Pilotin und Fluglehrerin:"Aus einer ganz anderen Perspektive"

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Sabine Wisbacher (Mitte) gibt ihre Leidenschaft für das Segelfliegen in Königsdorf weiter. Unter ihren Schülern sind auch Frauen wie Ines Holstein (links) und Julija Lucic (rechts). (Foto: Daniel Zummack/OH)

Sabine Wisbacher gibt auf dem Gelände in Königsdorf ehrenamtlich Unterricht im Segelflug. Sie ist eine von wenigen Frauen in dieser von Männern dominierten Sportart.

Von Jana Daur, Königsdorf

Ob Ikarus, Otto Lilienthal oder die Gebrüder Wright: Der Traum vom Fliegen begeistert die Menschheit schon seit Jahrhunderten. Und auch Reinhard Mey besang die grenzenlose Freiheit, die "Über den Wolken" zu finden sei. Aber all diese Beispiele zeigen: Es sind vor allem Männer, die sich hinauf in die Lüfte wagen. Der Flugsport gilt immer noch als ihre Domäne, in der Frauen es schwer haben. Sabine Wisbacher zeigt jedoch, dass dieses Vorurteil nicht stimmt. Sie ist Pilotin und gibt am Königsdorfer Segelflugplatz ehrenamtlich Unterricht.

Das Fliegen wurde der Fluglehrerin quasi in die Wiege gelegt, ihre Familie teilte ihre Leidenschaft. Schon als Kind verbrachte sie mit ihrem Bruder viel Zeit auf dem Segelflugplatz. Nachdem Wisbachers Interesse für einige Zeit nachgelassen hatte, entdeckte sie als 14-Jährige die Begeisterung für den Sport wieder. Ihre Flugausbildung absolvierte sie im Nürnberger Umland, ihrer Heimat. Zum Studium zog die junge Pilotin schließlich nach München. Auf den Königsdorfer Segelflugplatz verschlug es sie nicht bloß wegen der Nähe zum neuen Wohnort, sondern auch deshalb, weil ihr Freund dort ebenfalls fliegt. Der Platz gefällt Wisbacher wegen seiner Größe sehr gut. Gleich mehrere Vereine arbeiten und trainieren dort. Dadurch könnten Kontakte zu anderen Fliegern mit ähnlicher Begeisterung geknüpft und Interessen ausgetauscht werden, erklärt sie.

"Es ist schwierig in Worte zu fassen, was das Besondere am Fliegen ausmacht", sagt Wisbacher. Zum einen sei es die sportliche und technische Herausforderung, die sie reize. Heutzutage ist es immerhin möglich, über 1000 Kilometer Strecke zurückzulegen. Zum anderen begeistert sie auch das Freiheitsgefühl, das einen bei diesem Sport packt. "Aus dem Segelflugzeug sieht man die Welt aus einer ganz anderen Perspektive", so die Wahlmünchenerin.

Einen anderen Blick auf das Fliegen hat Wisbacher nach eigenem Bekunden durch den Flugunterricht erhalten, den sie ehrenamtlich am Königsdorfer Segelflugplatz gibt. An ihrem ehemaligen Fluggelände bei Fürth wurden Lehrer gesucht, was das Interesse der Pilotin weckte. So kam sie zu ihrer neuen Aufgabe, in die Vereine und ihre Mitglieder viele Ressourcen stecken. Wisbacher stört das jedoch nicht, im Gegenteil: "Das ehrenamtliche Engagement, das man dort reinsteckt, kriegt man wieder raus", sagt sie. Ihr macht es Freude, Anfänger auszubilden. Wer das Fliegen lernen möchte, muss eine theoretische Ausbildung absolvieren, die meist im Winter stattfindet, sowie drei praktische Abschnitte: Zunächst werden die Grundlagen des Segelfliegens vermittelt, anschließend bewegen sich die angehenden Piloten mit ihrer Lehrkraft immer weiter vom Flugplatz weg, schließlich werden Flugmanöver für die finale Prüfung erlernt.

"Es ist sicherlich besonders, eine Frau um Flugsport zu sein"

Grundsätzlich kann jeder, der sich dafür interessiert, das Steuern eines Segelflugzeugs erlernen. Die einzige Einschränkung ist eine medizinische Untersuchung, bei der die körperliche Tauglichkeit wird. An Nachwuchs mangelt es den Flugschulen nicht. Wobei allerdings auffällt, dass sich vornehmlich Männer für den Flugsport interessieren. Auch in Königsdorf merkt man das: Von 27 Fluglehrern sind nur zwei weiblich. Wisbacher, eine der beiden, meint dazu: "Es ist sicherlich besonders, eine Frau im Flugsport zu sein. Ich kenne aber einige andere Fluglehrerinnen aus anderen Schulen, mit denen ich in Kontakt bin." Als bunter Hund des Segelfliegens fühle sie sich also nicht. Außerdem sei das Klima, das von den Männern im Sport ausgehe, durchaus angenehm: Das Klischee des protzigen Männerhaufens stimme nicht, sagt sie.

Was sie jungen Frauen rät, die selbst gerne einmal ins Cockpit sitzen würden? "Man darf sich nicht abschrecken lassen von den Geschlechterverhältnissen, sondern sollte es einfach einmal ausprobieren." Die meisten Männer im Sport würden dieses Statement ohnehin unterstützen. Und: "Die Verhältnisse können sich nur ändern, wenn sich mehr Frauen für das Fliegen begeistern."

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