Starkregen und Überschwemmungen:Unabsichtlich halbiert

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Die Lage zwischen Bergwald und Loisach macht Wolfratshausen besonders anfällig für Starkregen und Hochwasser. Das Sturzflut-Risikomanagement der Stadt verzögert sich jedoch. (Foto: Manfred Neubauer)

Wegen eines Rechenfehlers des beauftragten Büros muss Wolfratshausen länger auf sein Sturzflut-Risikomanagement warten.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Das "Sturzflut-Risikomanagement" ist ein Begriff, der schon seit geraumer Zeit immer wieder in den Gremien der Stadt Wolfratshausen zu hören ist. Bereits 2018 hat die Stadt an der Loisach eine Förderzusage des Freistaats für das Programm "Integrale Konzepte zum kommunalen Sturzflut-Risikomanagement" erhalten, mit dem die Auswirkungen der Extremwetterereignisse auf kleinere Gewässer eingedämmt werden sollen. Die Ausarbeitung dieses Managements jedoch zieht sich seitdem hin.

Zuletzt ist der Begriff Ende 2023 gefallen, als Bürgermeister Klaus Heilinglechner erklärte, dass sich die beschlossene Umgestaltung der Markstraße um Jahre verzögert: weil die Altstadt zwischen Bergwald und Fluss dafür ein konsequentes Entwässerungskonzept brauche, das erst nach Abschluss des Sturzflut-Risikomanagements erstellt werden könne. Dieses sollte nun immerhin in der kommenden Sitzung des Stadtrats, die am Dienstag, 16. April stattfindet, erstmals öffentlich vorgestellt werden. Daraus aber wird nichts. Die Präsentation verschiebt sich voraussichtlich in den Sommer - wegen eines Rechenfehlers des beauftragten Ingenieurbüros.

Wassertiefen und Abläufe wurden nur zur Hälfte berechnet

Wie der Zweite Bürgermeister Günther Eibl (CSU) kürzlich im Bauausschuss des Stadtrats mitteilte, könne der vereinbarte Abgabetermin für die Unterlagen und damit auch für die Vorstellung im Stadtrat nicht eingehalten werden. Dies habe die beauftragte Firma Sveco GmbH aus Augsburg der Stadt Mitte März mitgeteilt. "Bei einer internen Überprüfung der Ergebnisse ist aufgefallen, dass alle errechneten Wassertiefen mit dem Faktor 0,5 multipliziert wurden", erklärte der Bürgermeister. Dadurch seien die errechneten und in der Karte dargestellten Ergebnisse, die sogenannten Ganglinien, um die Hälfte zu klein. Der Abfluss der Gewässer werde in der Folge zu niedrig angesetzt, die konzeptionellen Maßnahmen fielen zu gering aus. "Neben der Neuberechnung der Wasserstände sind demnach auch alle aufbauenden Schritte durch das Fachbüro nochmals zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen." Eine Vorstellung der Ergebnisse sei nach Rücksprache mit der Sachbearbeiterin nun für den 16. Juli geplant.

Die Frau sei am Telefon sehr konsterniert gewesen, erklärte Sebastian Sens von der städtischen Bauleitplanung im Gremium. Der Rechenfehler sei der Firma unerklärlich und wohl bei der Umwandlung in die zu kartierenden Ganglinien passiert. "Das ist natürlich bescheiden", sagte Sens. "Auf der anderen Seite: Was können wir machen?" Die Stadt habe Glück im Unglück. Man könne letztlich froh sein, dass der Fehler aufgefallen sei. "Wir gehen davon aus, dass nun mit Hochdruck an der Sache gearbeitet wird und keine Fehler mehr passieren, damit der Termin im Juli eingehalten werden kann."

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