Bauvorhaben:Eine Heimstatt feiner Geister

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Whiskey aus der Destillerie des "Schlehwerks" soll künftig seine Liebhaber finden. (Foto: Robert Haas)

Der Iffeldorfer Unternehmer Christian Heinrich plant in Schlehdorf eine Getreidemanufaktur mit Whiskey-Destillerie. Dort will er Genuss und Geselligkeit vermitteln. Geplant sind auch eine Gastronomie, eine Backstube und ein Seminarbereich.

Von Alexandra Vecchiato, Schlehdorf

Christian Heinrich darf man eines mit gutem Gewissen nachsagen: Er ist ein Genießer. Und er hat ein Faible für Spirituosen. Ein Glas Whiskey, noch dazu in geselliger Runde, das ist für den Iffeldorfer Unternehmer der Hochgenuss schlechthin. Diese Erfahrung möchte er gerne mit anderen teilen. In der Gemeinde Schlehdorf plant er eine Getreidemanufaktur mit Whiskey-Destillerie und Gastronomie. Einen Namen hat sein Projekt bereits: Im "Schlehwerk" soll es künftig Verköstigungen von Single Malt, Bourbon bis zum Weinbrand geben. Baubeginn könnte noch in diesem Herbst sein.

Christian Heinrich plant den Bau einer Getreidedestillerie mit Whiskey-Brennerei in Schlehdorf. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Pläne für das "Schlehwerk" sind nicht neu. Etliche Jahre hat sich der Schlehdorfer Gemeinderat damit befasst. Heinrich musste Abstriche machen, was er keineswegs bedauert. "Das Projekt ist gesund geschrumpft", erzählt er. 2015 ging es los. Eine Getreideerlebniswelt wollte Heinrich schaffen mit Seminarraum, Übernachtungsmöglichkeiten und vielem mehr. Das wiederum ging der Gemeinde zu weit. Aus Sorge um die örtliche Gastronomie, Übernachtungsbetrieben und Einzelhandel wie dem Dorfladen verweigerte das Ratsgremium seine Zustimmung. Auch die Dimensionen, die das Bauwerk im Laufe der Zeit annahm, war einigen Schlehdorfern suspekt.

Im April dieses Jahres ging es dann schnell. Der Gemeinderat stimmte den abgespeckten Plänen zu. Heinrich kann auf dem letzten freien Grundstück im Gewerbegebiet "An der Breiten" seinen Traum verwirklichen. Auf etwa zwölf Millionen Euro schätzt der Geschäftsführer eines Hybridglas-Unternehmens in Iffeldorf die Investitionssumme. Mitinvestoren garantierten die Realisierung, so der 54-Jährige. Der Rest werde über Kredite finanziert. "Mir ist nicht bange", antwortet er auf die Frage, ob das zu stemmen sei.

Ein neuer Lebensabschnitt

Chef einer Getreidemanufaktur zu sein, war dem gebürtigen Münchner nicht in die Wiege gelegt. 1985 begann er seine Lehre als Glaser, absolvierte eine Ausbildung zum Kaufmann und machte seinen Meister. Sein Unternehmen floriert. Heinrich könnte sich gemütlich zurücklehnen, den Betrieb geordnet übergeben und an Ruhestand denken. Aber das ist nicht sein Ding. "Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich nicht mehr viel dazu lernen kann in meiner Branche", betont er. Ein Freund habe ihm einmal gesagt: "Wenn du der geborene Handwerker wärst, hätte dich der liebe Gott breiter und größer gemacht."

Vielleicht war es Vorsehung, dass ein Nachbar im Jahr 2002 ihn zum Schachspielen einlud. Er kredenzte einen Whiskey, "mit echter Tiefe und einer Geschmacksbreite", erinnert sich der 54-Jährige. Eine Leidenschaft war entfacht. Ein neuer Lebensabschnitt begann sich aufzutun. Heinrich fing an, sich damit auseinanderzusetzen, was Wasser und Hefe in Verbindung mit Weizen, Roggen und Mais an überraschenden Geschmacksexplosionen hervorbringen können. "Jede Spirituose hat etwas Schönes", schwärmt Heinrich. Das Destillieren und Brauen sei obendrein eine "alchimistische Sache". Wenn die goldbraunen Flüssigkeiten zu blubbern begännen - "einfach Hammer".

