Erneuerbare Energien:Der Wind steht günstig

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Wenig Gäste, wenig Kritik: Schäftlarns Bürgermeister Christian Fürst beim Forum zur geplanten Winkraftanlage. (Foto: Manfred Neubauer)

In Schäftlarn gibt es beim Bürgerforum kaum Kritik zu den geplanten Windrädern im Forstenrieder Park.

Von Veronika Ellecosta, Schäftlarn

Sechs Windräder sollen sich am Ende im Forstenrieder Park drehen, wenn es nach der Energieagentur Ebersberg-München geht. Derzeit laufen noch die Windmessungen im Wald, um die Wirtschaftlichkeit zu überprüfen - und außerdem ein breit angelegtes Artenschutzgutachten. Sobald der Genehmigungsantrag beim Landratsamt München eingereicht und abgesegnet wird, könnte der Bau im besten Fall 2024 beginnen. Bis dahin sind noch einige Hürden zu nehmen. Um in Dialog mit den betroffenen Anwohnern zu treten, hat die Energieagentur in den vier angrenzenden Kommunen zu Bürgerforen geladen. Nach Pullach, Baierbrunn und Neuried war Schäftlarn am vergangenen Donnerstag dran.

Bedenken äußerten nur wenige der 25 Anwesenden in der Aula in der Schäftlarner Grundschule. Die meisten Fragen drehten sich um die neuesten Änderungen in der 10-H-Regelung. Der bayerische Landtag hatte gerade erst beschlossen, den Mindestabstand von neuen Windkraftanlagen zu Wohngebäuden auf 1000 Meter zu verringern und den Bau von Windrädern in Waldgebieten zu vereinfachen. Schäftlarns Bürgermeister Christian Fürst (CSU) und "Windkümmerer" Peter Beermann versicherten, dass die Gemeinden beim ursprünglichen Projektplan bleiben und so die 10-H-Regel nach wie vor beibehalten.

Einige Besucherinnen und Besucher wollten wissen, ob es künftig Möglichkeiten gäbe, Windenergie aus lokalen Quellen dezentral einzuspeichern. Beermann erklärte, dass es bisher noch nicht wirtschaftlich ist, Energie etwa in Form von Wasserstoff einzulagern. Um grünen Strom dezentral einzuspeisen und verteilen zu können, sei außerdem noch ein Netzausbau nötig. Zwei Gäste äußerten mehrfach ihre Bedenken: dass Windenergie in Bayern nicht wirtschaftlich sei, dass das Landschaftsbild leide, und dass durch die Windkraftanlagen Dürre entstehe.

Windkümmerer Peter Beermann, Bürgermeister Christian Fürst und Alexander Oberthür (von links) werben für die Windkraft. (Foto: Manfred Neubauer)

Bisher haben die Standortprüfungen der Windagentur München-Ebersberg ergeben, dass der Wind im Forstenrieder Wald stark genug weht, um im Jahr schätzungsweise 3000 Haushalte pro Windrad mit Strom zu versorgen, insgesamt also 18 000. Im Vergleich zu älteren Windenergieanlagen erlaubten die neuen weiterentwickelten Generationen auch eine durchaus wirtschaftliche Windnutzung im Wald bei mittlerer Windgeschwindigkeit, argumentierte Beermann. Mit der Anlage könne der Landkreis München, in dem erneuerbare Energien bisher kaum eine Rolle spielten, den deutschen Klimazielen ein gutes Stück näherkommen. Zu diesem Schluss kam bereits eine interne Bewertung von Experten im Münchner Landratsamt. Und auch den Mythos von den Dürren versuchte Beermann zu entkräften: Aus der dazu oft zitierten Studie würden falsche Schlüsse gezogen, sagte er.

Bedenken der Naturschützer hatte die Technische Universität München dieses Jahr mit einem anderen Gutachten zu begegnen versucht. Darin heißt es, dass die Windräder im Landschaftsbild kaum stören und auch dem Naturhaushalt im bereits stark wirtschaftlich genutzten Forstenrieder Wald nur marginal schaden würden. Naturgutachter Alexander Oberthür vom Büro Narr gab Auskunft zu den Natur- und Umweltauswirkungen des Projekts. Die Untersuchungen laufen seit Februar bis einschließlich November dieses Jahres. Die Gutachter durchforsten den Wald etwa nach Nistplätzen von Großvögeln, überprüfen die Bestände von gefährdeten Tierarten wie der Haselmaus und nehmen eine ganzheitliche Landschaftsbildanalyse auf.

Ein Besucher misstraute dem Gutachten und witterte politischen Druck, weil die Windkraftanlage wohl nicht verhindert werde. Oberthür erklärte, dass die Vorgaben für die Gutachten vom bayrischen Windkrafterlass stammten und auf wissenschaftlicher Datenbasis erarbeiten worden seien. Das Artenschutzgutachten stelle erst einmal eine neutrale Untersuchung dar, und nenne im zweiten Schritt eventuelle Schutzmaßnahmen. So gebe es etwa Abschaltealgorithmen zum Schutz von Fledermäusen; und um etwa das Habitat der Haselmaus zu schonen, würden die Wurzelstöcke gefällter Bäumen länger im Wald gelassen.

In abschließenden Worten mahnte Bürgermeister Fürst zum Ausbau erneuerbaren Energien. Das sei nicht nur der aktuellen Großwetterlage geschuldet. "Wir brauchen Energie, unser Wohlstand hängt davon ab", sagte Fürst. Außerdem gelte es, die Klimakrise für die kommenden Generationen einzudämmen. Wie ein Mahnmal wirkten da die von Schulkindern gestalteten Plakate an den Wänden der Aula: "Weniger CO2" und "Rettet unsere Erde" war darauf zu lesen, neben gezeichneten Industrieschloten und brennenden Erdkugeln.

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