Wolfratshausen kauft den Boodevaar-Turm:Das neue Gesicht der Stadt

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Stadt Wolfratshausen bezieht mit Citymanager, Kulturamt und Wirtschaftsförderung den Boodevaar-Turm an der Loisach. Foto: Harry Wolfsbauer (Foto: Harry Wolfsbauer)

Citymanagement, Kulturamt und Tourismus ziehen um. Bürgermeister Heilinglechner strebt auch ein Konzept für den Untermarkt 10 und das Loisachufer an.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die Tage im Dachgeschoss des Rathauses sind für den neuen Wolfratshauser Citymanager Stefan Werner gezählt. Gemeinsam mit den seiner Stabsstelle zugeordneten Mitarbeiterinnen Gisela Gleißl und Marion Klement zieht Werner bald an eine deutlich prominentere Adresse: den so genannten Boodevaar-Turm am Loisachufer. Die Stadt Wolfratshausen hat das dreistöckige Gebäude, das direkt an die Immobilie Untermarkt 10 anschließt, von Ines Boodevaar erworben. Wie Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) sagt, hat der Stadtrat den Erwerb in nicht öffentlicher Sitzung den Kauf beschlossen, nachdem die Immobilie ausgeschrieben worden war. Der Umzug soll "sobald als möglich" stattfinden, sagt Heilinglechner.

Schon mit dem Stadtratsbeschluss, den Stadtmanager einzustellen, sei die Vorgabe verbunden gewesen, dass die neue Stabsstelle für Bürger gut erreichbar sein soll, erklärt der Bürgermeister die Entscheidung. Die Stadt habe verschiedene Mietangebote geprüft, eines sei als Alternative in Frage gekommen. Am Ende sei die Entscheidung dann aber für den Kauf des Türmchens mit etwa 190 Quadratmetern Nutzfläche gefallen. Obwohl der Kaufvertrag laut Boodevaar bereits unterzeichnet ist, wollen weder sie noch Heilinglechner Angaben zum Kaufpreis machen. Er sei jedoch "den Vorstellungen des Stadtrats gerecht geworden", sagt der Bürgermeister. Boodevaar habe der Stadt den Zuschlag erteilt, obgleich es andere Interessenten mit höheren Angeboten gegeben habe, sagt Heilinglechner. Dem Vernehmen nach war die Immobilie für knapp 500 000 Euro ausgeschrieben.

City-Manager werner freut sich auf die "repräsentative Lage nah am Bürger"

Noch nutzt Ines Boodevaar die Räume als Büros und Lager für ihren Laden nebenan. Mitte April sollen sie laut Heilinglechner an die Stadt übergeben werden. Dann werden sie an die neuen Bedürfnisse angepasst. Derzeit sei die Verwaltung mit den Planungen beschäftigt. "Ein paar Kleinigkeiten werden wir umbauen müssen", sagt Heilinglechner. Anstelle der Garage seien etwa ebenerdige Toiletten geplant. "Es soll ein schönes Gesicht der Stadt werden, in repräsentativer Lage und nah am Bürger", erklärt Citymanager Werner. Im Gebäude soll auch ein Tourismusbüro mit Ticket-Verkauf für Veranstaltungen in der Stadt untergebracht werden.

Wie die neue Außenstelle des Rathauses aussehen soll, entscheidet jedoch der Stadtrat. Ob das bereits in der kommenden Sitzung im April geschieht, hänge auch von den Fraktionssprechern ab, sagt Heilinglechner. Mit ihnen werde er zunächst Gespräche führen, in denen es auch um ein Konzept zur stadteigenen Immobilie Untermarkt 10 gehen soll. In dem mit Schadstoffen belasteten, sanierungsbedürftigen ehemaligen Landgericht ist derzeit noch das Heimatmuseum untergebracht, das laut Beschluss irgendwann in das ehemalige Stadtarchiv gegenüber umziehen soll.

Für das prominente gelbe Gebäude am Untermarkt gibt es zwei Interessenten, die es in Erbpacht übernehmen wollen. Der Stadtrat hat sich bislang in nicht öffentlicher Sitzung mit der Zukunft der denkmalgeschützten Immobilie befasst, ist sich jedoch noch nicht einig geworden. Das Gremium sei "ein bisschen ins Wanken geraten", erklärt Heilinglechner, ob man das marode Gebäude vergeben oder doch selbst behalten solle. Um die nötige Generalsanierung selbst zu finanzieren, müsste die Stadt tief in die Tasche greifen: etwa zwei Millionen Euro soll sie laut Gutachten inklusive Ausbau des Dachgeschosses und Brandschutzmaßnahmen kosten.

Wie der Bürgermeister sagt, wolle er mit den Fraktionssprechern ein grundsätzliches Konzept finden, was aus dem Komplex werden soll, der mit dem Boodevaar-Turm nun ganz der Stadt gehört. Entscheidend ist diese Frage auch in Bezug auf die lange beschlossene Umgestaltung des gesamten westlichen Loisachufers. Für den sollte ein Umbau des ehemaligen Archivs am Ufer des Flusses in ein neues Heimatmuseum eigentlich "der Startschuss" sein, sagt Heilinglechner.

Den entscheidenden Schauplatz der Altstadtentwicklung hat Citymanager Werner von seinem neuen Arbeitsplatz aus jedenfalls gut im Blick. Er freue sich auf die neuen Räume, erklärt er: "Die Leute können barrierefrei hinkommen und sich einbringen." Zu seiner Arbeit gehöre es schließlich, als Bindeglied zu den Wolfratshausern und Gewerbetreibenden stets verfügbar zu sein. Der Umzug erleichtere das. Büros im vierten Stock des Rathauses seien dafür eher "suboptimal", sagt Werner.

© SZ vom 27.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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