Sakralgebäude in Ebenhausen:Sankt Benedikt sucht eine Bestimmung

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Diözesanbaumeister Marinus Kohlhauf (Zweiter von rechts) argumentiert vor allem mit Zahlen. Kirchenpfleger Karl Egner (rechts) appelliert, in die Zukunft zu schauen. (Foto: Claus Schunk)

Vertreter des Ordinariats diskutieren mit Interessierten, was mit der profanierten Kirche geschehen soll. Neben altem Frust geht es vor allem um die Frage: Wer soll das bezahlen?

Von Veronika Ellecosta, Schäftlarn

Am Anfang standen die blanken Zahlen, und von ihnen gab es viele. Da wäre die Dachsanierung: 1,8 Millionen Euro. Dann die Erneuerung der Glaswände: 75 000 Euro. Der Kirchenvorplatz: 350 000 Euro. Nicht einberechnet sind Kostensteigerungen in den kommenden Jahren, denn die Baupreise wachsen bekanntlich stetig an. Den hohen Ausgaben für die ehemalige Kirche Sankt Benedikt in Ebenhausen wird das Budget der Erzdiözese München und Freising gegenübergestellt: 33 Millionen Euro stehen jährlich für Bauvorhaben zur Verfügung. Auf die einzelne Pfarrei heruntergerechnet sind das 40 000 Euro.

Diözesanbaumeister Marinus Kohlhauf hatte diese Zahlen in die jüngste Pfarrversammlung des Pfarrverbandes Schäftlarn in Sankt Peter und Paul in Baierbrunn mitgebracht. Sie dienten dazu, den Standpunkt der Erzdiözese zu untermauern, warum Sankt Benedikt im Dezember 2023 entweiht wurde, wo die Zeichen doch anfangs auf Reparatur und Sanierung standen. Die Kosten für das marode Gebäude, so Kohlhaufs Argumentation, seien horrend. Die Diözese könne sich die Sanierung nicht leisten, also habe sie die Tore geschlossen.

Etwa 100 Gäste waren zu der Versammlung gekommen. (Foto: Claus Schunk)

Diese Entscheidung trifft auf Kritik. Etwa 100 Menschen waren zur Pfarrversammlung gekommen, wer keinen Sitzplatz im Pfarrsaal mehr fand, musste stehen. Der Pfarrverbandsrat hatte die Plätze gegenüber den Zuhörerreihen eingenommen. Viele im Publikum waren hier, um ihren Frust kundzutun: Manche fühlten sich mit der Profanierung vor vollendete Tatsachen gesetzt. "Ich bin nicht kritisch, dass Not besteht, aber die Bürger wurden nicht eingebunden, und es ist Vertrauen in die Brüche gegangen", empörte sich eine Zuhörerin. Prompt setzte sie zur Kritik an der Sitzordnung an, die sie stellvertretend für den Entscheidungsprozess ansah: "Es müssen jetzt Arbeitsgruppen gemacht werden. Nicht ein Frontalunterricht wie das hier kann das lösen. Als ich hier hereingekommen bin und diese Sitzordnung gesehen habe, dachte ich, mich trifft der Schlag."

Ordinariatsvertreter, Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung verteidigten ihrerseits die Entscheidung. Der Erzdiözesanbaumeister bat um Verständnis für die demokratisch gewählten Pfarrgremien, die gemeinsam mit dem Ordinariat die Entweihung beschlossen hätten, und auch für die Diözese, die ihren ersten Fall der Profanierung durchmache. Pfarrverbandsrätinnen luden das Publikum ein, sich ehrenamtlich zu engagieren. Und der ehemalige Kirchenpfleger von Sankt Benedikt, Karl Egner, lenkte ein: "Es ist klipp und klar vieles schiefgelaufen, aber wir wollen jetzt in die Zukunft schauen."

Wenig Rückmeldung zu einer Arbeitsgruppe

Die Diskussion, wie es nun weitergeht, stieß Schäftlarns Bürgermeister Christian Fürst (CSU) an: "Ich muss deutlich sagen: Die Gemeinde wird keinen Cent in das Gebäude stecken. Man muss sich klar werden, was finanzierbar ist, und auch offen sein für den Gedanken, das Gebäude aufzugeben. An der Stelle kann auch was Neues entstehen, wenn man keine Lösung findet", sagte er. Fürsts Einwand brachte die Versammlung zurück zu den Zahlen. Denn wie man es dreht und wendet, es muss eine Finanzierung für das Gebäude gefunden werden. Kohlhauf sagte: "Einen Kulturtempel für fünf Millionen Euro wird es nicht geben."

Dem Pfarrverbandsrat gehören (von links) Ulla Bachmann, Regina Böck, Valerie Dohna, Pfarrer Stefan Scheifele, Sofie Mettenheim, Susanne Nahd und Franz Böck an. (Foto: Claus Schunk)

Kirchenpfleger Egner lud die Kirchengemeinde also ein, sich aktiv mit Vorschlägen zu beteiligen. Altbürgermeister Matthias Ruhdorfers (CSU) Erwartung, dass die Diözese Gelder einbringen würde, blockten die Ordinariatsvertreter ab. Eine Zuhörerin regte an, Firmen für Investitionen und Crowdfundingprojekte zu suchen, eine andere hoffte auf Fördertöpfe für Kultur von der bayerischen Regierung oder auf wohlhabende Firmen aus dem Isartal. Der Aufforderung, eine Arbeitsgruppe zu bilden, folgte vorerst nur Marcel Tonnar (Grüne), Schäftlarns Zweiter Bürgermeister. Pfarrgremien und Publikum einigten sich darauf, bis Christi Himmelfahrt mit Ideen an Tonnar heranzutreten, der seinerseits zur nächsten Sitzung der Kirchenverwaltung eingeladen wurde und eine Arbeitsgruppe anstoßen soll.

Manche Zuhörer und Zuhörerinnen blieben unversöhnt. Als die Diskussion um Sankt Benedikt schloss und die Pfarrversammlung sich anderen Tagesordnungspunkten zuwenden wollte, verließen einige den Saal, darunter jene, die sich mehr Beteiligung gewünscht hatten. Pfarrer Stefan Scheifele griff zum Mikrofon: "Wenn man nach so einer emotionalen Sitzung so offensichtlich geht, tut das weh. Da wird demonstrativ gezeigt: Euch Christen brauchen wir nicht, aber euren Raum brauchen wir." Dann fiel die Tür zu.

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