Umweltschutz in Bad Tölz-Wolfratshausen:Für ein wilderes Wolfratshausen

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Gemeinsam setzen sie sich mit ihrem Projekt Gartenvielfalt für eine summende Natur ein: Sigrid Bender (links) und Harald Bender. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Bund Naturschutz hat am Radweg in der Enzianstraße eine Wiese insektenfreundlich angelegt. Zum Tag der Biene hofft Sigrid Bender, dass die Aktion Menschen inspiriert, ihre Gärten und Balkone natürlicher zu gestalten.

Von Moritz Hackl, Bad Tölz-Wolfratshausen

Der 20. Mai ist seit 2018 der Biene gewidmet. Für die Vorsitzende des Bund Naturschutz (BN) Wolfratshausen, Sigrid Bender, ist es aber vor allem der Tag der wilden Insektenart: "Was viele Menschen nicht wissen, ist, dass die Honigbiene gar nicht vom Aussterben bedroht ist", sagt Bender. Viele Menschen hätten seit dem Volksentscheid zur Rettung der Bienen angefangen, selbst Bienen zu halten und Honig zu produzieren. "Das ist sicher nicht falsch", betont die Naturschützerin, "aber dabei sind die Wildbienen etwas aus dem Fokus gerückt." Das aber wollen die Mitglieder des BN ändern, weshalb sie am Radweg an der Wolfratshauser Enzianstraße etwas im Grunde ganz Natürliches geschaffen haben: Lebensraum für heimische Pflanzen und Tiere. Für Igel, Eidechsen - und eben auch für Wildbienen. Es ist ein Projekt, das für Bender ein echtes Herzensprojekt ist: "Wir wollen mit Elementen eines Naturgartens einen Ort der Inspiration schaffen", sagt sie. Das Areal solle beispielhaft zeigen, wie ein Garten aussehen kann, "der eine Wohltat für die Umwelt ist".

Ziel sei es, ein grünes Netz über Wolfratshausen zu spannen, eines, das die Lebensweise der heimischen Insekten, Käfer und Nager begünstigt. Und das zugleich Menschen inspiriert, auch aus ihrem heimischen Garten oder Balkon einen Ort zu machen, an dem Wildbienen fröhlich summen, bestäuben und nisten können. Schließlich spielen Wildbienen eine zentrale Rolle bei der Bestäubung heimischer Pflanzen. "Sie sind kleiner als Honigbienen und können deshalb in die Blüten kleinerer Pflanzen gelangen, um sie zu bestäuben." Außerdem befeuchteten die Wildbienen den Blütenstaub nicht, weshalb sie beim Umherfliegen mehr davon verteilten als die Honigbienen. Sie sind also nicht allein ein schützenswerter Teil der heimischen Natur, sie sind selbst summende Bewahrer der Umwelt. Niemand müsse seinen ganzen Garten verwildern lassen, "aber es hilft schon, wenn ein kleiner Teil unberührt bleibt, wenn Raum für natürliche Strukturen geschaffen wird", sagt Bender. Vor allem seien heimische Pflanzen wie Löwenzahn, Klee, Glockenblumen, Salbei, Bohnenkraut oder Oregano wertvoll. Außerdem: "Etwa 75 Prozent der Wildbienen sind Bodennister: Sie brauchen sandige Böden oder einfach einen Topf, in dem nur Erde aber keine Pflanze ist." Wer sich nicht sicher ist, könne auch den Bund Naturschutz kontaktieren oder sich auf dessen Homepage informieren, sagt Bender.

Im Übrigen müsse niemand fürchten, dass Wildbienen allzu stachelige Gäste sind: Weil die meisten von ihnen solitär leben und nicht in einem Staat, müssen sie auch nichts verteidigen, weshalb ihre Stachel so weich sind, dass sie nicht durch die menschliche Haut kommen. Deshalb spricht aus Sicht von Bender auch nichts dagegen, ihnen einen Lebensraum in Kindergärten zu schaffen.

Viele Wildbienenarten haben der Naturschützerin zufolge eine geringe Flugdistanz. Deshalb reiche eine einzelne insektenfreundliche Fläche wie die am Enzianweg nicht aus. Insofern solle das Projekt Gartenvielfalt auch als Aufforderung verstanden werden: bitte zu Hause nachmachen.

© SZ vom 20.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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