Wolfratshausen:Die alte Stellplatzfrage

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Vor einem Jahr gab es eine Visualisierung, nun soll aber erst einmal eine Machbarkeitsstudie die Kosten aufzeigen, ehe es in die Details geht mit einem möglichen Parkhaus am Hatzplatz. (Foto: Drees & Sommer/oh)

Das überarbeitete Parkraum-Konzept empfiehlt mal wieder ein Parkhaus am Hatzplatz. Wie das aussehen soll, muss nun erneut der Stadtrat klären.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Es ist eine ganze Weile her, dass sich der Wolfratshauser Stadtrat mit der Parkplatzfrage in beschäftigt hat. Der 2017 gefasste Beschluss, ein Parkhaus am Hatzplatz zu errichten, hat sich vor ziemlich genau drei Jahren zerschlagen: Der bereits unterzeichnete Erbpachtvertrag mit dem Tölzer Investor wurde einvernehmlich im Frühjahr 2020 aufgelöst, nachdem auch eine in der Höhe abgestufte Variante des im ersten Entwurf vom Stadtrat als viel zu massiv empfundenen Baus nicht mehrheitsfähig war und zudem Anwohner und die benachbarte Feuerwehr gegen die Pläne an der sensiblen Stelle am Loisachufer protestiert hatten.

Gesucht: Ersatz für die vielen Stellplätze, die bei den geplanten Umgestaltungen wegfallen

Das Thema, das schon seit vielen Jahren diskutiert wird, bleibt jedoch virulent. Schließlich muss Ersatz geschaffen werden für die vielen Stellplätze, die bei der geplanten Umgestaltung der Marktstraße und des westlichen Loisachufers wegfallen sollen. Am Dienstag kam es nun im Stadtrat zur Wiedervorlage. Das im vergangenen Jahr mit der Überarbeitung des Parkraumkonzepts beauftragte Ingenieurbüro Drees & Sommer stellte die Ergebnisse einer achtmonatigen Untersuchung vor. Fazit: Die derzeit auf 31 "Parkräume" verteilten Stellflächen in der Innenstadt sollten zentralisiert werden, um mehr Freiräume zu schaffen - und zwar, so lautet die Empfehlung, am besten mit einem Parkhaus am Hatzplatz.

40 Stellplätze in der Marktstraße und 80 am westlichen Loisachufer könnten laut Empfehlung dort zusammengefasst werden. Die Verlagerung der Parkplätze an den Hatzplatz sei "kein unbekanntes Thema", sagte Projektmanager Michael Stietz, der die Untersuchung gemeinsam mit seiner Kollegin Alexandra Schubring vorstellte. Dort aber finde man einfach die "beste Situation" vor: Tagestouristen könnten in optimaler Lage zwischen Bahnhof und Altstadt direkt abgefangen werden und müssten nicht "einmal quer durch die Innenstadt", wie etwa beim Loisachhallen-Parkplatz. "Wir wollen auf keinen Fall einen Betonklotz aufstellen lassen", betonte Stietz. Wichtig sei es, dass der Bau nicht als Parkhaus verstanden werde, sondern als "Mobilitätsstation", mit smartem Parkleitsystem, Ladeinfrastruktur, möglichen Car-Sharing-Angeboten und Informationssystemen zum ÖPNV.

Wie so etwas aussehen könnte, zeigten Schubring und Stietz mit einer Visualisierung: Von vier Varianten mit bis zu 150 Stellplätzen und acht Metern Höhe favorisierten die Analysten einen sieben Meter hohen Bau mit 120 Stellplätzen und Photovoltaikanlage auf begrüntem Flachdach. Durch Ein- und Ausfahrt auf der Nordseite gebe es keinen Begegnungsverkehr mit der Feuerwehr, mit einer aufgelösten Fassade könne man eine "sehr kleinteilige Wirkung" erzielen, sagte Schubring. Eine modulare Bauweise erlaube es, auf Entwicklungen der Bedarfe zu reagieren.

Von einer konkreten Planung allerdings ist man im Wolfratshauser Stadtrat noch, oder besser: mal wieder, weit entfernt. Das zeigte auch die Diskussion am Dienstag. Die bei der Altstadt-Umgestaltung wegfallenden Parkplätze würden mit so einer Variante nicht kompensiert, bemängelte etwa BVW-Sprecher Josef Praller. Schließlich würden am Hatzplatz, wo es derzeit 70 ebenerdige Stellplätze gibt, nur 50 neue geschaffen.

Zwar plant die Stadt ein eigenes Parkhaus mit mehr als 100 Stellplätzen am Paradiesweg. Das lange beschlossene Projekt aber stockt. Einer Klage von Anwohnern gegen die Baugenehmigung hat das Verwaltungsgericht recht gegeben, demnächst muss der Stadtrat über das weitere Vorgehen entscheiden, möglicherweise mit Aufstellung eines Bebauungsplans. Laut Stietz würden die Stellplätze dort in mehr als 500 Metern Entfernung zur Altstadt auch eher von Einpendlern genutzt als von Einkaufenden und Tagestouristen.

"Wir müssen einen Kompromiss finden zwischen mehr Parkplätzen und einem schönen Stadtbild", fasste Fritz Schnaller (SPD) das Dilemma zusammen - und forderte, sich auch den Loisachhallen- und den Sparkassen-Parkplatz als mögliche Parkhaus-Standorte noch einmal "genauer anzuschauen". Richard Kugler (Wolfratshauser Liste) plädierte wieder einmal dafür, das ganze Parkhaus Richtung Osten in die Barbezieuxstraße zu versetzen, weiter weg von den Anwohnern. Dafür aber müsse man den Bebauungsplan ändern, der auch weite Teile der Marktstraße umfasse, warnte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW). "Das wird in fünf Jahren nicht fertig."

Analysten sollten das Thema wieder schmackhaft machen

Die Analysten hätten ihre Aufgabe erfüllt, sagte Fritz Meixner (SPD), nämlich "uns ein paar Appetizer zu liefern, damit wir uns dem Thema wieder annähern". Die Aufgabe, Zielvorgaben zu formulieren, "liegt nun bei uns". Mit der wird sich nun wohl wieder eine fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe befassen müssen. Ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte der Parkhaus-Debatte, aber sicher nicht das letzte.

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