Zweifel an Analyse:Kita oben ohne

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Beim Richtfest im Februar 2019 haben sich alle über das Dach der Kita gefreut. Heute hätten viele Stadträte lieber ein anderes. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Wolfratshauser Grünen fordern eine erneute Studie für eine Photovoltaikanlage auf dem Haus für Kinder, ziehen den Antrag aber dann zurück.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Mit dem Haus für Kinder an der Ludwig-Thoma-Straße hat Wolfratshausen vor drei Jahren eine moderne, große Kita geschaffen: In dem 4,9 Millionen Euro teuren Bau, der vom Kinderland Weyarn betrieben wird, gibt es Platz für 125 Kindergarten- und Krippenkinder. Die Räume sind hell und groß, die im Obergeschoss haben eine Galerie, auf der die Kinder spielen können. Was es allerdings nicht gibt, sind Solarzellen auf dem Dach.

Das wurmt die Grünen-Fraktion im Stadtrat, weshalb sie bei der jüngsten Bauausschuss-Sitzung einen Antrag gestellt hat: Man möge das Kita-Dach bitte auf seine Eignung für eine Photovoltaikanlage prüfen lassen. Der kostengünstige Solarstrom könne für den Betrieb des Hauses verwendet werden und amortisiere so die Investition. Vornehmen solle die Prüfung das Fraunhofer-Institut für Bauphysik, erklärten die Grünen-Stadträte Hans Schmidt und Rudi Seibt. Die Kosten von 1800 Euro hatten sie auch schon eruiert.

Das klingt vernünftig. Schließlich hat der Stadtrat den Klimanotstand ausgerufen, und die Dächer kommunaler Gebäude mit Solaranlagen zu versehen, ist zwar ein zäher Prozess in Wolfratshausen, aber zumindest erklärtes Ziel auch der anderen Fraktionen. Bei deren Stadträten sorgte der Antrag jedoch für Stirnrunzeln. Nicht weil sie gegen Solarkraft sind, sondern weil es bereits eine Untersuchung zum Dach der Kita gibt. Und die rät von einer PV-Anlage dort ab. "Die Feuchteanreicherung in der Dachkonstruktion kann bei einer zusätzlichen Verschattung auch bei der Anordnung einer raumseitig feuchteadaptiven Membran nicht ausgeschlossen werden", heißt es in der Analyse, aus der Bürgermeister Klaus Heilinglechner bereits im März auf Anfrage der Grünen zitiert hatte. In der jüngsten Sitzung übersetzte er das freundlicherweise in eigene, verständliche Worte: Mit einer PV-Anlage könne sich laut Studie Kondenswasser bilden, was zu Schimmel im Dach führen könne.

Die Grünen aber bezweifeln das. Sie hätten mit mehreren Fachleuten gesprochen, die das nicht glauben könnten, sagten Seibt und Schmidt, die beide selbst Ingenieure sind. Und fragten, ob denn das Gutachten ernst zu nehmen sei. Er gehe davon aus, sagte Thomas Wenig von der Stadtverwaltung. Das beauftragte Büro sei anhand einer Simulation zu seinem Fazit gekommen, die es mit einer speziellen Software des Fraunhofer-Instituts erstellt habe.

Die Zweifel der Grünen konnte er damit nicht beseitigen. Ihren Antrag aber zogen sie nach einer kleineren Debatte zurück - vorläufig zumindest. Auf Vorschlag des Zweiten Bürgermeisters Günther Eibl (CSU) sollen sie nun die gesamte vorliegende Machbarkeitsanalyse bekommen, die sie eingehend studieren können. Falls dann noch Zweifel bleiben, kann der Antrag wieder auf den Tisch.

Dass der Kita-Neubau solarzellenfrei bleibt, finden alle Stadtratsmitglieder recht ärgerlich. Er habe sich das Dach noch einmal angeschaut, sagte BVW-Sprecher und Schreinermeister Josef Praller. "Das ist schon sehr speziell." Mit der Frage, warum man es nicht PV-gerecht errichtet habe, konnte Ingenieur Schmidt dann aber keine Diskussion mehr entfachen. Schließlich hatte der Bauausschuss den Plänen des Architekten damals zugestimmt.

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