Reaktion auf Fukushima:Aktionsbündnis bildet Menschenkette

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Grüne, SPD, Bund Naturschutz und Energiewende Oberland demonstrieren am 6. Juni in Wolfratshausen für Atomausstieg.

Susanne Hamann

Dass Vertreter der Grünen, der SPD, des Bundes Naturschutz und der Energiewende Oberland als erklärte Verbündete zusammenarbeiten, erlebt man in dieser Geschlossenheit nur selten. Den Ausstieg aus der Atomenergie empfinden jedoch die genannten Parteien und Gruppierungen über ihre jeweiligen Grenzen hinweg als so wichtig, dass alle politischen Differenzen in anderen Bereichen vorerst nebensächlich erscheinen. "Der Atomausstieg muss mehr sein als nur ein Punkt auf der Tagesordnung," begründet Manfred Menke, der Vorsitzende der Wolfratshauser SPD, den Willen zur Kooperation.

Deshalb wollen die acht Vertreter aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen die Menschen für erneuerbare Energien sensibilisieren. Man dürfe nicht immer nur auf Ergebnisse auf europäischer oder auf Landesebene warten, sagte Menke der SZ bei einem Pressegespräch am Mittwoch in der Wolfratshauser Flößereigaststätte.

Um sein Ziel ins öffentlich Bewusstsein zu rücken, veranstaltet das Aktionsbündnis als letztes Ereignis in der Reihe der Mahnwachen eine Menschenkette auf dem Marienplatz. Auf diese Weise will man die Bürger informieren und die Bereitschaft demonstrieren, Demokratie zu leben und für die umweltfreundlich erzeugte Energie einzutreten. "Wenn wir nur noch Ökostromkunden haben, dann gibt es auch nur noch Ökostrom," lautet Seibts Rezept. Das Ereignis findet am 6.Juni um 18 Uhr statt. Von 16.30 Uhr an sind Infostände geplant, es folgen Musik und letztlich eine Menschenkette durch die Marktstraße in Wolfratshausen.

Entstanden ist das Aktionsbündnis für den Atomausstieg Wolfratshausen durch die wöchentlichen Mahnwachen zum Gedenken an Fukushima. Seit dem 26. März trafen sich immer montags politische Vertreter und motivierte Bürger, um gemeinsam ein Zeichen zu setzen. "Dadurch ist uns klar geworden, dass wir mehr tun müssen" erläutert Hans Gärtner, der bei einer der Mahnwachen zu dem Bündnis gefunden hat. Er hegt die Befürchtung, dass die Katastrophe von Fukushima bald wieder in den Hintergrund treten könnte und alle politischen Zusagen in Sachen Atomausstieg angesichts einer wenig straffen Rechtslage wieder im Sand verlaufen.

Dem will das Aktionsbündnis, getragen von der Wolfratshauser Ortsgruppe des Bundes Naturschutz, dem Grünen- Ortsverband, dem SPD-Ortsverein Wolfratshausen, den Naturfreunden, der Geltinger Kleinkunstbühne Hinterhalt und dem BSC Musik Münsing durch die Menschenkette ein Zeichen entgegensetzen. Die Vision des Bündnisses ist einfach zu beschreiben: Letztlich soll jede Gemeinde einmal autark von ihrem selbst produzierten Strom leben können.

Dass sie für dieses Ziel noch einen weiten Weg vor sich haben, wissen alle Beteiligten. "Aber", sagt Grünen-Sprecher und Initiator der ersten Mahnwache, Rudi Seibt: "Es geht darum, dass viele Menschen an vielen Stellen kleine Schritte machen." Nur dann werde man an seinem erklärten Ziel ankommen. Das Aktionsbündnis hält einen deutlich früheren Atomausstieg für möglich als im Jahr 2022, wie von der Bundesregierung propagiert.

© SZ vom 03.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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