Proteste gegen Corona-Maßnahmen:Ärger mit den Montags-Demos

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Unermüdlich: Schon im Februar zog Josef Hingerl vor der Loisachhalle gegen Corona-Maßnahmen und Impfungen ins Feld. Seitdem hört man ihn jeden Montag, derzeit an der Alten Floßlände. (Foto: Hartmut Pöstges)

Weil sie die VHS-Kurse gestört hat, wurde die Abschlusskundgebung in Wolfratshausen vom Vorplatz der Loisachhalle an die Alte Flößlände verlegt. Dort aber fühlen sich Anwohner belästigt.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die meisten Corona-Beschränkungen sind längst aufgehoben. Dass es trotzdem noch eine erkleckliche Zahl an Menschen gibt, die das Bedürfnis haben, öffentlich gegen die Corona-Politik, Impfungen und Auswirkungen der Pandemie zu protestieren, zeigen die Montags-Demos, die weiterhin vielerorts stattfinden. In Wolfratshausen, wo der Rechtsanwalt Josef Hingerl, erklärter Gegner der Corona-Maßnahmen und Gründer des Vereins "Kinderrechte jetzt", die wöchentlichen Proteste organisiert, sorgen vor allem die Abschlusskundgebungen für Ärger. Erst fühlten sich Kursteilnehmer und Lehrende der Volkshochschule (VHS) durch die lautstarken Veranstaltungen gestört, nun haben sich Anwohner der Innenstadt über den Lärm beschwert.

Geendet hatte der Protestmarsch bis vor Kurzem stets vor der Loisachhalle, laut Hingerl "in Abstimmung mit dem Landratsamt, der Polizei und der Stadt Wolfratshausen". Zwar gebe es dort keine unmittelbar angrenzende Wohnbebauung, sagt Hubert Bernwieser, als Referatsleiter der Stadtverwaltung fürs Ordnungsamt zuständig. Die VHS habe sich aber durch die Reden der Demonstranten in ihrer Arbeit beeinträchtigt gefühlt. "Die Abendkurse haben ja auch etwas mit Lernen zu tun." In Absprache mit Hingerl und der Polizei habe die Stadt daher die wöchentliche Kundgebung an die Alte Floßlände verlegt, wo sie am vergangenen Montag erstmals stattgefunden hat.

Doch auch dort wird sie als Belästigung empfunden. Eine Frau, die in der Nähe wohnt, berichtet, dass sie zu Hause eine volle Stunde lang jedes Wort der durch Lautsprecher verstärkten Reden gehört habe. Laut Bernwieser sind bei der Stadt inzwischen mehrere Beschwerden "aus der Anwohnerschaft" eingegangen. Zudem sei die Alte Floßlände gerade im Sommer ein Naherholungsgebiet, das viele auch abends nach der Arbeit für ruhige Stunden nutzen wollten. "Wir müssen eine Neubewertung machen", erklärt er zum aktuellen Kundgebungsort, "weil sich dort wieder Probleme auftun."

Laut dem Ordnungsamtsleiter soll die Abschlusskundgebung am kommenden Montag, 20. Juni, zwar erneut an der Alten Floßlände stattfinden. Die Stadt werde sie jedoch genau beobachten und im Anschluss zusammen mit der Polizei bewerten. "Es könnte sein", sagt Bernwieser, "dass wir sie wieder zurückverlegen müssen." Vor die Loisachhalle also, wo sie die VHS-Kurse beeinträchtigt - "weil wir keine wirklichen Alternativen haben", wie der Referatsleiter erklärt. Schließlich müsse der Ort der Abschlusskundgebung auch zur Veranstaltung passen, die ja in der Innenstadt durchgeführt werde. Ein öffentlicher Platz könne nur dann versagt werden, wenn es dort etwa erhebliche Verkehrsbehinderungen gebe. "Wir können das nicht irgendwo ins Gewerbegebiet verfrachten."

Eine Handhabe, die Demos ganz zu untersagen, gibt es laut Bernwieser für die Stadt nicht. Die ordnungsgemäß angemeldeten Veranstaltungen würden vom Landratsamt genehmigt und seien durch die Versammlungsfreiheit, die ja "ein hohes Gut" sei, geschützt. Die Polizei begleite stets Marsch und Anschlusskundgebung und sorge dafür, dass die Auflagen eingehalten werden. Dies betreffe auch die Lautstärke, die laut Berwieser bis zu 85 Dezibel betragen darf.

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