Schuldebatte:Beschluss beim Nachsitzen

Lesezeit: 2 min

So soll der Schulneubau am Hammerschmiedweg nach den jüngsten Vorstellung des Architekturbüros karlundp aussehen. (Foto: Visualisierung: karlundp Architekten)

Die geplante Erweiterung der Hammerschmiedschule in Wolfratshausen hat im Stadtrat viele Runden gedreht. Nun hat sich das Gremium auf eine abgespeckte Lösung geeinigt. So sollen 20 Millionen Euro eingespart werden

Von Konstantin Kaip

Die Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg in Wolfratshausen soll ein Lehrschwimmbecken bekommen, aber keine Tiefgarage. Das ergibt sich aus den zahlreichen Einsparungen zur Sanierung und Erweiterung, welche die Stadträte am Mittwoch beschlossen haben. Insgesamt soll das Großprojekt damit um etwa 20 Millionen Euro günstiger werden. Die Gesamtkosten belaufen sich laut Schätzung auf etwa 43,5 Millionen Euro.

Der Stadtrat folgte im Wesentlichen einer Vorschlagsliste, die das beauftragte Architekturbüro karlundp nach der Sommerklausur vorgelegt hatte und die eigentlich bereits im Oktober zur Abstimmung kommen sollte. Der Beschluss wurde jedoch zweimal verzögert, zunächst durch einen Einwand des Altbürgermeisters Erich Brockard, der in der Verlegung des Schwimmbads von der Grundschule in Weidach an die Hammerschmiedschule einen Bruch des Eingemeindungsvertrags mit Weidach sah, was das Landratsamt nach Prüfung jedoch verneinte. Im November entschied sich der Stadtrat dann mehrheitlich dafür, einen von Kulturreferent Alfred Fraas (CSU) erarbeiteten Alternativentwurf prüfen zu lassen, und legte die Planung der Architekten auf Eis. Die Beschlüsse zum Fraas-Entwurf wurden am Mittwoch jedoch auf Antrag ihrer Initiatoren, der CSU und der Wolfratshauser Liste, vom Stadtrat einstimmig zurückgezogen. CSU-Sprecher Peter Plößl begründete den Rückzieher in der Sitzung mit der Dringlichkeit des Bauvorhabens. Bis die Ergebnisse einer vertiefenden Untersuchung belastbar seien, sei "ein Zeitfenster von zwei Jahren realistisch", sagte er. Die Schülerzahlprognosen für die Grundschule machten jedoch deutlich, "dass wir viel früher Räume benötigen".

Die Abstimmung über die Einsparungen an dem derzeit größten kommunalen Bauprojekt verlief dann zügig, auch weil der Beschluss bereits in einer Fraktionssprechersitzung und in den Fraktionen vorberaten worden war, wie Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) erklärte. Acht von zehn Vorschlägen nahmen die Stadträte an, um die Anfang vergangenen Jahres auf 60 Millionen Euro taxierten Kosten für die Schulerweiterung zu senken. Verzichtet werden soll demnach auf eine Interimslösung mit Containern (5,6 Millionen Euro), die Tiefgarage und den Abriss und Neubau der Aula (je 2,8 Millionen). Mit weiteren Abstrichen bei den Qualitätsstandards spart die Stadt weitere zwei Millionen Euro ein. Die Verkleinerung zweier Bauteile mit Verzicht auf eine Hausmeisterwohnung reduziert die Kosten zudem um 1,2 Millionen, die Ausführung der Eingangshalle als zum Schulhof hin offene, unbeheizte Verkehrszone spart weitere 1,4 Millionen Euro ein. Und der Umbau im Bestand soll um 330 000 Euro günstiger werden.

Der Stadtrat hielt jedoch an den vier zusätzlichen Klassenzimmern fest, die eine Integration der Weidacher Grundschule in die neue Schule zuließen. Zwar hat das Gremium im November beschlossen, die sanierungsbedürftige Weidacher Schule zu erhalten und nicht zu integrieren. Es herrschte jedoch Einigkeit darüber, dass die Zusatzräume angesichts des Bedarfs an der Innenstadtschule die dafür veranschlagten 663 000 Euro wert seien. Knapp vier Millionen Euro hätte sich der Stadtrat gespart, wenn er auf das Lehrschwimmbecken im Schulneubau verzichtet hätte. Das Gremium aber hielt unisono an dem teuersten Wunschmodul fest, mit dem das marode Bad in Weidach ersetzt werden soll. Dafür hätten bereits vorab "alle Fraktionen ein deutliches Zeichen gesetzt", sagte Heilinglechner. Die Entscheidung dürfte auch die etwa 20 Mitglieder der DLRG Schäftlarn-Wolfratshausen gefreut haben, die vor der Sitzung in signalroter Montur vor der Loisachhalle Spalier gestanden hatten. Die Rettungsschwimmer hatten zuvor bei allen Fraktionen Werbung für das Lehrschwimmbad gemacht, für das sie gemeinsam mit dem Elternbeirat, der Volkshochschule und der Reha-Sport-Gemeinschaft ein Nutzungskonzept entwickelt haben.

Die einzelnen Module sollen nun schrittweise beauftragt werden. Als erstes soll der Grundschul-Satellit errichtet werden, der am dringendsten benötigt wird. Der Neubau auf dem derzeitigen Lehrerparkplatz soll etwa elf Millionen Euro kosten und 20 Klassenzimmer beherbergen.

Heilinglechner betonte zusammen mit seinen Stellvertretern Günther Eibl (CSU) und Annette Heinloth (Grüne) am Tag nach der Sitzung Einigkeit. Er freue sich über den einstimmigen Beschluss, mit dem es "nach vielen multilateralen Gesprächen" nun gelungen sei, den Bebauungsplan fertigzustellen. Schulreferent Fritz Meixner (SPD) sprach von einem "Meilenstein".

© SZ vom 12.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: