Tourismus im Oberland:Trotz Pandemie auf die Piste

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Der Winter ist für die Bergbahnen am Brauneck die umsatzstärkste Jahreszeit. Daher arbeiten die Betreiber derzeit mit Hochdruck daran, eine infektionssichere Saison möglich zu machen.

Von Benjamin Engel

Nicht jeder mag in diesen Tagen schon daran denken. Doch wer die Staatsstraße 2072 zwischen Wegscheid und Arzbach nutzt, dem kündigt ein Schild klar die Zukunft an: "Auf Wiedersehen im Winter", gibt es Besuchern mit auf den Weg. Die sind derzeit meist gerade als Wanderer von den Bergen gekommen, schließlich gilt es, die schönen Herbsttage zu nutzen. Was sie nicht mitbekommen sollen: Am Berg wird derzeit schon auf Hochtouren daran gearbeitet, trotz Pandemie, Auflagen und Planungsunsicherheiten auch die nächste Saison am Berg gelingen zu lassen: die Skisaison.

Das Wintergeschäft am Brauneck ist nämlich weitaus umsatzträchtiger als das Geschäft in der warmen Jahreszeit. Das verdeutlicht der Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2018/19, den die Bergbahn im Bundesanzeiger erst vor wenigen Tagen veröffentlicht hat. Im damaligen Winter machte die GmbH mit ihren Liften und Anlagen am Brauneck einen Gesamtumsatz von 4,8 Millionen Euro. Im Sommerbetrieb waren es 1,3 Millionen Euro.

Die Covid 19-Pandemie beendete den Skibetrieb am Brauneck heuer abrupt schon Mitte März. Aufsperren konnte die Kabinenbahn erst zu Pfingsten. "Wir konnten im Sommer schon unsere aktuellen Hygienekonzepte einüben", sagt Sprecherin Antonia Asenstorfer. "Jetzt müssen wir für den Winter schauen, das aufrechtzuerhalten." Die GmbH arbeite daran, sicheres Skifahren anzubieten.

Das bedeutet aber auch, dass die Gäste im Winter an den Talstationen nur mit Mund-Nasenschutz werden anstehen dürfen. Das hält Asenstorfer aber für weitgehend unproblematisch. Denn über Mund und Nase könnten sich die Skifahrer im Winter auch ein Halstuch oder den Schal ziehen. Zudem hätten die Leute während des Sommers gelernt, Abstand zu halten. Um lange Schlangen an der Kasse zu vermeiden, setzte die GmbH zudem verstärkt darauf, dass die Gäste ihre Skipässe am besten schon online kauften.

Im Sommer haben sich die neuen Regeln während der Pandemie laut Asenstorfer bereits eingespielt. "Die Leute halten sich sehr gut daran, kommen alle mit Maske", berichtet sie. Der Drang ins Freie sei deutlich zu spüren. Der Betrieb an der Kabinenbahn sei auch nicht geringer als in den Vorjahren. An besucherstarken Wochenenden sei die Bahn mit ihren Vierer-Gondeln abends eben etwas später als normalerweise üblich auch noch ins Tal gefahren. Wesentlich länger hätten die Gäste aber trotzdem nicht warten müssen. Die Bahn sei beispielsweise mit höherer Geschwindigkeit als in sonstigen Sommern gefahren. "In Stoßzeiten konnten wir das ganz gut steuern", sagt Asenstorfer.

Nur Angehörige des eigenen Hausstands dürfen eine Vierer-Gondel der Kabinenbahn derzeit voll besetzen. Bei allen anderen dürfen sich nur maximal zwei Personen mit Mund-Nasenschutz schräg gegenüber sitzen. Wer alleine unterwegs ist, kann aber auch als Einzelperson fahren. Wie die Vorgaben für die anderen Anlagen im Winter etwa für den neuen Sechser-Sessellift im Finstermünzkessel umgesetzt werden könnten, werde noch überlegt, sagt Asenstorfer. Beim Vierersessellift zum Stümpfling am Spitzingsee - einem Partnerbetrieb der Brauneck und Wallbergbahn GmbH unter der Alpen plus-Dachmarke - würden derzeit nur die zwei äußeren Plätze belegt, die inneren blieben frei.

Die genauen Modalitäten für den Winterbetrieb am Brauneck sind derzeit aber noch offen. An den Sesselliften müssten die Wetterschutzhauben aber auf jeden Fall offen bleiben. "Wir wissen noch nicht, wie die Leute selbst reagieren", sagt Asenstorfer. Wie die Skisaison nachgefragt werde, sei noch unklar. Die GmbH wolle jedenfalls alles dafür tun, diese unter sicheren Bedingungen möglich zu machen. Die GmbH stehe in direktem Kontakt mit dem Deutschen Seilbahnverband und dem Tölzer Landratsamt.

Eines ist für die Seilbahnbetreiber klar: Auch enge Skihütten könnten zu den Hauptrisikoorten dafür werden, sich mit Covid 19 anzustecken. Nur bei Skibetrieb im Winter ist etwa die Finstermünzalm geöffnet. Die urige Holzhütte ist innen klein und eng, was gemütlich ist, unter Corona-Bedingungen allerdings problematisch werden könnte. So kann Wirt Johann Kögl nur wenige Gäste hineinlassen. Wenn das Wetter schlecht sei, könnte es sein, dass er die Alm gleich zulassen, sagt er daher. Das sei noch in keiner Wintersaison vorgekommen. "Aber das bringt man auch hin", sagt er optimistisch. Zur Selbstbedienung müssten sich die Gäste sowieso nur anstellen. Und sei das Wetter schön, könne er im Freien leicht mehr Tische mit größerem Abstand aufstellen.

Die Bergbahn-GmbH will daher das Gespräch mit den Inhabern der 16 bewirtschafteten Hütten am Lenggrieser Hausberg suchen, um Möglichkeiten für einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. Wie Asenstorfer schildert, sei das Brauneck glücklicherweise eher ein Familienskigebiet. Der Après-Ski-Betrieb stehe in Lenggries, anders als in anderen Gebieten, nicht im Vordergrund. Die Bergbahn-Sprecherin räumt aber ein, die Hüttenwirte abseits der Hygieneauflagen nicht zu bestimmten Vorgaben zwingen zu können. Grundsätzlich sieht sich aber mit der Gastronomie am Berg einig. "Wir wollen alles dafür tun, dass es wegen des Betriebs am Brauneck nicht zu einem regionalen Lockdown kommt", sagt Asenstorfer.

© SZ vom 19.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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