Einrichtung bittet um Spenden:Dem Klostergut hat es das Gemüse verhagelt

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Am Boden zerstört: Blumen und Gemüse sind fast restlos hinüber. (Foto: Manfred Neubauer)

Auch in Schlehdorf hat das Unwetter am Samstag enorme Schäden angerichtet. Im denkmalgeschützten Kloster sind die Fenster zertrümmert.

Von Felicitas Amler, Schlehdorf

Auf dem Urlaubsbuchungsportal Booking.com wird die Lage des Cohauses im Kloster Schlehdorf als außergewöhnlich schön bewertet. Gäste, die dort untergebracht sind, haben allerdings gerade die Kehrseite dieser Lage erlebt, denn in Alpennähe ist das Hagelrisiko größer als anderswo. Und Schlehdorf hat der Katastrophen-Hagel am Samstag arg erwischt - wenn auch nicht so dramatisch wie das benachbarte Benediktbeuern. Auch in Schlehdorf wird von tennisballgroßen Brocken berichtet. Im Cohaus des ehemaligen Klosters und in der Kapelle sind die Fenster demoliert; das eingedrungene Wasser konnte aber inzwischen beseitigt werden. Im Klostergut ist die ganze Ernte hinüber.

Die Kirchenfenster der denkmalgeschützten Anlage sind demoliert (Foto: Manfred Neubauer)

Kulturmanagerin Ulrike Rose lebt im Cohaus. Sie erzählt, wie es am Samstag anfing: "Gerade war der große Sonnenschirm im Garten platziert worden, da ging's los. Ich wollte rauslaufen, aber man hörte schon die Schreie im Haus, weil die Fenster kaputtgingen." Der Hagel habe eine riesige Wucht gehabt, sei aber offenbar anders als in Benediktbeuern eher seitlich gekommen, weswegen in Schlehdorf nicht die Dächer zerstört seien.

Starke Gemeinschaft

Das Cohaus, dessen Devise eine starke Gemeinschaft mit jeweils eigenen Räumen ist, hat sich in diesem Sinn beim Hagel bewährt. Rose berichtet, es seien auf allen Stockwerken sofort alle losgerannt, in den Zimmern aufzunehmen und die Fenster mit Planen abzukleben. "Der Hausmeister kam aus Eschenlohe angefahren. Eine Bewohnerin ist in den Baumarkt gefahren, eine hat angefangen, für alle zu kochen."

Trotzdem muss Ulrike Rose ein bedrückendes Fazit ziehen: "Über 70 Fenster des Denkmals, die Butzenscheiben in der Kapelle, alles Obst und sämtliche Blumen und Kräutergärten sowie die komplette Freiland-Ernte der Klostergut-Bio-Gärtnerei sind zerstört. Auch das Blumen- und Blühfeld am Karpfsee ist kahl." Sie ruft daher namens des Vereins Zukunft Kulturraum Kloster zu Spenden auf. Man wisse noch nicht, was und wie viel die Versicherung übernehmen wird. Und es sei jetzt so viel zu tun: Fenster reparieren, nachpflanzen, der Vorhof der Kirche müsse wieder hergerichtet werden.

Das Kürbisfeld sehe aus wie ein Schlachtfeld

Im Klostergut Schlehdorf ist der flapsige Ausdruck, es habe einem das Gemüse verhagelt, traurige Wirklichkeit. Auf der rund einen Hektar großen Anbaufläche der Öko-Genossenschaft ist fast nichts verschont geblieben. Manfred Gassner, im Vorstand zuständig für die Finanzen, sagt, das Kürbisfeld sehe aus wie ein Schlachtfeld; Lauch, Zucchini und Gurken seien komplett hinüber, und auch den Kohl habe es zerfetzt. Dazu komme noch das Blumenfeld - seines Wissens das einzige im Umkreis, das biologisch angebaute Pflanzen bietet. Aber von den Sonnenblumen sei nach dem Hagel "nix mehr übrig". Normalerweise verkauft die Genossenschaft das eigene Gemüse im Hofladen, nun rechnet Gassner mit einem Ertragsausfall von mindestens 10 000 Euro: "Niedrig geschätzt."

Spenden für Cohaus und/oder Klostergut können über zukunftkulturraumkloster.de/de/spenden geleistet werden, dort findet sich auch die Bankverbindung; Stichwort: Hagelschaden Klostergut oder Hagelschaden Cohaus Kloster Schlehdorf

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