Trockenheit im Landkreis:Den Flößern geht das Wasser aus

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Der niedrige Pegel von Isar und Loisach schränkt die Floßfahrten ein. Auch die Bauern warten auf Regen.

Matthias Köpf

Die Trockenheit der vergangenen Tage und Wochen beeinträchtigt auch die Flößer: Sie können ihre Fahrgäste wegen niedriger Flusspegel derzeit erst unterhalb des Ickinger Wehrs aufnehmen. Zudem verlängert sich die Fahrzeit nach München wegen der geringeren Fließgeschwindigkeit der Isar um ein bis zwei Stunden. Für die Loisach soll verstärkter Zufluss aus dem Walchensee Abhilfe schaffen, an der Isar könnte nur ausgiebiger Regen den Wasserstand wesentlich erhöhen.

Momentan können die Teilnehmer einer Floßfahrt erst in Icking zusteigen. Die Isar führt zu wenig Wasser. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Isarpegel Puppling oberhalb der Wolfratshauser Marienbrücke zeigt aktuell 82 Zentimeter. Direkt unterhalb setzt der Arzbacher Floßmeister Michael Angermeier seine Gefährte ein. Einen Wasserstand wie diesen habe er in mehr als 40 Jahren auf der Isar überhaupt noch nie erlebt, sagt Angermeier. Besonders ungewöhnlich sei das Niedrigwasser für die frühe Saison; sonst komme im Mai immer noch Schmelzwasser aus den Bergen. Das jedoch ist heuer nach einer ungewöhnlichen winterlichen Warmphase zu einem großen Teil schon im Januar die Isar hinuntergeflossen. Die Flößer selbst fahren ungeachtet des niedrigen Wasserspiegels mit ihren rund 20 Tonnen schweren Flößen den Fluss hinab, doch ihre bis zu 60 Gäste pro Fahrt nehmen sie erst am Ickinger Wehr auf, wo die Flöße in den Isarkanal wechseln. Denn wenn das Floß doch hängen bliebe, müsse man wenigstens nicht alle Fahrgäste herunterholen, sagt Angermeier. Josef Seitner, der seine Flöße in Weidach in die Loisach einsetzt, hat es am Wochenende ähnlich gehalten wie Angermeier und die Fahrten für die Gäste erst in Icking beginnen lassen. Derzeit kämen im Fluss Felsen zum Vorschein, die man kaum jemals gesehen habe und die man konzentriert umfahren müsse, sagt Seitner. Dass die Fahrt deswegen um bis zu zwei Stunde länger dauere, mache die anstrengende Arbeit auch nicht gerade einfacher.

Seitner bietet seine nächste Fahrt am Donnerstag an. Dann werde er aller Voraussicht nach auch mit Gästen wieder in Weidach ablegen können. Bis dahin soll in Wolfratshausen eine Anordnung des Wasserwirtschaftsamts Weilheim an den Stromkonzern Eon spürbar sein: Man hat den Betreiber des Walchenseekraftwerks aufgefordert, vom Walchensee alles Wasser durch den Kochelsee in die Loisach fließen zu lassen, das dem Walchensee durch die künstliche Überleitung aus der Isar zufließe, sagt der stellvertretende Behördenleiter Johannes Riedl. So solle erreicht werden, dass die Isar in München eine Mindestwassermenge von 44 Kubikmetern pro Sekunde führe. Dazu trage auch bei, dass man aus dem Sylvensteinspeicher derzeit so viel Wasser ablasse, dass die anvisierten 20 Kubikmeter pro Sekunde in Bad Tölz erreicht seien. Angermeier bräuchte für ein voll besetztes Floß statt der derzeitigen 82 mindestens 97 Zentimeter Wasser unter den Stämmen, richtet sich noch auf einige Fahrten ab Icking ein und wartet ansonsten auf Regen.

Das tun auch die Bauern: Der Kreisobmann des Bauernverbands, Alois Schuller, berichtet von eine vergleichsweise mageren ersten Heuernte, die sich aber über das Jahr leicht noch ausgleichen lasse. Besonders auf kiesigen Böden wie bei Ascholding, Wiesen oder Gelting wachse derzeit aber "praktisch gar nichts". Das wenige Getreide, das im Landkreis angebaut wird, ist hauptsächlich Mais. Der habe - vermutlich ebenfalls wegen der Trockenheit - heuer noch gar nicht ausgetrieben, weshalb er zwar spät dran sei, vermutlich aber noch keinen Schaden genommen habe, sagt Schuller. Was die Brandgefahr in den Wäldern betrifft, gibt sich Kreisbrandrat Karl Murböck aufmerksam, aber gelassen. Der Deutsche Wetterdienst gibt die Waldbrandgefahr für seine Station Attenkam bei Münsing mit der dritten von fünf Stufen an.

© SZ vom 10.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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