"Jung und Alt gestalten gemeinsam Zukunft":Die Wolfratshauser Gretchenfrage

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"Co-kreativ, partizipativ, innovativ": Stichworte aus dem sogenannten Transformationslabor. (Foto: Anja von Klitzing/oh)

Wie kann die Innenstadt lebendiger werden? Das sollen ausgewählte Teilnehmende eines akademischen Projekts unter dem Titel "Transformationslabor Museum" herausfinden.

Von Felicitas Amler, Wolfratshausen

Ein generationsübergreifendes Sportangebot an der Floßlände oder ein Kunstprojekt mit Lampen zur Geschichte Wolfratshausens: Das sind zwei der ersten Ideen, die im sogenannten "Transformationslabor Museum Wolfratshausen" bisher entwickelt wurden. Hinter dem auf Anhieb eher rätselhaft wirkenden Begriff steckt ein Wunsch, den vermutlich alle Bürgerinnen und Bürger Wolfratshausens teilen: Die mit ihren vielen Leerständen ausgeblutet wirkende Innenstadt soll lebendiger, belebter werden. Zum "Transformationslabor" hat sich Wolfratshausen, vertreten durch Stadtmanager Stefan Werner, mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften München (HM) zusammengetan, an der die Designerin Sarah Dorkenwald als Professorin für Co-Creation Management tätig ist.

Das einjährige Projekt mit dem Untertitel "Jung und Alt gestalten gemeinsam Zukunft" wird vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft mit 25 000 Euro gefördert. Es geht dabei, wie Dorkenwald formuliert, um "die Vision einer zukunftsfähigen Innenstadt". Auf Nachfrage, was sie damit meine, sagte sie der SZ: "Wie kann die Innenstadt inklusiver, nachhaltiger und lebendiger gestaltet werden?" Das neue Stadtmuseum, in dessen Räumen der Prozess unter gezielt ausgewählten Vertreterinnen und Vertretern der Stadtgesellschaft in verschiedenen Etappen läuft, sei ein identifikationsstiftender Ort, so Dorkenwald. Werner findet, das Museum vereinige "alles, was die Stadt geprägt hat", und sei mit seinem "museumspädagogischen Studio" im ersten Stock und dem Wallner-Bockhorni-Kabinett (dem Ausstellungsraum) im Erdgeschoss schon als Ort der Begegnung angelegt.

"Die Visionen der Jugend und das Wissen der Älteren"

Bei ihrem ersten Treffen im Juli tauschten sich 23 Teilnehmende von lokalen Vereinen, Schulen, Stiftungen und Unternehmen aus. Diese sollen, so Werner, selbst mitgestalten oder andere "rekrutieren". Das Ziel sei es, "die Visionen der Jugend und das Wissen der Älteren" zusammenzubringen, erklärt Dorkenwald. Sie betont: "Es geht nicht um große bauliche Planungen, sondern vielmehr um partizipative Projekte und Interventionen zur Belebung der Innenstadt, die alternative Handlungsangebote bieten und aus denen später Größeres entstehen kann." Auf der Homepage der Stadt ist nachzulesen, was die weiteren Schritte sein sollen. Anja von Klitzing, die sich als Graphic Recorderin und systemische Organisationsentwicklerin bezeichnet, hat das erste Treffen in einer sprechenden Zeichnung zusammengefasst. Stichworte sind etwa generationenübergreifend, Dialog, Begegnungsräume, Co-Working, Nachhaltigkeit.

Die Frage ist nicht neu: Welche Angebote fehlen in der Stadt? Stadtmanager Stefan Werner wollte das schon 2019 wissen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der nächste Schritt ist laut Werner die Bildung sogenannter "Mini-Labore zur Weiterverfolgung eines bestimmten Themas wie Inklusion, Nachhaltigkeit, Co-Workation, Mikrogeschäftsmodelle sowie Zwischennutzungskonzepte von leerstehenden Gebäuden".

Dorkenwald und Werner erklären zwar, dass es bei diesem Projekt nicht - wie zuletzt bei der Innenstadtgestaltung - um eine klassische Bürgerbeteiligung gehe, denn die Teilnehmenden werden gezielt ausgewählt. Dennoch lädt er Interessenten ein, sich mit Ideen zu melden.

Der nächste Treff der ausgewählten Gruppe am Mittwoch, 25. Oktober, läuft unter der Überschrift "Co-kreativer Workshop zur Bildung generationenübergreifender Mini-Labore, Themen-Pitch". Am 8. November geht es weiter mit "Arbeit in den Laboren, Gruppen und Themen definieren sich". Anschließend heißt es bis März 2024: "Mini-Labore arbeiten an ihren Projektideen, erproben Ideen durch kleine Interventionen im Stadtraum". Im März werden die Ergebnisse in einer Ausstellung präsentiert. Und am 20. März beendet ein Workshop den Prozess.

Kontakt über www.wolfratshausen.de/transformationslabor

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