Zukunft des Isartals:Von Baustellen und verschenkten Chancen

Lesezeit: 3 Min.

Die Aufenthaltsqualität in Ebenhausen könnte aus Sicht der Grünen und Gästen verbessert werden, etwa mit Bänken am Kriegerdenkmal. Das war einer der Diskussionspunkte bei einem Rundgang durch den Ortsteil. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Grünen spazieren mit Interessierten zu aktuellen Bau- und Ortsentwicklungsprojekten in Ebenhausen.

Von Susanne Hauck, Schäftlarn

Die Hälfte der Parkplätze ist weg, dafür türmen sich Kieshaufen auf. Auch wer öfter durch Ebenhausen fährt, hat es wegen der von der Straße zurückgesetzten Lage vielleicht noch nicht mitbekommen: Der Edeka macht am 18. Mai zu. Aber nur für ein Jahr. Dann soll er im Juni 2025 modernisiert und größer wieder öffnen.

"Wir haben die Kröte geschluckt", sagt Florian Blomeyer (Grüne), der zusammen mit seinem Gemeinderatskollegen Bernd Büttner für den Samstagnachmittag zum Ortsspaziergang eingeladen hat, um die vielen Baustellen im Schäftlarner Ortsteil Ebenhausen zu diskutieren. Rund 20 Teilnehmer sind dabei. Blomeyer bedauert zwar, dass die Erweiterung der Parkplätze im Landschaftsschutzgebiet stattfindet, aber wenn dadurch der Edeka in Ebenhausen erhalten und das Schreckgespenst eines Supermarkts 800 Meter weiter auf der grünen Wiese am Ortseingang Schäftlarn gebannt würde, könne er damit leben. "Die Leute sind es gewohnt, hier einzukaufen", sagt Blomeyer. "Und es musste etwas geschehen."

Fabian Blomeyer (rechts, mit Plan) und Bernd Büttner (links) von den Schäftlarner Grünen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Denn der Edeka im Gebäude Gut Schwaige, dessen Eigentümerin Vinzenz-Murr-Chefin Evi Brandl ist, war zuletzt sehr in die Jahre gekommen. Nun wird er saniert und mit einem Getränkemarkt und einer Bäckerei mit Café erweitert. Dafür bekommt er einen kubusartigen Vorbau, weswegen die Parkplätze (wie bisher 106 Plätze für Edeka, Rossmann und Hotel) verlegt werden müssen. Der Drogeriemarkt Rossmann bleibt während der Bauphase geöffnet.

Gefahr für die Fußgänger

Zweiter Halt ist vor der kleinen Ladenzeile am Maibaum. Die lange Zeit mit Schlaglöchern übersäte Fläche hat der Eigentümer kürzlich neu asphaltieren und die Stellplätze neu anlegen lassen. Auch wenn es ordentlicher und aufgeräumter aussehe, sei die Chance doch vertan worden, aus dem Platz mehr Aufenthaltsqualität herauszuholen, bedauert Blomeyer. Die Kritik aus der Runde richtet sich vor allem an die enge und unübersichtliche Zufahrt zum Supermarkt. Kein Bürgersteig, und dann auch noch die Altglascontainer, das sei oft richtig gefährlich für die Fußgänger, ist zu hören. Da könne die Gemeinde ruhig mal was für die Verkehrssicherheit tun, genauso wie am Platz vor der Buchhandlung.

Die allgemeine Ideenlosigkeit im Zuge von Bauvorhaben bemängeln Blomeyer und Büttner auch an der umzäunten Fläche mit dem frisch sanierten Kriegerdenkmal. "Wir machen einfach zu wenig aus unseren Plätzen", findet Blomeyer, "es wäre doch schön, wenn die Öffentlichkeit sie besser nützen könnte." Warum nicht wenigstens ein paar Bänke beim Kriegerdenkmal aufstellen, ist ein Vorschlag aus der Runde.