"Ich koche sehr gerne und bin obendrein gerne Gastgeber", sagt Heinrich über sich. Die Verwandlung von Nahrungsmitteln in gutes, wertiges Essen in Kombination mit der Geselligkeit, die das Einladen von Gästen mit sich bringe - "dann bist du im Genuss unterwegs". Zur Abrundung ein edler Whiskey: 1985 destilliert und 20 Jahre später eine flüssige Offenbarung im Glas, ein Gaumenschmaus, der zum Träumen anregt. "Wo war ich damals?", sei eine Frage, die er sich etwa stelle. "Du nimmst die anderen auf diese Reise mit. Du findest dich einfach. Es gibt keine Klassenunterschiede, nur Menschen, die gemeinsam genießen."

Verbundensein im Genuss

Exakt dieses Erlebnis, dieses Verbundensein im Genießen, möchte Heinrich einem breiteren Publikum ermöglichen. Wahr werden soll es im "Schlehwerk". Im Erdgeschoss ist die Destillerie samt kleinem Sudhaus geplant. Im Obergeschoss soll es eine Gastronomie mit 90 Sitzplätzen geben. Eine kleine Backstube ist ebenfalls vorgesehen. Denn zur einer Verköstigung gehört auch eine entsprechende Unterlage. Auf 90 Quadratmetern möchte Heinrich zudem einen Seminarbereich einrichten. Eine kleine Kapelle gehört ebenfalls zum Neubau. Was erlaubt ist und was nicht, haben Gemeinde und Bauherr in einem städtebaulichen Vertrag festgelegt. Heinrich betont, dass die Pläne mit dem Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen abgestimmt werden. Schon 2016 hatte er die Schlehwerk UG gegründet, eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Nun fehlt nur noch der Startschuss für die beiden Baukörper.

Im Gebiet "An der Breiten" gibt es noch ein freies Grundstück. Dort soll das "Schlehwerk" realisiert werden. (Foto: Christian Heinrich/oh)

Ehe es zum ersten Spatenstich kommt, ist allerdings noch so einiges zu erledigen. "Ich hoffe, dass wir im Sommer 2025 eröffnen können", sagt Heinrich. Das Projekt brauche nicht nur Geldgeber, so der Iffeldorfer. 20 bis 23 Arbeitsplätze möchte er in seiner Getreidemanufaktur schaffen: vom Braumeister über Destillateure bis zu Kaufleuten, Bürokräften und Koch. "Das Oberland ist Sommer wie Winter eine Touristenhochburg", so Heinrich. Daher ist er sich sicher, dass sich Menschen für das Angebot seiner Getreidemanufaktur interessieren werden.

Beim Schöpfungsprozess selbst dabei sein, verschiedenste Produkte zu probieren und Wissenswertes über Whiskey und Co zu erfahren, werde Begeisterte finden, sagt er. Das Angebot richte sich nicht allein an Erwachsene. Kinder sollen sie begleiten dürfen. "Es geht mir auch um die Vermittlung des verantwortungsbewussten Umgangs mit Alkohol." 45 Minuten im Rausch "locker sein" oder sich eine "gute Spirituose" zu gönnen, Missbrauch oder Genuss - da gebe es eben einen großen Unterschied. "Kinder sollen bei uns erfahren, was sie machen können, wenn sie selbst oder ein Freund, eine Freundin zu viel intus hat." Es gehe um Vertrauen, vor allem zu den eigenen Eltern, die in der Not stets da sein sollten.

Und nicht zuletzt werde die Wertschätzung für die Natur und die Nahrungsmittel ein wichtiges Thema sein. "Ich kann es nicht haben, wenn etwas sinnlos weggeschmissen wird", sagt Heinrich. Für die Produkte, die im "Schlehwerk" künftig verwendet und veredelt werden, gelte daher eine Prämisse: bio und regional. Partner, die das garantieren, wisse er schon an seiner Seite, betont Heinrich.

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