Reden wir über:Wiederverwertung von Smartphones

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Ernst Gürlich macht mit seinem Weltladen an der "Handyaktion Bayern" mit und sammelt Handys und Smartphones, die wiederverwertet werden sollen. (Foto: privat/oh)

Ernst Gürlich beteiligt sich mit dem Weltladen Bad Tölz an der "Handyaktion Bayern".

Interview von Enno Lug, Bad Tölz

Ob für den Wetterbericht, als Musikbox oder ganz klassisch als Telefon: Smartphones sind ständige Begleiter in modernen Zeiten. In den technisch hoch anspruchsvollen Geräten sind viele Wertstoffe verbaut. Ernst Gürlich beteiligt sich mit dem Tölzer Weltladen am Recycling der Handys.

SZ: Herr Gürlich, Tasten oder Sechs-Zoll-HiTech-Display: Wie alt ist Ihr eigenes Handy?

Ernst Gürlich: Da erwischen sie mich jetzt: Mein Handy ist erst zwei bis drei Jahre alt. Der Grund, weshalb ich mir ein neues gekauft habe, ist folgender: Als ich auf meinem alten Handy die Corona-Warn-App installieren wollte, hat mir die App gesagt: Sie, mit ihrem alten Betriebssystem, da geht nichts mehr, da müssen Sie sich jetzt was Neues zulegen (lacht).

Was passiert bei der "Handyaktion Bayern"?

Die "Mission Eine Welt" und das "Eine Welt Netzwerk Bayern" haben diese Handyaktion in Bayern gestartet. Die Deutsche Telekom stellt die Infrastruktur zur Verfügung. 60 Cent pro Handy werden von der Telekom der Handyaktion Bayern für soziale Zwecke zur Verfügung gestellt. Für die Sammlung wird auf Ehrenamtliche wie mich zurückgegriffen. Es gibt eine Firma, die für das Recyceln und für die Belange des Datenschutzes zertifiziert ist - auf abgegebenen Handys können ja noch Daten sein. Ein Teil der Handys wird wieder aufgearbeitet und verkauft. Der Rest wird so bearbeitet, dass die Wertstoffe, die im Handy sind, Firmen zugeleitet werden, die sie über einen Schmelzvorgang wiedergewinnen. Der Weltladen in Bad Tölz hat seit 2017 bereits über 850 Handys gesammelt, ich habe das Anfang letzten Jahres übernommen.

Und wie genau sieht Ihre Aufgabe aus?

Ich bekomme Sammelboxen, die so aufgestellt werden müssen, dass sich keiner bedienen kann - das muss in einem Laden sein und beaufsichtigt sein. Diese Boxen schicke ich dann direkt an die Recyclingfirmen. Das große Problem derzeit ist, dass man die Handys seit vergangenem Jahr nur noch unter bestimmten Bedingungen zum Recyceln verschicken darf, wenn noch Akkus verbaut sind - das hängt mit der Brandgefahr bei defekten Akkus zusammen. Da gibt es jetzt genaue Regelungen: Die Handys müssen sich zum Beispiel noch ein- und ausschalten lassen. Dadurch ist es komplizierter geworden - aber es geht noch.

Warum ist diese Aktion wichtig?

Weil man die Rohstoffe wiedergewinnt! Man könnte natürlich sagen: Ich kann das Handy auch zum Wertstoffhof bringen und es zum allgemeinen Elektronikschrott werfen - das ist prinzipiell auch richtig. Aber wenn ich jetzt speziell Handys sammele, habe ich die Wertstoffe relativ konzentriert. Wenn Sie sich jetzt vorstellen, Sie werfen das einfach zu den Waschmaschinen, Fernsehern und Radios - alles recht voluminöse Geräte - auf den Elektronikschrott dazu: Da verdünnt man die Wertstoffe.

Was müsste passieren, dass Handys allgemein nachhaltiger werden?

Erstens, dass die Akkus wieder tauschbar werden. Das ist ein großer Punkt, dass der Verbraucher die Akkus wieder tauschen kann, nicht nur Spezialfirmen. Auch wichtig ist, dass die Betriebssysteme länger unterstützt werden als bisher. Nachhaltigkeit hängt ja mit der Benutzungszeit, also wie lang ich ein Gerät benutzen kann, zusammen. Das ist auch etwas, was man privat von den Leuten verlangen kann: Das Handy so lange nutzen, wie es geht. Alle zwei Jahre ein neues Handy, weil dann der Vertrag verlängert wird - das ist kontraproduktiv.

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