Wolfratshauser Stadtpolitik:Museumsbau wird deutlich teurer

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Um das denkmalgeschützte Gebäude am Untermarkt 10 wie geplant nutzen zu können, muss Wolfratshausen 4,5 Millionen Euro investieren. Das sind 50 Prozent mehr als bisher für das Sanierungsprojekt veranschlagt waren.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Für den Untermarkt 10, in dem das neue Heimatmuseum mit Tourist-Info, Multifunktionsraum und Ladeneinheit unterkommen soll, muss die Stadt Wolfratshausen deutlich mehr ausgeben als bisher gedacht: 4,5 Millionen Euro soll die Sanierung mit Ausbau für die geplanten Nutzungen kosten. Bislang hatte der Stadtrat mit 2,7 Millionen Euro Baukosten kalkuliert. Nach einem Sachstandsbericht der beauftragten Städtischen Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft (Stäwo) erachteten die Stadträte die zusätzlichen Maßnahmen, etwa eine neue Elektrik fürs Museum und eine Dachdämmung, jedoch als sinnvoll und beschlossen einstimmig, den Auftrag an die Stäwo zu erweitern.

Robert Allischer, bei der Stäwo für die Technik verantwortlich, hatte zuvor die Kostensteigerung im Detail dargestellt: So sei bei der reinen Grundsanierung des Gebäudes, mit der die Stäwo bislang beauftragt sei, ein Plus von etwa zehn Prozent zu verzeichnen. In der vorläufigen Schätzung von Oktober 2018 sei man von 2,7 Millionen Euro inklusive Nebenkosten ausgegangen. Nun liege man bei knapp drei Millionen Euro. Die Mehrkosten ergeben sich laut Allischer aus den gestiegenen Baukosten, aber auch aus einer aufwendigeren Schadstoffuntersuchung und der nötigen Erweiterung des Landschaftsbaus.

Darüber hinaus habe man Gespräche mit den künftigen Nutzern der Räume geführt. Daraus hätten sich zusätzliche Baumaßnahmen ergeben, "die in unseren Augen Sinn machen", wie Allischer sagte. So sei etwa das Dachgeschoss, das als Depot fürs Museum dienen soll, derzeit nur schlecht isoliert. Die Ausstellungsstücke seien daher extremen Temperaturunterschieden ausgesetzt. Deshalb, und auch im Zuge des vom Stadtrat ausgerufenen Klimanotstands, sei eine Dachdämmung "sehr sinnvoll". Da der Dachstuhl in dem denkmalgeschützten Gebäude erhalten werden müsse, sei diese nur von außen möglich. Die Kosten dafür beziffern sich laut Allischer insgesamt auf etwa 235 000 Euro. Vorbereitungen für einen späteren Ausbau des Dachgeschosses sollen indes, mit Ausnahme der Versorgungsleitungen für eine mögliche Klimatisierung des Depots, nicht mehr getroffen werden.

Ein weiterer erheblicher Posten ist die Elektrik. Ein Termin mit Fachleuten habe ergeben, dass das Museum, das mit einem zeitgemäßen Konzept modernisiert werden soll, eine komplett neue elektrische Grundausstattung brauche. "Die bestehenden Leitungen und Sicherungen werden dafür nicht reichen", sagte Allischer. 408 000 Euro sind laut Kostenberechnung für die Elektrik fällig. Die Stäwo hatte auch eine Innenarchitektin beauftragt, den Bedarf für die weiteren vom Stadtrat geforderten Räume zu ermitteln. In der Tourist-Info sollen laut ihrem Entwurf eine Theke, Monitore, ein Stehpult mit Touchscreen und eine Wand für Flyer und Broschüren entstehen. Und der Multifunktionsraum, der dem Museum für Wechselausstellungen zugeschlagen werden soll, braucht Stühle und Trennelemente, um wie vom Stadtrat vorgesehen für Veranstaltungen genutzt zu werden. Für diese Möblierung fallen weitere 80 000 Euro an.

Die zusätzlichen Maßnahmen, zu denen auch Schallschutzdecken und die Überarbeitung der Fenster gehören, belaufen sich auf insgesamt etwa 1,5 Millionen Euro. Nicht im Auftrag der Stäwo ist die mit circa 800 000 Euro veranschlagte Neugestaltung des Museums, für das gerade ein Feinkonzept mit weniger Exponaten und mehr neuen Medien erstellt wird, sowie der Umzug, den Bürgermeister Klaus Heilinglechner auf 200 000 Euro bezifferte. "Eine Million muss man draufschlagen", sagte er.

In einer zweistündigen Debatte ging es auch um die Fördermöglichkeiten. Diese wolle man mit dem Bauamt voll ausschöpfen, sagte Allischer. Es gebe bereits einen Jour Fixe zum Thema. Diskutiert wurde auch über die 106 Quadratmeter große Ladeneinheit im Erdgeschoss, auf die sich die Fraktionen in ihrem Beschluss 2018 geeinigt hatten. Dass diese von der Stäwo als "Regionalladen" bezeichnet worden war, irritierte CSU-Fraktionssprecher Günther Eibl, der einen "Bürgerladen 2.0" dahinter befürchtete. Heilinglechner und Stäwo-Chef Lothar Ortolf erklärten indes, dass noch gar nicht feststehe, was in der Gewerbeeinheit verwirklicht werde. Manfred Fleischer (CSU-Fraktion) wollte noch einmal über darüber nachzudenken, dort ein Büro der Verwaltung unterzubringen, um auch für diese Fläche Fördermittel abzugreifen, was wiederum Heilinglechner entnervt als "Rolle rückwärts" bezeichnete. "Wir haben viele Jahre gebraucht, um zu dieser Beschlusslage zu kommen", sagte BVW-Sprecher Josef Praller. "Wir sind gut beraten, da weiterzumachen." Das sahen schließlich alle Stadträte genauso. Am Ende stimmten sie unisono für die 4,5 Millionen Euro teure Sanierung mit Ausbau.

© SZ vom 12.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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