Penzberg:Hallenbad wird erheblich teurer

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Das Bauvorhaben der Stadtwerke muss neu geplant werden, weshalb die Kosten für das Projekt um gut fünf Millionen Euro steigen. Der Architekt soll wegen Planungsfehlern Schadenersatz zahlen

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Keinen guten Griff haben die Stadtwerke Penzberg mit der Wahl des Architekturbüros für das neue Schwimmbad gemacht. Wie dem Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens vor Kurzem mitgeteilt wurde, musste die bisherige Planung fast komplett über Bord geworfen werden. Das hat Auswirkungen auf den Zeitplan und die Kosten für den Neubau des Bads. Letztere belaufen sich nun auf 25,4 Millionen Euro. Zu Beginn des Projekts war von 17,4 Millionen Euro die Rede.

Auf Nachfrage verweist Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) auf einen Pressetermin am Mittwoch, bei dem der aktuelle Projektstand öffentlich gemacht werden soll. Vorab bestätigt Korpan die Kostenexplosion, wobei "man bei solchen Vorhaben immer mit Steigerungen rechnen muss". Dennoch will er die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Immerhin war der Hallenbad-Neubau Gegenstand eines Bürgerentscheids, bei dem die Kosten im Fokus standen. Die Penzberger hatten im Oktober 2018 die Wahl zwischen folgenden Fragestellungen: "Sind Sie für den Neubau eines Familien- und Sportbades mit großer Rutsche und Saunalandschaft am selben Standort des bestehenden Bades?" (Ratsbegehren) und "Sind Sie dafür, dass das bestehende Wellenbad Penzberg erhalten und saniert wird?" (Bürgerbegehren). Die Kosten wurden damals bereits aktualisiert und mit 19,5 Millionen Euro beziffert, da etwa ein Rutschenturm hinzugekommen war. Die Abrissgegner sprachen indes von Sanierungskosten in Höhe von etwa drei Millionen Euro. Die klare Mehrheit der Penzberger entschied sich für den Neubau.

Im Laufe des vergangenen Jahres war dann klar, dass man bei 20 Millionen durch diverse Planaktualisierungen landen würde. Laut aktueller Rechnung müssen die Stadtwerke eine Kostensteigerung von 20 Prozent stemmen. Das aber wird vermutlich nicht reichen. Pro Jahr rechnen Experten mit mindestens drei Prozent Kostenmehrung bei Bauvorhaben.

Des Weiteren könnten die Stadtwerke Strafzahlungen an beauftragte Baufirmen leisten müssen. Denn durch die Umplanung ändert sich der Zeitplan. Ursprünglich sollte im Dezember 2021 Eröffnung sein, nun heißt es im Verwaltungsrat, dass sie sich um ein Jahr verschieben könnte. Das wirbelt die Termine von Firmen und Handwerkern durcheinander, die Probleme mit Aufträgen auf anderen Baustellen bekommen. "Was da auf uns zukommt, muss erst geklärt werden", sagt der Bürgermeister.

Eine Entscheidung im Rechtsstreit mit Architekt Wolfgang Gollwitzer, der die erste Planung für das neue Penzberger Familienbad verantwortete, steht aus. Es geht um etwa 1,2 Millionen Euro, die sich die Stadtwerke zurückholen möchten. Wie sich gezeigt hat, weist das von Gollwitzer geplante Schwimmbecken Mängel auf. Der "Rand" musste verbreitert werden, sagt Korpan. Als Folge musste auch das Gebäude breiter werden. "Die Dachform ändert sich ebenfalls." Probleme gibt es ferner mit dem Rutschenturm, der aus Sicherheitsgründen höher werden muss als geplant. "Es bleibt aber dabei, dass wir zuerst eine Rutsche bauen und nach und nach auf letztlich drei Rutschen erweitern", so Korpan. Diese Attraktion sei wichtig, um im Wettbewerb mit anderen Bädern bestehen zu können. Ebenfalls realisiert werden soll die "besondere Decke" im Badebereich, die Gollwitzer vorgesehen hatte. Fachleute hätten allerdings an der Umsetzung tüfteln müssen.

Probleme mit dem Architekten zeigten sich im Sommer 2019. Wegen "Überlastung" wurden die sogenannten Leistungsphasen sechs bis acht von einem anderen Architekturbüro übernommen. Auch zogen die Stadtwerke einen auf Bäder und Wellnessanlagen spezialisierten Innenarchitekten hinzu, der den nüchternen, von kalten Farben dominierten Entwurf Gollwitzers aufpeppte. Im Frühjahr kam es zum endgültigen Bruch. Die Penzberger Stadtwerke trennten sich von Gollwitzer.

Als der Verwaltungsrat über die Probleme informiert worden sei, habe sich durchaus die Frage gestellt, ob man das neue Schwimmbad noch bauen soll, erzählt Korpan. "Aber dann hätten wir zehn Millionen Euro in den Sand gesetzt." In dieser Höhe sind bereits Aufträge für den Neubau vergeben worden. "Wir können nicht mehr zurück." Eines lässt den Bürgermeister grübeln: Ob vor dem Bürgerentscheid 2018 die Kosten für das Familienbad bewusst zu niedrig angesetzt worden seien, möchte Korpan überprüft sehen.

© SZ vom 22.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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