Straftat in Geretsried:Andreas Wagner von Nazis bedroht

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Andreas Wagner, ehemaliger Bundestagsabgeodneter der Linken, wird von Rechtsextremisten bedroht (Foto: Hartmut Pöstges)

Sticker im privaten Briefkasten des ehemaligen Linke-Abgeordneten.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die Drohung auf diesem Sticker ist eindeutig: Ein Mann zielt mit einer Schusswaffe auf den Betrachter, rundherum ist der Schriftzug "Good Night Left Side" zu lesen - eine bekannte Nazi-Parole. Andreas Wagner, bis vergangenen Herbst Bundestagsabgeordneter der Linken, fand diesen Aufkleber am Freitagabend in seinem Briefkasten. Da derartige Sticker, wie Wagner erklärt, von der gewaltbereiten Neonazi-Szene verbreitet würden, habe er bei der Polizei Strafanzeige erstattet. Umso mehr, als er an den beiden vorangegangenen Tagen anonyme Anrufe erhalten habe, "mit denen mich offenbar jemand nerven wollte".

Die örtliche Polizei gab den Vorgang an die Kriminalpolizei in Weilheim ab. Der Geretsrieder Inspektionsleiter Franz Schöttl sagt, es gebe zwar auch in Geretsried immer mal irgendwo im öffentlichen Raum rechte Aufkleber. Aber dass ein solcher Droh-Sticker gezielt gegen eine bestimmte Person in deren Briefkasten geworfen wurde, sei ihm noch nicht untergekommen.

Wagner selbst nimmt an, dass dies eine Reaktion auf seine Äußerungen zu den Corona-Protesten ist. Er hatte auf Facebook in der Gruppe "AfD nein danke" zu den Montagsmärschen erklärt: "An einer Demo ist etwas faul, wenn Verschwörungsideologen und Rechtsextremisten dazu aufrufen." Er nehme an, so Wagner nun, dass die Drohung von rechts zusammenhänge mit seinen öffentlichen Wortmeldungen und Warnungen vor einer Instrumentalisierung der als "Spaziergänge" bezeichneten Protestmärsche durch Rechtsextremisten und Verschwörungsideologen. "Ich nehme diesen Vorfall ernst, will ihn aber nicht überbewerten", betont er. "Es gilt: Jeder Versuch, andere einzuschüchtern, ist inakzeptabel." In seiner Zeit als Abgeordneter habe er immer wieder mal Flugblätter der rechtsextremen "Identitären Bewegung" vorgefunden, einmal auch einen Aufkleber an seinem Geretsrieder Wahlkreisbüro.

Die Kripo in Weilheim konnte am Montag noch nichts Näheres zu dem aktuellen Vorgang sagen.

© SZ vom 18.01.2022 / fam - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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