Wolfratshausen prüft die Einsatzbereitschaft der Retter:Was die Feuerwehr braucht

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Die Analyse fordert mehr Zusammenarbeit der beiden Wehren und stellt den Standort der Wache am Hatzplatz zur Disposition.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die Feuerwehren Wolfratshausen und Weidach sollten künftig enger miteinander kooperieren und ein gemeinsames Einsatz- und Alarmierungskonzept für das gesamte Stadtgebiet erstellen. Dies ist das Ergebnis des Feuerwehrbedarfsplans, den der Ingenieur Stephan Rudolph im Auftrag der Stadt erstellt und am Dienstag in einer Sondersitzung im Stadtrat vorgestellt hat. "Es ist die Aufgabe der Feuerwehr, für die Bürger das Optimale herauszuholen", sagte Rudolph. Deshalb müsse man beide Wehren als Einheit mit zwei Wachen begreifen. In seiner umfangreichen Analyse hatte Rudolph festgestellt, dass die gesetzliche Einsatzzeit in Waldram nicht immer eingehalten werden kann. Deshalb regte er an, für das Feuerwehrhaus am Hatzplatz mittelfristig einen neuen Standort im Süden zu erwägen.

Der Hauptausschuss des Stadtrats hatte im April beschlossen, den Bedarfsplan für die Feuerwehr von einem externen Gutachter erstellen zu lassen. Am 5. Januar hatte Rudolph die 146 Seiten starke Analyse vorgelegt. Die Ergebnisse präsentierte er in einem 90-minütigen ausführlichen Bericht. Zunächst habe er eine Gefährdungsanalyse für das gesamte Stadtgebiet erstellt, auf deren Grundlage Schutzziele definiert wurden, nach denen sich der Bedarf an Personal und Ausrüstung richtet. Freiwillige Feuerwehren seien kommunale Einrichtungen. Laut bayerischem Feuerwehrgesetz sei es Pflichtaufgabe der Gemeinden, sie leistungsfähig zu halten. Im Notfall muss die Feuerwehr laut Gesetz spätestens zehn Minuten nach Eingang des Notrufs am Einsatzort sein.

Die Personalstärken beider Feuerwehren seien insgesamt "sehr gut"

In seinem Bericht machte der Experte deutlich, dass Wolfratshausen eine sehr hohe Siedlungsdichte hat. Mit knapp 54 Prozent sei der Anteil an Siedlungs-und Verkehrsflächen überdurchschnittlich hoch - in Geretsried liege er bei 27 Prozent. Rudolph hatte in seiner Analyse das Stadtgebiet in acht Beurteilungsbereiche eingeteilt, die er nach unterschiedlichen Gefahrenlagen wie Brand, chemische Stoffe und Gewässer bewertet hat. Für Wolfratshausen hat er so fünf Gefahrenschwerpunkte ermittelt: Die Altstadt mit ihrer dichten Bebauung und der alten, schwer zugänglichen Bausubstanz; so genannte kritische Sonderbauten wie die Kreisklinik, Altenheime und Schulen; das Gewerbegebiet mit großen Gebäuden und Gefahrenstoffen; die Firma Eagle Burgmann und schließlich das dicht bebaute Waldram mit begrenzten Zufahrtsmöglichkeiten.

Die Personalstärken beider Feuerwehren seien "insgesamt sehr gut", erklärte Rudolph. So liege Wolfratshausen mit 70 aktiven Mitgliedern nur um zwei Kräfte unter dem Soll, Weidach mit 42 jedoch um 27 darüber. Atemschutzträger könnten beide Wehren mehr als genug aufweisen. Die absolute Personalstärke sei jedoch nicht entscheidend. Maßgeblich sei vielmehr das verfügbare Personal. Dass die Ausrückzeiten zum Teil kritisch sein können, belegte Rudolph mit einer Tabelle, in der die verfügbaren Einsatzkräfte nach Entfernung von der Feuerwache aufgelistet waren. Die Angaben seien jedoch theoretisch. Bei den ehrenamtlichen Feuerwehrleuten könnten die Rahmenbedingungen stark schwanken. Die vorgegebene Zehn-Minuten-Frist könne im südlichen Waldram nicht eingehalten werden, erklärte Rudolph. "Die einzige Möglichkeit, die Ausrückzeiten zu reduzieren, ist, mehr Personal unter tags zur Verfügung zu stellen." Dafür sei auch die Stadt gefragt, die nicht nur als Arbeitgeber Feuerwehrleuten zuvorkommen könne, sondern auch mit der Schaffung günstigen Wohnraums in der Nähe der Wachen.

Rudolph hatte auch die beiden Gerätehäuser begutachtet und nach gültigen Normen bewertet. Bei beiden bemängelte er, dass sich die Spinde der Feuerwehrleute in den Geragenräumen befinden. Das sei ein Problem für die Gesundheit und Sicherheit der Einsatzkräfte. Beim Wolfratshauser Gerätehaus sieht er vor allem Sanierungsbedarf in den Werkstätten. Zudem stünden den Einsatzkräften viel zu wenig Parkplätze zur Verfügung - nur sechs statt 20. Auch sei die Verkehrssituation am Hatzplatz "sehr kritisch". Dass dort nun ein Parkhaus errichtet werden soll, "erschwert das Ganze noch mal", sagte Rudolph. "Das erfüllt nicht den Zweck eines Feuerwehrgerätehauses." Deshalb sei mittelfristig zu überlegen, den Standort nach Süden zu verlegen. Eine eigene Wache in Waldram hielt Rudolph hingegen nicht für zielführend, da in dem reinen Wohngebiet die Ausrückzeiten zu lang seien.

Als "Hauptbotschaft" gab er den Stadträten mit, beide Standorte in Wolfratshausen und Weidach zu etablieren und auszustatten. Beide Wehren müssten ihre Zusammenarbeit intensivieren, mit gemeinsamem dreistufigem Einsatzkonzept und Beschaffungsplan, gemeinsamen Übungen und regelmäßigem Jour Fixe. Rudolph regte eine Lenkungsgruppe an, die sich um die Umsetzung kümmern soll. Zudem müsse das Wasserrettungskonzept überarbeitet werden: Die Taucher-Einheit solle abgeschafft werden, stattdessen solle man sich auf die Oberflächenrettung im Stadtgebiet konzentrieren. Die Gerätewartung solle künftig zentral an einem Standort durchgeführt werden, mit mindestens zwei hauptamtlichen Kräften, um die Ehrenamtlichen zu entlasten. Rudolph hatte auch die Einsatzfahrzeuge untersucht und einen Plan für die Beschaffungen der kommenden zehn Jahre aufgestellt. Hier solle die Stadt unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit und in Abstimmung mit anderen Kommunen nach dem Motto "mehr Klasse statt Masse" handeln.

Die Stadträte lobten Rudolphs ausführliche Analyse. "Jetzt haben wir einen Leitfaden an der Hand", sagte etwa Annette Heinloth (Grüne). Alle Fraktionen waren sich einig, möglichst rasch eine Lenkungsgruppe zu gründen, um die Zusammenarbeit der beiden Wehren voranzutreiben. Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) sprach von "vielen kleinen Stellschrauben, an denen wir drehen müssen". Und sein Fraktionskollege, Wirtschaftreferent Helmut Forster, stellte fest: "Nun kommt eine Menge Arbeit auf uns zu."

© SZ vom 18.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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