Wertvolles Exponat:Dauerleihgabe fürs Badehaus

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Die neue Dokumentationsstätte in Waldram erhält das Originalmodell des Todesmarsch-Mahnmals von Hubertus von Pilgrim.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die Dokumentations- und Begegnungsstätte im ehemaligen Badehaus in Waldram wird am 21. Oktober offiziell eröffnet. Dann wird auch die Dauerausstellung in den Räumen erstmals zu sehen sein, die die Geschichte des Viertels nachzeichnet, das erst eine Siedlung für Angestellte der Geretsrieder Rüstungsbetriebe, dann als Lager für sogenannte Displaced Persons, ehemalige jüdische KZ-Häftlinge, diente und schließlich von Heimatvertriebenen bewohnt wurde. Bereichert wird die Schau von einem wertvollen Exponat: dem Originalmodell des Todesmarsch-Mahnmals des Pullacher Künstlers Hubertus von Pilgrim. Der Initiator des Mahnmal-Projekts und ehemalige Gautinger Bürgermeister Ekkehard Knobloch hat die wertvolle Tonskulptur dem Verein "Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald" als Dauerleihgabe vermacht.

Am Freitag übergab Knobloch die kleine Plastik der Vereinsvorsitzenden Sybille Krafft, die sich sehr über die großzügige Spende freut. "Wir sind dankbar", sagt sie im Namen des Vereins. Das Exponat, das einen prominenten Platz in der Dauerausstellung bekommen soll, ergänze die Dokumentation über das Lager Föhrenwald perfekt. Der Todesmarsch, bei dem in den letzten Apriltagen des Jahres 1945 Tausende KZ-Häftlinge aus Dachau von der SS auf grausamste Weise in Richtung Süden getrieben wurden, nimmt einen wichtigen Teil in der Ausstellung zum Lager Föhrenwald ein. Schließlich gebe es eine "unmittelbare Verbindung", erklärt Krafft: Ein Teil des Marsches, bei dem zahlreiche ausgemergelte Häftlinge ihren Tod fanden, führte über Wolfratshausen und Geretsried bis nach Königsdorf. "Dieser Strang führte an Föhrenwald entlang", sagt die Historikerin Krafft. Bei Königsdorf seien dann zahlreiche Häftlinge endlich befreit worden - und von US-amerikanischen Soldaten wieder nach Föhrenwald gebracht worden, wo es unter anderem eine Krankenstation und das Badehaus gab. "Es ist sehr anzunehmen, dass die befreiten, geschundenen Häftlinge dort zum ersten Mal nach sehr langer Zeit wieder eine Dusche nehmen und sich als Mensch fühlen konnten."

Dass die Plastik nun ins Waldramer Badehaus kommt, ist Otto-Ernst Holthaus zu verdanken. Der Gründer des Isar-Kaufhauses ist ein langjähriger Weggefährte Knoblochs und war maßgeblich an dem Mahnmal-Projekt beteiligt. Holthaus ist einer der wenigen noch lebenden Zeitzeugen des Todesmarsches. 14 Jahre war er alt, als am 29. April 1945 ein Zug mit verängstigten, verhungert wirkenden Gestalten von SS-Soldaten an seinem Elternhaus in Grünwald vorbeigetrieben wurde. "Ich habe mit Freunden versucht, ihnen Brote zuzuwerfen", erzählt Holthaus. Aber die Wachtposten hätten gesagt: "Gebt denen nichts, das sind alles Verbrecher." Die Erinnerung ließ Holthaus nicht los, er setzte sich dafür ein, den grausamen Marsch durchs Oberland nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Heute erinnern 23 Mahnmale mit den dicht gedrängten, gebeugten und ausgemergelten Figuren unter anderem in Wolfratshausen, Bad Tölz und Starnberg an den grausamen Zug, der kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs durch die oberbayerische Idylle führte. Die 24. steht in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel.

Holthaus, der auch Mitglied im Badehaus-Verein ist, wollte in Waldram ursprünglich eine Skulptur in Originalgröße. Davon gab es jedoch keine mehr. Aber er erinnerte sich daran, dass Knobloch noch das Modell besaß, mit dem von Pilgrim einst den Wettbewerb für das Mahnmal gewonnen hatte. Holthaus ließ die Plastik reparieren, und damit das tönerne Modell angemessen präsentiert wird und nicht zu Schaden kommt, zudem eine Stehle und eine Glasvitrine anfertigen. Dass die Erinnerung an den Todesmarsch im Dokumentationszentrum einen Raum bekommt, sei ihm wichtig, sagt er. "Damit so etwas nie wieder passiert."

© SZ vom 28.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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