschied zum Buch und Film ist daher, dass im Musical - ganz im Sinne Diries - die Hoffnung klar vor dem Leid kommt. Wie es der Musik gelingt, auch das zu verändern, bleibt abzuwarten.

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