Der Ebenhausener Bahnhof soll barrierefrei werden. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Dritte Station: Der Bahnhof Ebenhausen, der 2026 barrierefrei ausgebaut werden soll. Rollstuhlfahrer können den Bahnsteig, der bislang nur über Treppen erschlossen war, künftig mit einem Aufzug von der Bahnhofseite aus erreichen. Ein paar Schritte weiter an der Lechnerstraße 1 ist das Grundstück schon für das nächste Bauvorhaben abgeräumt. Hier stand lange Zeit ein kleines Häusl an der Schranke, mal war eine Modeschneiderin untergebracht, mal ein Blumenladen. Nun ist es weg. Stattdessen will ein Wolfratshauser Investor Eigentumswohnungen bauen. Darf er auch, aber nur, wenn im Erdgeschoss wieder Gewerbe einzieht, so die Auflage der Gemeinde. "Er sucht händeringend, aber hat bislang niemand gefunden", so Blomeyer. Bioladen, Post, Dienstleister, alles hätte sich zerschlagen. Nun möchte der Investor die etwa 100 Quadratmeter großen Räume an wechselnde Veranstalter vermieten, etwa für Kochkurse oder Ausstellungen. Coworking, das wäre doch auch etwas, schlägt jemand vor.

Der Investor für das Grundstück an der Lechnerstraße 1 sucht wohl noch nach Gewerbetreibenden, die die unteren Stockwerke des geplanten Neubaus beziehen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Unkraut sprießt, Pflaster bröckelt

Der Leerstand der Gewerbeflächen in der Kommune macht Blomeyer und Büttner Sorgen. Die Produktionshallen von Rollladen Schönberger stehen seit Kurzem leer, das Firmengebäude neben der Schäftlarner Tankstelle schon seit 15 Jahren. In Kloster Schäftlarn hat das Sägewerk dichtgemacht. Immerhin, ein Metzger hat die ehemalige Bäckerei an der Schranke übernommen, die Apotheke an der Lechnerstraße gibt es noch und in den Bioladen ist ein Hundesalon eingezogen. Doch leer steht die jüngst entweihte Kirche St. Benedikt. Erst vor ein paar Monaten wurde sie aufgegeben, und der Verfall schreitet schnell voran. Unkraut sprießt, Pflaster bröckelt, die Folie, die das Dach abdeckt, flattert. Das noch völlig offene Schicksal des Gebäudes bewegt die Menschen sichtlich. Auch wenn es eigentlich die Sache der Kirche ist, die Gemeinde könne aktiver werden, wünscht sich die Runde. Der Bürgermeister solle doch mal einen runden Tisch einberufen, um zu diskutieren, was für die Dorfgemeinschaft sinnvoll wäre.

Die katholische Kirche St. Benedikt in Ebenhausen. Wie es mit dem Gebäude nach der Profanisierung weitergeht, ist offen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

"Wir brauchen einen Mäzen, der sich erbarmt"

Dass die Kommune das Grundstück selbst erwirbt, sei finanziell nicht machbar, schon wegen des millionenschweren Neubaus der Grundschul-Turnhalle, erklärt Blomeyer, aber sie könne Mieterin sein. "Wir brauchen einen Mäzen, der sich erbarmt", scherzt er und gibt gleichzeitig zu bedenken, dass es nicht damit getan sei, das Gebäude herzurichten. "Es braucht ein sinnvolles Betreiberkonzept." Die letzte Station des Ortsspaziergangs ist die Grundschule Ebenhausen. Hier soll eine neue, in die Erde versenkte Turnhalle entstehen. Vieles ist noch offen, auch die Kosten. Fest steht nur, dass es teuer wird.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Sakralgebäude in Ebenhausen
:Sankt Benedikt sucht eine Bestimmung

Vertreter des Ordinariats diskutieren mit Interessierten, was mit der profanierten Kirche geschehen soll. Neben altem Frust geht es vor allem um die Frage: Wer soll das bezahlen?

Von Veronika Ellecosta

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: