Lebensmittel für Bedürftige:Eine Spende für die Spender

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Reinhold Krämmel übergibt einen Scheck an Heidemarie Ritter und Susanne Meinl (von links) von der Geretsrieder-Wolfratshauser Tafel. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Ehrenamtlichen der Geretsrieder-Wolfratshauser Tafel stoßen immer häufiger an ihre Grenzen. Die Krämmel-Stiftung unterstützt sie mit 5000 Euro.

Von Sophia Coper, Geretsried

Normalerweise teilt sie Spenden aus, dieses Mal ist die Geretsrieder-Wolfratshauser Tafel selbst der Empfänger. 5000 Euro erhält der gemeinnützige Verein von der Krämmel-Stiftung. Reinhold Krämmel, Vorstandsvorsitzender und Bauunternehmer, hat den Scheck in der Zentrale in Geretsried persönlich überreicht.

"Ich beobachte das Engagement der Akteure der Tafel seit geraumer Zeit mit großem Respekt und Wertschätzung", sagt Krämmel bei einem Pressetermin. Mit der Spende wolle die Stiftung diese Leistung würdigen. "Impuls war die Nachricht, dass mit mehr Zulauf finanzielle und personelle Engpässe bei der Tafel entstanden sind."

In der Tat hat die Geretsrieder-Wolfratshauser Tafel immer mehr Bedürftige zu versorgen. Bis zu 450 Menschen kommen jede Woche zu den beiden Standorten in Wolfratshausen und Geretsried, um sich zusätzliche Lebensmittel abzuholen. Grund für den Anstieg sei mitunter die angespannte Weltlage, die sich auch an den Ausgabestellen bemerkbar mache, sagt die Vorsitzende der Tafel, Heidemarie Ritter. "Wir versorgen nicht nur Geflüchtete aus der Ukraine, Afghanistan und Syrien", berichtet sie, neben dem internationalen Publikum gebe es auch viele hiesige Bedürftige.

Die Händler kalkulieren enger

Zu dem erhöhten Bedarf geselle sich ein weiteres Problem: "Die Lebensmittelspenden sind geringer geworden, da die Händler enger kalkulieren. Wir wissen nie, wie viel wir erhalten und ausgeben können", so Ritter. Auch mit den generell gestiegenen Energie- und Benzinkosten habe der Verein zu kämpfen. "Wir sind auf Hilfe angewiesen, sonst könnten wir nicht mehr existieren", sagt die Vorsitzende. Über mangelnde Unterstützung kann sich die Tafel ihren Worten nach indes nicht beklagen. 104 Ehrenamtliche arbeiten derzeit für den gemeinnützigen Verein. "Aber wir freuen uns immer über neue Gesichter", betont Ritter.

Seit 2018 ist die 70-jährige Vorsitzende des Vereins — und ihr Engagement mitunter so zeitintensiv, dass die Grenzen zu einem Vollzeitjob verschwimmen. Ritter empfindet ihre Aufgabe als sinnvoll und erfüllend. "Wir sind mehr als eine Lebensmittelausgabe", sagt sie und betont den sozialen Aspekt für sowohl Mitarbeitende als auch Bedürftige. "Es herrscht einfach eine positive Atmosphäre vor Ort", berichtet sie.

Auch neue Gefrierschränke wären wünschenswert

Für die 5000 Euro der Krämmel Stiftung ist noch kein Verwendungszweck konkretisiert. Da das Leitbild der Tafel seit jeher die Abgabe von qualitativ einwandfreien, aber aussortierten Produkten von Supermärkten und Geschäften ist, dürfen Lebensmittel nur mit zweckgebundenen Geldspenden gekauft werden. Dies ist bei dem Scheck aus Krämmels Händen nicht der Fall. "Ein großer Teil wird wahrscheinlich in die Betriebskosten und in Benzin für unsere Transporter fließen. Denkbar sind auch neue Gefrierschränke", überlegt Ritter, "An Ideen mangelt es uns nicht."

Nach Übergabe des Schecks überschlagen sich die Laudationen. Ob Herr Krämmel im Namen der Stiftung auch mal bei einer Ausgabe zu finden sein werde? Der Bauunternehmer ist nicht abgeneigt: "Vielleicht sollte ich das wirklich mal machen, um etwas von der Arbeit mitzukriegen", sagt er. "Es ist noch nichts entschieden, aber eine sehr gute Idee."

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