Talentiade 2019:Mit festem Willen

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Die elfjährige Hanna Richter hat sich vor sieben Jahren dem Langlauf verschrieben und ist inzwischen Bayerische Meisterin der U 12-Klasse.

Von Benjamin Engel, Lenggries

Mitten im Frühling ist es im Isarwinkel heuer noch einmal kalt geworden. Doch auch wenn es auf den Bergen noch einmal geschneit hat, reicht es im Tal nur noch zu Regen. Für die Lenggrieserin Hanna Richter bedeutet das, dass der Langlaufsport jetzt einmal Pause hat. Das elfjährige Mädchen sitzt mit ihrem Vater am Nachmittag in der Küche. Über ihre Erfolge mag sie gar nicht so gerne reden. Dafür sprechen die vielen Pokale, die sie auf einem eigenen Regal in ihrem Zimmer sauber neben- und untereinander aufgereiht hat.

Vor sieben Jahren hat Richter mit dem Langlaufen angefangen. Fünfmal in Folge hat sie in ihrer Region den Raiffeisencup gewonnen. Erstmals hat die Lenggrieserin in der vorigen Saison in ihrer Altersklasse U 12 an den Bayerischen Meisterschaften teilgenommen. Gleich zwei Mal durfte sie sich über Gold freuen - im Einzel und in der Staffel. Doch auch wenn es vergangenen Winter dadurch etwas stressig wurde, freut sie sich schon wieder auf das Sommertraining. Wie Richter ihren Enthusiasmus für den Langlaufsport erklärt, klingt wohl für manchen ungewöhnlich. "Mir gefällt das, wenn man sich plagen muss."

Trotzdem hat Richter an ihrem Sport Spaß, wie sie hinzufügt. Und unnötige Anstrengungen scheint sie sich dann doch gerne zu ersparen. Wie sie sagt, zähle Kreuth (Landkreis Miesbach) zu ihren Lieblingsloipen. Denn die Strecke sei nicht so bergig.

Auf den ersten Blick mag Langlaufen einfach wirken. Das hat in den 1970er Jahren auch der Deutsche Skiverband suggeriert. Mit dem Slogan "Wer gehen kann, kann auch langlaufen", warb die Organisation für die Sportart. Um ins Gleiten zu kommen, braucht es dann doch mehr technische Übung.

Grundsätzlich gibt es beim Langlaufen zwei verschiedene Techniken. Im klassischen Stil bewegen sich die Sportler durch diagonale Arm-Bein-Bewegungen fort. Wechselseitig stoßen sie sich mit den Beinen und Armen kräftig ab. In der Skating-Technik geht es im Schlittschuhschritt vorwärts. Ganz eindeutig bevorzugt Richter den klassischen Stil. Denn so könne sie mehr mit der Kraft in den Armen und ihrem Stockeinsatz arbeiten. "Das liegt mir mehr."

Als Basis für den Langlaufsport ist die klassische Technik entscheidend. Davon berichtet auch Hannas Vater, Jan Richter. Seit drei Jahren ist er Langlaufwart für die Jugend beim Sportclub (SC) Lenggries. In jüngster Zeit boomt der Sport im Verein. 70 Kinder sind derzeit beim Sportclub im Langlauf aktiv. Wichtig sei ein sehr breites Training, sagt Jan Richter. Mit Kraftübungen fingen die Nachwuchssportler erst im Alter von 14 bis 15 Jahren an.

Im Winter übe seine Tochter etwa drei- bis viermal pro Woche für jeweils eineinhalb Stunden auf der Loipe. Im Sommer seien die Kinder mit den Inline-Skates oder mit dem Rad unterwegs. Es gehe zum Bergwandern, Laufen oder zum "Rollern". Dafür gibt es, wie der Name schon andeutet, eigene Sportgeräte mit Rollen, um ohne Schnee im Sommer voranzukommen. Trainiert wird mit den Skirollern und Stöcken auf Asphalt. Mit dem Lenggrieser Langlaufnachwuchs habe der Verein aber auch am Miesbacher Schülertriathlon teilgenommen. Solche Sommerevents seien wichtig, um die Kinder zu motivieren und neue Impulse zu setzen, sagt Jan Richter.

Für die Kinder und Jugendlichen wird die Belastung im Langlaufsport langsam gesteigert. Bei den Bayerischen Meisterschaften musste Hanna Richter im Einzel und mit klassischer Technik in ihrer Altersklasse zweieinhalb Kilometer langlaufen. Auf der Strecke musste sie auch durch einen Parcours mit Technikelementen. Beispielsweise galt es, über eine Schanze zu springen, eine festgelegte Distanz ohne Stöcke oder nur durch das Anschieben mit den Stöcken zurückzulegen.

Zusammen mit Luisa Dahlke und Romi Hartlieb aus dem Werdenfelser Land gewann Richter dann auch noch die Staffel auf einer sechsmal ein Kilometer langen Strecke. "Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet", sagt die junge Lenggrieserin. "Mein Ziel war es, unter die besten Zehn zu kommen."

Die nächsten Bayerischen Meisterschaften lässt sie auf sich zukommen. Denn nächstes Mal werden die Wettbewerbe ausschließlich in der Skating-Technik ausgetragen. Und dieser Stil gefällt Richter weniger. Über ihre Erfolgschancen möchte sie daher nicht sprechen.

Die Elfjährige wächst in einer sportbegeisterten Familie auf. Beide Eltern haben auch schon als Skilehrer gearbeitet. Außerdem hat Hanna noch zwei Schwestern, die ebenfalls beim SC Lenggries langlaufen. "Der Sport spielt eine große Rolle in unserer Familie", sagt Jan Richter. Im Urlaub seien etwa die Räder immer mit.

Mit ihren Kindern ist das Ehepaar Richter für den Sport viel unterwegs. Die pro Saison acht Rennen für den Raiffeisencup finden in der Region 4 des Skiverbands Oberland statt. Zwischen Garmisch-Partenkirchen und dem Leitzachtal mit Bayrischzell finden die Wettbewerbe statt. Für die Bayerischen Meisterschaften musste die Familie Richter bis nach Neubau am Fichtelberg in Oberfranken fahren. Zudem ging es im vorigen Winter für vier Tage zur Schülermeisterschaft in Oberstdorf. Im nächsten Winter plant Richter zudem, bei einem Deutschlandpokal-Rennen zu starten. Über ihre Ziele will die junge Lenggrieserin nur ungern sprechen und bekennt dann doch: "Ich mag schon einmal ganz weit kommen."

© SZ vom 01.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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